Mitten im Gefühl: Roman (German Edition)
er, er habe sich etwas am Knie getan.«
»Seinem Knie geht es wieder gut.« Daisy rollte mit den Augen. »Als ich die Party verließ, fegte er mit allen anwesenden Damen über das Parkett. Sie haben tatsächlich darum gestritten, wer als Nächstes mit ihm tanzen darf. Und die Mutter der Braut schob im Foxtrott mit ihm durch den Raum und sah ungeheuer selbstgefällig aus. Ehrlich, sie ähnelte einem Wal, der in einen lila Duschvorhang eingewickelt ist.« Daisy stöhnte angesichts der Erinnerung auf. »Sie ist eine stinkreiche Witwe und hält wahrscheinlich Ausschau nach Ehemann Nummer zwei. Armer Dad, welche Chance hat er gegen sie? Bis ich zurückkomme, hat sie ihn wahrscheinlich schon nach Gretna Green gekarrt.«
Maggie lachte und füllte die Gläser auf. »Ich bin sicher, dein Vater weiß sich zu wehren.«
»Es lag ein furchtbar entschlossenes Funkeln in ihren Augen. Und sie hat ellenlange, lila lackierte Fingernägel.«
»Übrigens, warum kam mir der Trauzeuge so bekannt vor?« Tara hob den Kopf. »Ich weiß, ich kenne ihn nicht, aber ich bin sicher, ich habe ihn schon mal gesehen.«
»Dev Tyzack«, klärte Daisy Maggie auf. »Spielte früher Rugby für Bath und für die Nationalmannschaft. Letztes Jahr hat er sich vom aktiven Sport zurückgezogen.«
»Dev Tyzack.« Maggie war sichtlich beeindruckt. »Er ist umwerfend.«
Tara schürzte die Lippen. »Schade, dass sein Charakter nicht seinem Aussehen entspricht.« Sie sah Daisy an. »Musstest du dich bei ihm entschuldigen?«
»Ja. Aber ich habe durchblicken lassen, dass ich keine Silbe davon ernst gemeint habe.«
»Und wie hat er es aufgenommen?« Tara hob ihre Augenbrauen. »Ich meine, war er nett?«
Daisy dachte kurz nach. »Wie soll ich es formulieren?«, sagte sie schließlich. »Äh … nein .«
Eine Stunde später kehrte Daisy zum Hotel zurück. Die Hochzeitsparty klang allmählich aus. Zwei Taxis waren bereits auf der High Street an ihr vorbeigefahren. Der Regen hatte nachgelassen, aber die Straße war noch nass und die Temperatur sank rasch. Die glücklichen Flitterwöchner waren bereits auf dem Weg zu einem dreiwöchigen Aufenthalt auf der paradiesischen Insel St Lucia. Wenn man dafür allerdings Dominic Cross-Calvert ehelichen musste, dachte Daisy, dann zog sie es vor, sich den Hintern in Gloucestershire abzufrieren.
Andererseits … ging sie womöglich allzu hart mit Dominic zu Gericht? Was hatte er denn getan, außer dass er überraschend einer Exfreundin gegenüberstand und sich von der Hitze des Augenblicks hatte mitreißen lassen?
»Igitt«, sprudelte es aus Daisy heraus, als ein drittes Taxi vorbeiraste und aus einer gewaltigen Pfütze eine Woge schlammiges, eiskaltes Wasser über sie spritzte. Na toll, genau das hatte ihr noch gefehlt. Der cremefarbene Wollmantel, den Hector ihr zu Weihnachten geschenkt hatte, war jetzt nichts weiter als ein schmutziger, nasser, wollener Überwurf mit braunen Flecken. Außerdem waren sogar ihr Gesicht und ihre Haare schlammbedeckt. Was für ein glänzendes Ende für einen wahrhaft glänzenden Tag.
Dummerweise war es noch gar nicht das Ende. Als sie sich gerade mit ebenfalls schlammnassen Händen Augen und Gesicht abwischte, fand sich Daisy plötzlich im Scheinwerferlicht eines Wagens wieder. An der Hotelpforte blieb das Auto stehen. Das Fenster auf der Fahrerseite des sportlichen schwarzen Mercedes glitt herunter, und Dev Tyzack grinste zu ihr hoch. Neben ihm auf dem Beifahrersitz saß Jeannie und sah aus, als ob all ihre Geburtstage auf einen Tag gefallen wären.
»Was ist?«, meinte Daisy kurz angebunden. Sie merkte voller Entsetzen, wie ihr die schlammige Brühe über die Wangen lief.
»Wissen Sie, als ich klein war, wollte ich immer der furchtlose Schokoladenmann von Cadbury sein.« Dev tat, als hätten sie ihre Unterhaltung erst vor wenigen Sekunden unterbrochen. »Ich hatte diese Phantasievorstellung, wie ich mich von Hochhäusern abseilte, durch krokodilverseuchte Gewässer schwamm und mich an Lianen über Schluchten hinweghangelte, nur um einer Dame das zu geben, was sie sich mehr als alles andere wünschte.«
Nur weiter, war Daisy versucht zu erwidern, wir wissen ja alle, was die Dame auf deinem Beifahrersitz sich in diesem Augenblick mehr als alles andere wünscht.
Laut sagte sie: »Ach ja? Wie faszinierend!«
»Die schlechte Nachricht ist, dass mir die Schokolade ausgegangen ist«, meinte Dev Tyzack.
»Gott, wie schrecklich.«
»Dev.« Neben ihm gurrte Jeannie verzückt. »Komm schon,
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