Mithgar 14 - Zwergenmacht
morgen, in einer Woche oder nie.
Doch während wir warten, gibt es viel zu tun. Wir müssen unsere gefallenen Kameraden unter Steinhügeln begraben, bis wir sie anständig beerdigen können. Versorgt die Pferde, dann ruht euch aus, denn ihr seid müde. Geht jetzt in dem Wissen, dass wir hier eine sehr wichtige Aufgabe erfüllen.«
Die Krieger salutierten vor Brytta – Hai – und wandten sich ihren Pflichten zu.
»Hogon«, rief Brytta, »stell acht Wachen in Zwei-Stunden-Schichten auf: vier hangaufwärts und vier hangabwärts.«
Während Hogon die Wachen auswählte, wandte Brytta sich an einen flachshaarigen Jüngling: Brath, ein Blutsverwandter Bryttas. »Brath, Sohn meiner Schwester«, sagte er müde, während er sich auf einen kleinen Felsen setzte.
Der jüngere Mann, dessen linker Arm geschient war und in einer Schlinge ruhte, trat zu seinem Anführer und Blutsverwandten. »Sire?«
»Dein Arm ist gebrochen und du hast eine Beinwunde davongetragen«, stellte der Marschall mit grimmigem Stolz fest, denn Brath war für viele tote Feinde verantwortlich. »Zu einer anderen Zeit und an einem anderen Ort würde ich dich nach Hause schicken.« Brytta hob beide Hände, um den Protesten zuvorzukommen, die dem jungen Krieger auf den Lippen lagen. »Stattdessen schicke ich dich auf den Berg dort« – er zeigte auf die Rotwacht – »wo du Wylf ablösen sollst, denn er ist gesund und unverletzt, und wir brauchen seinen starken Arm. In diesem Fall gehst du in Ehren, denn wir brauchen jemanden, der sich um das Signalfeuer kümmert und das Heer alarmiert, falls dies nötig werden sollte. Nimm zusätzliche Kleidung mit, denn Arl hat gesagt, dass es kalt dort oben ist. Du kannst seinen Mantel nehmen, denn er braucht ihn nicht und würde ihn dir mit Freuden geben, könnte er es noch sagen.«
Brath ging wortlos, und Gannon begleitete ihn, denn beide Hände Gannons waren gebrochen, und er konnte keine Waffen mehr tragen, aber sein Auge war scharf und Wache stehen konnte er.
Provisorische Hügelgräber für die getöteten Reiter wurden errichtet, um sie zu schützen, bis sie in die weite Prärie der Ebene gebracht und beerdigt werden konnten. Die Vanadurin enthielten sich aller Trauerbekundungen für ihre gefallenen Brüder – obwohl es ihnen schwer fiel –, denn bei den Harlingar ist es Brauch, erst beim endgültigen Begräbnis zu trauern.
Die Sonne stieg höher, und die Krieger ruhten sich aus. Zwei Stunden vor Sonnenuntergang ritt Wylf in das stille Lager ein. Er saß in der Nachmittagssonne und badete in ihrer Wärme, während Brytta schlief. Wylf unterhielt sich mit einem der Wächter, der ihm in der valonischen Kriegssprache die Geschichte vom Kampf gegen den Kraken, den Rukh-Spionen und der Schlacht im Hohlweg erzählte. Wylf lauschte gespannt, und in seine Augen trat ein grimmiges Funkeln.
Kurz vor der Dämmerung erwachte das Lager, und nach einem raschen Mahl aus Kommissbrot und Dörrfleisch wurden die Pferde von der Wiese ein Stück hangabwärts geholt. Die Krieger bereiteten sich auf das vor, was die Nacht bringen würde.
Die Dunkelheit brach herein, und wieder wurde die Falle gestellt und zum Zuschnappen bereit gemacht, falls Gezücht auftauchte. Diesmal postierten die Vanadurin je einen Bogenschützen auf den Felswänden des Hohlwegs, um Wrg daran zu hindern, auf diesem Weg zu fliehen. Doch Brytta glaubte, dass er damit die Stalltür schloss, nachdem der Hengst ausgebrochen war, denn in ihm gärte immer noch, dass vielleicht ein Drökh entkommen war und zum Schaden ihrer Queste Gnar die Anwesenheit des Heeres gemeldet hatte – ein Drökh, den er, Brytta, hätte töten müssen. Der Marschall warf wieder einen verbitterten Blick auf seine gebrochene Hand.
Die Dunkelheit vertiefte sich, und die Sterne gingen auf. Auch der Mond schien wieder silbrig und voll. Die Krieger unterhielten sich leise über die Dämmertür und fragten sich, ob sie sich öffnen würde, denn dies war die erste verabredete Nacht.
Die Zeit verstrich quälend langsam, und jeder Augenblick schien zu erstarren.
Doch dann war doch die zwölfte Stunde angebrochen. Jetzt war die Zeit für König Durek gekommen, die Worte des Öffnens zu sprechen. Stille Momente verstrichen. Mitternacht ging vorüber, und Brytta verzehrte sich nach dem Wissen, was an der Tür vorging, da ihn ein ungutes Gefühl beschlich. Wiederum schien die Zeit zu kriechen.
Plötzlich stieß der Bogenschütze auf der Südwand einen Ruf des Erstaunens aus. »Ai-oi!«,
Weitere Kostenlose Bücher