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Mithgar 12 - Der schwaerzeste Tag

Titel: Mithgar 12 - Der schwaerzeste Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dennis L. McKiernan
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weder Mensch noch Zwerg oder Elf.
    Aber wir, das Kleine Volk, wir wussten von Anfang an, dass es eine schlimme Sache war… allerdings wussten auch wir nicht, wie schlimm…
    Als ich dann in den Raum an der Spitze des Turms kroch, wo der Myrkenstein lag, hielt er meinen Blick eisern gefangen: Ich konnte einfach nicht wegschauen. Und meine Sehkraft begann zu schwinden, zu verblassen; und wäre Gyphon nicht erschienen und hätte meine Augen auf sich gelenkt, ich glaube, ich wäre da bereits erblindet. Er ist aber gekommen, und ich blickte weg von dem Stein, erst auf ihn, dann auf Laurelin und Modru. Und ich nahm den roten Pfeil aus dem Köcher und legte ihn an die Sehne. Als ich dann noch einmal zum Myrkenstein schaute, um auf ihn zu schießen, nun, da raubte er mir den Rest meiner Sehkraft: Ich sah nichts mehr, das schreckliche schwarze Maul hatte mein Augenlicht verschlungen.
    Ich muss genau in den Stein geblickt haben, als ich darauf schoss. Und nur in dem unerträglich grellen Schein, mit dem er verbrannte, sah ich noch einmal etwas. Und als der grelle Schein erlosch, war ich blind.«
    Tuck schwieg einen Augenblick, dann fügte er mit leiser, stockender Stimme hinzu: »Das Letzte, was ich sah… war ein unerträglich scheußliches Ungeheuer… es fiel… und fiel in eine Grube, die jede Vorstellung übersteigt. Wenn jemand sein Augenlicht verliert, dann sollte er noch einmal etwas Schönes sehen… eine Blume, vielleicht… « Merrili drückte Tucks Hand, während Rael sich vom Fenster abwandte und den Bokker ansah. »Ich weiß nicht, was den Schaden an Euren Augen verursacht hat, Tuck - die merkwürdige schwarze Strahlung des Myrkensteins, was am wahrscheinlichsten ist, oder das heftige Gleißen bei der Zerstörung des Steins. Eins aber weiß ich bestimmt: Euer Gebrechen ist einer Schneeblindheit nicht unähnlich … ich fürchte allerdings, es ist für immer.« Rael hielt inne, eine tiefe Traurigkeit in den Augen. »Ihr, der Ihr die Sonne nach Mithgar zurückgebracht habt, werdet das Tageslicht möglicherweise nie mehr sehen.«
    Merrili schluchzte laut auf und weinte bitterlich. Und Tuck zog sie an sich, strich ihr übers Haar und tröstete sie. »Weine nicht, meine Merrili. Dafür gibt es keinen Grund. Vielleicht werde ich die Sonne nie mehr sehen, aber ich spüre sie auf meinem Gesicht.« Talarin und Rael verließen leise das Zimmer, und zurück blieb ein blinder Bokker, der eine weinende Mamme im Arm hielt, und beide saßen in goldenes Sonnenlicht getaucht.
    Eine Woche verging wie im Flug, und die Legion erholte sich gut und gewann dank der Verpflegung durch die Elfen an Kraft und Gesundheit. Und auch die Lebensgeister wurden in dem stillen Tal erneuert. Es gab jedoch keine Feierlichkeiten, denn die Lian befanden sich in tiefer Trauer. Zwar hatten sie lange nicht so viele Kriegstote zu beklagen wie die Menschen, doch beinahe die Hälfte der Elfenkrieger im Ardental war gefallen. Und für ein Volk, das als unsterblich gilt, bedeutet der Tod einen besonders schweren Schlag: Denn der schwarze Schnitter verkürzt das Leben dieser Leute nicht nur um ein paar Jahre, vielmehr geht eine unermessliche Spanne an Zeit verloren. Am siebten Tag traf schließlich der Zug mit den am Eisernen Turm Verwundeten aus Gron ein, und auch sie wurden in die geheime Zuflucht geholt.
    Ihre Ankunft schien ein Signal für Hochkönig Galen zu sein. Er wollte nun nach Süden reisen, und der größte Teil der Legion würde ihn begleiten, denn wie er dem Rat mitteilte: »Es gibt viel zu tun: Das Reich muss in Ordnung gebracht werden, und ich werde in Pellar gebraucht.
    Aber auch dies sage ich: Ich wünsche, dass die Wellener eine Eskorte bilden und die Waerlinga in das Land der Dornen zurückbringen, denn das Kleine Volk hat mehr gegeben, als man verlangen konnte, vor allem Tuck Sunderbank. Niemand wird ihn je für seine Taten entlohnen können, denn wir stehen unermesslich tief in seiner Schuld. Doch wir werden folgendermaßen beginnen, sie abzutragen: Menschen werden in die Sieben Täler gehen, um dort beim Wiederaufbau zu helfen, und als erstes Haus wird das von Tuck hergerichtet. Aber das ist noch nicht alles, denn die Krone wird unsere Verpflichtung ihm gegenüber nie vergessen, und es wird ihm an nichts fehlen. Nun denn: Wenn die Legion bereit ist, werden wir unsere Reise morgen fortsetzen.« Und so wurde es entschieden: Tuck und die übrigen Wurrlinge würden zusammen mit den überlebenden Wellenern nach Westen, zu den Sieben Tälern

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