Mitten im Gefühl: Roman (German Edition)
bevor du fragst, ob es zum Tee etwas zu essen gibt, nein, gibt es nicht. Wenn du also Hunger hast, musst du dir ein Omelett machen oder … «
Von Schuldgefühlen gepackt nahm Tara ihre Tante in den Arm. Maggie tat ihr Bestes, um es zu verbergen, aber sie war mit den Nerven am Ende. Wahrscheinlich die Hormone, dachte Tara. Oder vielleicht setzten gerade die Wechseljahre ein. Arme Maggie, 45 und ganz allein, kein Wunder, fühlte sie sich elend … o Gott, und am Freitag hatte sie Geburtstag. Das war wenig hilfreich.
»Hast du eine Ahnung, wie sehr ich dich lieb habe?« Tara umarmte sie fester. Maggies kalte, nasse Haare klebten an ihrer Wange. »Komm schon, setz dich vor den Kamin und entspann dich. Ich koche das Abendessen und werde dich mal so richtig verwöhnen!«
»Süße, das musst du nicht.« Maggie war gerührt und lächelte sie schwach an. »Es geht mir wirklich gut.«
»Keine Widerrede. Ich bin der Boss. Es gibt Pasta und Rotwein. Und ich will den neuesten Klatsch hören. Du wirst nicht glauben, was gerade im Hotel los ist – nach dem Essen könnten wir eigentlich hinübergehen.« Tara hielt das für eine großartige Idee. Sie könnte Maggies feines, blondes Haar fönen und sie aufbretzeln, sie vielleicht sogar in das Wunder des Schminkens einführen. »Wenn du ganz brav bist, stelle ich dich womöglich sogar Daisys neuem Liebhaber vor, der bei ihr eingezogen ist.«
Maggie schämte sich für ihren Ausbruch und erklärte sich einverstanden, es mit Mascara und Lippenstift zu probieren.
Nachdem sie sich die Haare gefönt und blaue Samthosen und eine lose sitzende, lila Bluse übergestreift hatte – sehr chic für ihre Verhältnisse –, zog es sie nach unten, wo es verführerisch nach Pasta duftete und gerade eine Flasche Rotwein entkorkt wurde.
Maggie lächelte, als sie den gedeckten Tisch sah, auf dem sogar Kerzen standen. Die liebe Tara, sie gab sich wirklich Mühe. Sie hatte sogar das Wohnzimmer aufgeräumt.
»Du siehst toll aus«, verkündete Tara, als sie die Schüssel mit der dampfenden Pasta hereintrug.
»Was ist hier los?« Maggie wurde plötzlich klar, warum es im Wohnzimmer auf einmal so ordentlich aussah. Sie wies auf die nackten Heizkörper. »Wo ist die nasse Wäsche?«
»Setz dich und trink ein Glas Wein. Die Wäsche ist in den Wäschekörben im Kofferraum deines Wagens und wir bringen sie nachher zum Hotel.« Tara hatte eine Führungsentscheidung getroffen. »Es ist verrückt, dass du dich wegen dieser Wäsche so aufreibst. Ich habe dir schon einmal gesagt, dass Daisy uns erlaubt hat, ihre Geräte zu nützen. Und während wir uns heute Abend in der Bar amüsieren, wird die Wäsche in Daisys Wohnung fröhlich trockengeschleudert.«
Maggie tat wie geheißen und setzte sich. Ein randvolles Glas wurde ihr in die Hand gedrückt. Tara hatte Recht. Und ein Abend im Hotel würde Spaß machen. »Also los, erzähl mir, was heute alles passiert ist. Ich kann nicht glauben, dass Daisy endlich einen Freund gefunden hat.«
Während Tara genussvoll die Einzelheiten ihres morgendlichen Ausflugs in Daisys Schlafzimmer ausführte, entspannte sich Maggie sichtlich. Anstelle eines Desserts servierte Maggie die halbleere Schachtel mit Thorntons Trüffelpralinen, die Tara ihr zu Weihnachten geschenkt hatte.
»Ich verstehe nicht, wie eine Schachtel Pralinen bei dir zwei Monate überleben kann«, staunte Tara. »Ich hätte die Schachtel auf einen Rutsch geleert.«
»Ach, manchmal ist es schöner, wenn man sich die Dinge aufspart. Dann hat man immer noch etwas, auf das man sich freuen kann.« Maggie wurde klar, dass das nicht nur für Trüffelpralinen galt. »Greif nur zu. Ich hebe meine für einen anderen Tag auf. Ach, ich freue mich so für Daisy«, sagte sie aufrichtig. »Es ist höchste Zeit, dass sie sich wieder etwas Spaß gönnt.«
»Sie ist nicht der einzige MacLean, der Spaß hat.« Gierig biss Tara in eine Cappuccinotrüffel und rollte angesichts deren Köstlichkeit mit den Augen. »Das Beste hast du noch gar nicht gehört. Ich habe dir doch erzählt, dass Paula Penhaligon heute eintreffen sollte. Nun, bei ihr und Hector war es Liebe auf den ersten Blick.«
Irgendetwas in Maggies Magen zurrte zusammen. Wann immer Hectors Name erwähnt wurde, verbarg sie ihre wahren Gefühle, und diese Fertigkeit hatte sie perfektioniert, auch wenn sie in der ständigen Furcht lebte, sich doch eines Tages zu verraten.
»Ach ja? Hector ist verknallt?« Maggie beugte sich vor und tippte mit der Fingerspitze in
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