Mithgar 15 - Drachenbann
unsere Dara wartet.«
Doran senkte einlenkend den Kopf und nahm das Aspergillum vom Tisch. Er hielt es ehrfürchtig in den Händen, bevor er es an Gavan weiterreichte. Der junge Priester drückte das Artefakt an die Brust, fiel auf die Knie und dankte inbrünstig Adon.
Faeril betrachtete den betenden Mönch eine Weile, bevor sie sich an Aravan wandte. »Brechen wir auf, denn Riatha wartet.«
Sie verstauten die letzten Vorräte, schulterten die Rucksäcke, gingen hinaus auf den Flur und durch die Halle der Verehrung, gefolgt von Doran und Gavan. Es war früh am Morgen, ein fahles Licht erleuchtete den Himmel. Der kalte Wind fegte um die steinernen Gebäude, und Gwylly fragte sich, ob wohl ein Sturm aufzog. Am Tor blieben sie stehen. Urus zog den Balken zurück.
Als sie das Portal öffneten, blickten sie auf eine makellose Schneedecke hinaus. Von den toten Vulgs war nichts mehr zu sehen, was auch niemand erwartet hatte. Mit dem Tageslicht waren die toten Kreaturen unter dem Bann zu Asche zerfallen, die der Wind verweht hatte.
Gwylly trat hinaus in den Schnee, bückte sich suchend und fand drei Armbrustbolzen.
Faeril drehte sich zu dem Abt herum. »Ich verdanke Euch mein Leben, Doran. Wäret Ihr und Eure Armbrust nicht gewesen, ich wäre jetzt tot.«
»Hai!«, rief Gwylly, der zu ihnen zurückkam und die drei Bolzen in die Höhe hielt. »Einer fiel durch den Bokker, einer durch den Bär, aber zwei der fünf hat Doran erledigt. Ich wünschte, ich besäße Euer Können!«
Doran winkte abwehrend mit der Hand, doch es war offenkundig, dass er sich freute, als Gwylly ihm die Bolzen zurückgab.
»Passt auf Euch auf, Priester«, brummte Urus Gavan an. »Beschützt Euch selbst, dann wacht Adon vielleicht auch über Euch.«
Gavan lächelte fast unmerklich. »Ich werde für Euch und die Euren beten«, meinte er.
Doran schlug ein Kreuz in der Luft. »Adons Segen sei mit Euch allen.«
Aravan hob zum Abschied seine Hand. »Möge Er Euch beide ebenfalls beschützen.«
Dann brachen die vier auf, geführt von Faeril. Die beiden Adoniten sahen ihnen nach. Schließlich schlossen sie das Portal wieder und schoben den Balken vor. Danach drehten sich der alte Abt und der junge Mönch herum, gingen durch den Wind über den Hof und in die Halle der Verehrung. Als sie sie betraten, bebte der Boden unter ihren Füßen, als fürchtete er sich.
Die vier stiegen zu dem Bergsattel empor und hielten auf dem Kamm inne. Urus warf einen Blick zurück auf den schimmernden Gletscher, diesen mehrere Meilen breiten Fluss aus Eis, der aus den Bergen im Süden quoll und im Norden am Horizont verschwand. »Lange war ich darin gefangen, doch mir kommt es wie gestern vor.«
Sie drehten sich um, marschierten im Gänsemarsch durch den Spalt und wanderten dann in das zerklüftete Land hinaus.
Sie folgten dem Hang hinab, kletterten über Kämme, umgingen Spalten und ließen sich steile und geneigte Felswände hinab. Der Stein war von Schnee bedeckt, vereist und wurde vom Wind gepeitscht. Sie machten oft Rast, denn sie waren müde, vor allem Faeril, die genau diesen beschwerlichen Weg erst in der Nacht zuvor gekommen war. Außerdem waren sie alle mit schweren Rucksäcken beladen. Urus und Aravan trugen abwechselnd einen weiteren, den sie Riatha geben wollten, sobald sie sie erreichten. Urus war ebenfalls geschwächt. Er war abgemagert, seine Kleidung schlabberte um seinen Körper herum, und niemand wusste, auch er selbst nicht, wie es ihm gelungen war, tausend Jahre Gefangenschaft in dem Gletscher zu überleben. Gwylly hielt es für ein Wunder, dass er überhaupt noch am Leben war, Faeril und Aravan dagegen enthielten sich einer Meinung.
Und so, schwach und erschöpft und beladen, marschierten sie den Hang hinab, unter einem bewölkten Himmel. Irgendwo vor ihnen hofften sie eine Elfe zu finden, die den Bau eines Monsters bewachte.
Spät an diesem trüben Nachmittag näherten sie sich den Klippen über Stokes’ Schlupfwinkel. Faeril mahnte sie zur Stille, während sie sie zwischen den Kiefern und durch den frisch gefallenen Schnee bis zu dem Ort führte, an dem sie und Riatha gewacht hatten. Die Elfe war nicht da.
Stattdessen waren die Spuren von Rukhs, Hlöks und Vulgs in dem niedergetrampelten Schnee nicht zu übersehen!
Gwyllys Herz schlug heftig vor Wut, als er seinen Zorn hinausschreien wollte, aber er presste die Lippen zusammen. Als sie sich bückten, um die Spuren zu untersuchen, war unter den Kiefern alles ruhig, bis auf das
Weitere Kostenlose Bücher