Mithgar 18 - Drachenkrieg
passierten erneut eine Nische mit Gütern. Die Kisten und Fässer waren in demselben erbärmlichen Zustand wie die anderen.
Schließlich erreichten sie den Eingang einer Kammer, in der das goldene Licht glühte. Aravan blieb einige Schritte vorher stehen und Jäger hielt sich neben ihm. »Vorsicht«, hauchte ihm der Elf ins Ohr, »denn das hier ist die Kristallgrotte.«
Sie schlichen weiter, bis eine Wand der Kammer vor ihnen auftauchte. Die Decke und die Wände bestanden ausschließlich aus langen, sechsseitigen Kristallen, die in willkürlichen Winkeln in den Raum hineinragten. Den unebenen Boden bildeten ebenfalls Kristalle, die aussahen, als hätten auch sie in den Raum hineingeragt, wären jedoch zerschlagen - und der Boden grob geglättet - worden. Die Grotte funkelte in einem goldenen Licht, das aus einer Quelle kam, die sie noch nicht sehen konnten. Dafür jedoch erblickten sie Runen, die in den Boden gehackt worden waren. Ihre Formen verwirrten zunächst die Sinne, fast so, als würden sie sich obszön winden, obschon sie doch fest in das Kristall gemeißelt waren.
Aravan holte tief Luft und trat in den Eingang, Jäger an seiner Seite. Der Boden senkte sich zu einer großen, runden Kammer ab, die mehr als siebzig Meter im Durchmesser maß und aus großen Kristallen bestand, die in dem goldenen Licht funkelten. Der unebene Boden bildete eine große, flache Mulde, und in deren Zentrum stand ein großer, massiver Kristallblock, der als Altar diente. Blutlachen bildeten sich auf seiner Oberfläche, und zwei getötete Menschen lagen an seinem Fuß. Daneben stand Ydral, die Arme hoch erhoben und Kristallopyr in seiner Rechten. Von dessen Spitze ging die goldene Strahlung aus. Und auf dem Altar stand in dem schimmernden Licht eine wundervolle männliche Gestalt, die ihre Füße fest in die Blutlachen gestemmt hatte. Hinter der Gestalt gähnte ein Spalt in der Luft, der den Blick anzog, ohne dass der Verstand fassen konnte, was die Augen sahen, denn hinter dem Spalt war es weder hell noch dunkel, sondern dort existierte … das Nichts.
Plötzlich erlosch das Feuer in Kristallopyrs Spitze, der Spalt in der Luft aber verschwand. Das goldene Strahlen dagegen erlosch nicht, sondern wurde jetzt von der Gestalt auf dem Altar ausgestrahlt.
Aravan rannte lautlos durch den Eingang über die boshaft schimmernden Runen, während ihm Jäger mit langen Sätzen vorauseilte.
Doch in diesem Moment blickte Ydral hoch und sah die Angreifer. Er schnappte nach Luft und wich zurück. Doch derjenige mit den Füßen im Blut drehte sich um und sah die beiden. Nach einem beinahe verächtlichen Winken mit Seiner Hand wurden Aravan und Jäger langsamer, noch langsamer, bis sie sich schließlich gar nicht mehr bewegten. Das Silberne Schwert fiel aus Aravans schlaffer Hand und mit einem leisen Klirren zu Boden.
An diesem Ort, zu dieser Zeit und an allen Orten dieser Welt zu allen Zeiten und in allen übrigen Welten glitten Sonnen über gewisse Linien. Nun endlich war die Trinität gekommen.
Raudhrskal erhob sich mit seinen mächtigen Schwingen in die Luft über der Insel und flog davon, denn nicht einmal ein Drache konnte es mit einem Gott aufnehmen, und Raudhrskal wusste, dass in der Kristallgrotte unter der Insel ein Gott erschienen war.
Kutsen Yong sah den Astrologen an. »Es ist so weit«, sagte der Mann an der Sonnenuhr. »Alle Dinge sind im Gleichgewicht.«
Doch noch bevor Kutsen Yong den Befehl geben konnte anzugreifen, brach der Boden unmittelbar vor Ebonskaith auf.
Obwohl sie versuchten, sich zu befreien, konnten sich weder Aravan noch Jäger rühren, denn Gyphon hielt sie im Bann Seines Blickes gefangen. Sie fühlten die Wucht Seiner Macht.
»Narren«, zischte Gyphon, oder Rakka, der Jidu Shängdi, der Große Böse, der Gott mit tausend und mehr Namen. »Glaubtet ihr wirklich, ihr könntet Mich aufhalten? Das könnt ihr nicht, denn jetzt naht Meine Rache, und Mithgar und die Mittlere Ebene werden Mir gehören, und damit die gesamte Schöpfung. Und jetzt kann niemand mehr Mir Meine rechtmäßige Bestimmung streitig machen!«
Gyphon deutete mit der Hand auf Aravan und Jäger. »Ihr seid Narren, dass ihr es auch nur wagtet, Mich zu töten!«
An den Spitzen Seiner Finger bildete sich eine Schwärze, doch dann lächelte Er, ließ Seinen Arm sinken und die Schwärze löste sich auf. Er wandte sich an Ydral. »Als kleine Belohnung, Mein Regent«, sagte Er, »darfst du den Elf und seinen Köter töten.«
Ydral
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