Mithgar 12 - Der schwaerzeste Tag
aufbrechen, während die Legion nach Süden, in Richtung Valon und dann weiter nach Pellar ziehen würde. Brega aber, eigensinnig, wie er war, wollte nicht mit der Legion reisen, denn er weigerte sich, ein Pferd zu besteigen. »Hmpf! Auf einem Pferd reiten? Unsinn!«, brummelte der Zwerg. »Der Krieg ist vorbei, und ich setze mich von jetzt an nur noch auf ein Pony. Mag die Legion auf ihren großen Tieren eilig nach Süden reiten, ich dagegen werde schön gemächlich in die Roten Berge zurückkehren, und zwar auf einem vernünftigen Reittier, falls sich eines auftreiben lässt. Und wenn nicht, dann gehe ich eben zu Fuß.« Kein Zureden, kein Argumentieren konnte den halsstarrigen Zwerg von seinem Entschluss abbringen: Er würde auf einem Pony reiten oder zu Fuß gehen. Und der Hochkönig forderte ihn nicht auf, seine Haltung zu ändern, denn Galen begriff zwar nicht, wieso Brega diesen Standpunkt einnahm, aber er respektierte die Wünsche des Zwergs.
Schließlich suchte man ein Pony und überließ es Brega. Am nächsten Tag würde der Zwerg nach Süden zu seinen geliebten Roten Bergen aufbrechen, und Flandrena würde ihn auf seinem Ross begleiten und ihm Gesellschaft leisten, denn seit ihrer Besteigung der Wälle von Modrus düsterer Festung waren die beiden gute Freunde geworden. Was Fürst Gildor anging, so wollte dieser eine Weile im Ardental bleiben, denn auch er war in der Heilkunst bewandert und konnte sich um die Verwundeten kümmern. So sollten die Grubengänger getrennt werden, und ein jeder sollte seinem eigenen Ruf folgen. Am nächsten Morgen würden sie einander Lebewohl sagen.
Hell und klar brach der Morgen an. Die Legion stand zum Aufbruch bereit, ebenso die Wurrlinge in Begleitung der Wellener. Brega hielt die Zügel eines kleinen grauen Ponys, und an seiner Seite war Flandrena. Talarin, Rael und Gildor standen vor einer Versammlung von Lian, ihnen gegenüber Tuck, Patrel und Merrili sowie Igon, Laurelin und König Galen. Hinter dem König hatten Vidron und Ubrik Aufstellung genommen. Und die drei Elfen - König, Königin und Sohn - traten vor, um sich zu verabschieden; sie drückten Hände und umarmten ihre hochverehrten Gäste.
»Lebt wohl, Rael«, sagte Laurelin in den Armen der Elfe. »Ihr kamt in der Stunde der größten Not zu mir und habt mir Trost gespendet, habt meinen Geist von einem dunklen Ort weggeholt, an den er sich geflüchtet hatte. Ich werde mich bemühen, jene Tage in Gron zu vergessen, aber an Eure Zuneigung werde ich mich stets erinnern.«
Und Rael küsste Laurelin, und die beiden standen sich gegenüber und lächelten einander an, und es war, als würde der Mond die Sonne ansehen, so schön waren sie. Gildor ging zu Tuck, kniete nieder und umarmte ihn. Und als Tuck versuchte, dem Elfenfürsten das Langmesser zurückzugeben, sagte dieser: »Nein, Tuck, es ist Eures und soll Euch für immer gehören.«
Dann wandte sich Gildor an Patrel. »Als wir zusammen in der Feste Challerain waren, kleiner Freund, und als ich Euch die Laute spielen hörte, da wusste ich, Ihr würdet auch eine Harfe beherrschen. Und deshalb beschloss ich, Euch das hier zu schenken, falls wir beide diesen Krieg überleben.« Gildor überreichte Patrel eine kunstvoll gearbeitete, schwarze Elfenharfe mit silbern glitzernden Saiten. »Sie gehörte mir in meiner Jugend, und ich möchte, dass sie von nun an Euch gehört. Sie ist klein, aber sie passt zu Euch, und ihr Klang ist lieblich wie die klare Luft.« Patrel nahm das Geschenk und hielt es ehrfürchtig in Händen, und ein sanfter, launischer Lufthauch ließ das glänzende Silbergewebe leise summen. »Wie kann ich ein derart unschätzbares Geschenk annehmen, Fürst Gildor? Es verdient die sichere Hand eines Könners, nicht die tapsigen Finger eines Tollpatsches, wie ich einer bin.«
Gildor lachte. »Ihr seid kein Tollpatsch, Patrel, sonst wäre niemand aus der Legion in Modrus dunkle Zitadelle gelangt. Eure Geistesgegenwart hat den Troll am Fallgitter genarrt und ihn dazu gebracht, eigenhändig die Sperre hochzuziehen. Nein, Patrel, nehmt die Harfe - wie ich schon sagte, Ihr könnt sie beherrschen, ich gebe Euch mein Wort darauf.«
Während Gildor und Patrel noch lachten, kam Rael zu Merrili, und die schwarzhaarige Mamme sah mit ihrem Saphirblick in die tiefblauen Augen der Elfe. »Merrili Holt«, sagte Rael und lächelte, »nie werde ich den Tag vergessen, an dem ich Euch kennenlernte - die Dame, die inmitten von Kriegern in die Schlacht ritt. Man wird noch
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