Mithgar 11 - Die kalten Schatten
Kiefer, aber sie kamen nicht näher. Ghule stiegen ab.
»Was bedeutet das?«, knurrte Brega noch einmal. »Kann es sein, dass sie Angst vor uns haben? Wir sind doch nur zu viert, und ihrer sind dreißig.«
Die vier Kameraden betrachteten die Ghule und Vulgs lange, doch sie fanden keinen Hinweis darauf, was deren Angriff aufgehalten hatte.
»Ich weiß nicht, warum sie angehalten haben«, sagte Gildor, »aber solange sie dort stehen, sitzen wir hier fest.«
»Nein, Fürst Gildor«, meldete sich Tuck zu Wort. »Wir können immer noch durch die Dämmertür gehen.«
»Die Dämmertür!«, rief Galen aus. »Die hatte ich ganz vergessen! Tuck hat Recht. Wir können den Ghola tatsächlich entfliehen!«
» Euer Plan würde uns aus dem Tiegel in die Schmelze führen!«, schrie Brega. »Habt Ihr vergessen, König Galen, dass der Ghath Kraggencor beherrscht?«
»Nein, Brega«, erwiderte Galen, »ich habe es nicht vergessen, aber so lautet mein Vorschlag: Wir gehen durch die Dämmertür und schließen sie hinter uns, und die Ghola werden glauben, dass wir versuchen, unter dem Grimmwall hindurch und zum Morgentor hinauszugelangen. Stattdessen warten wir, ob sie abziehen; wenn ja, kommen wir wieder heraus und schlagen uns nach Süden zur Günarring-Schlucht durch.«
»Und wenn sie nicht abziehen?«, platzte Tuck heraus. »Was dann?«
»Dann sind wir auch nicht schlimmer dran als jetzt«, entgegnete Gildor. »Ja, aber ich meine, warum machen wir es nicht so, wie König Galen es gesagt hat?«, fragte Tuck. »Warum gehen wir nicht tatsächlich unter dem Grimmwall hindurch?«
»Ihr wisst nicht, was Ihr da sagt, kleiner Freund«, antwortete Gildor. »Lieber hundert Ghülka entgegentreten als einem Gargon. Müssten wir nur an den Rüpt vorbeikommen, die in Drimmenheim hausen, würde ich zu dem Versuch raten; ihrem Meister jedoch möchte ich nicht begegnen. Nein, wenn wir die Tür benutzen, dann nur, um die Ghülka zu täuschen, und nicht, um durch die Schwarzen Gruben zu gehen.«
»Nun gut, aber wo ist diese Tür eigentlich?«, fragte Tuck und suchte mit den Augen den glatten Stein der Großen Wand ab. »Ich kann sie zwar nicht sehen, aber sie muss ja hier irgendwo sein.«
»Dort«, sagte Brega und deutete, doch noch immer sah Tuck nichts als dunklen Fels. »Dort, wo das Pflaster so abgenutzt ist, das zu ihr hinführt«, fuhr Brega fort. »Sie ist geschlossen und nicht zu sehen, aber als die Chäkka Kraggencor aufgaben, ließen wir sie einen Spalt offen.«
»Die Brut hat sie geschlossen«, sagte Gildor, »fünfhundert Jahre nach der Flucht der Drimma. Aber auch das ist eine lange Geschichte, die später erzählt werden soll, denn nun gilt unsere Sorge Galens Plan.«
»Mir gefällt dieser Plan nicht«, brummte Brega, »dieses Katz-und-Maus-Spiel, denn dabei droht uns der Ghath. Aber wir haben nun mal keinen besseren.«
»Dann sind wir uns also einig?«, fragte Galen, und als alle nickten, fügte er hinzu: »Dann soll es geschehen.«
Brega hängte sich die Axt über den Rücken, trat an die Große Wand und legte die Hand fest an den blanken Stein; dazu murmelte er leise, kehlige Worte. Und als würde es aus der Hand des Zwergs wachsen, breitete sich auf dem dunklen Granit ein Flechtwerk aus, das hell im Schattenlicht leuchtete und im Wachsen Gestalt annahm. Und plötzlich war die Tür da, und ihr Umriss glänzte auf dem glatten Stein.
Tuck spürte, dass etwas nicht in Ordnung war, und sah hinauf zu Gildor. Der Lian war bleich und zitterte, und auf seiner Stirn perlte Schweiß. Nur Tuck schien es zu bemerken, und er fragte den Elfen: »Was ist mit Euch, Fürst Gildor?«
»Ich weiß es nicht, Tuck«, antwortete der Krieger, »aber etwas schrecklich Böses… weit von hier… «
Brega trat einen Schritt zurück und nahm die Axt vom Rücken. »Haltet Eure Waffen bereit«, sagte er mit heiserer Stimme. Galen und Gildor zückten ihre Klingen, während Tuck hastig den Bogen umhängte und das Langmesser zog. Das rote Licht von Wehe mischte sich mit dem blauen von Tod, während Galen funkelnden Stahl und die Klinge aus Atala in der Hand hielt.
Brega wandte sich wieder der Tür zu und legte die Hand in einen dort leuchtenden Runenkreis, und er rief das Zauberwort, das die Tür öffnete: »Gaard!« Das Flechtwerk aus Zaubermetall flammte kurz auf, und dann begannen sich all die Linien, magischen Zeichen und Glyphen zurückzuziehen, als würden sie in Bregas Hand gesogen, und sie verblassten Funken sprühend, bis der dunkle Granit
Weitere Kostenlose Bücher