Mitten in Amerika
zu dem verdorrten Gras neben den Bahnschienen, wo vor Jahren eine chemischeLösung ausgeflossen war und alle Bodenorganismen abgetötet hatte.
Er fuhr in östliche Richtung, schnaufte und putzte sich die Nase. Schweine, dachte er, wurden wenigstens in Gebäuden gehalten (denn in seiner Ahnungslosigkeit zum Thema Schweinezucht hatte er beim Blättern in dem Hochglanz- Jahresbericht von Global Pork Rind die sauberen, niedrigen Schweineställe bewundert). Er kam an mehreren Playa-Seen vorbei, wo sich Tausende von Enten und Gänsen in den schaumgekrönten Wellen tummelten; in dem erstickenden braunen Wind wirkten diese Wasserflächen fehl am Platz. Doch hauptsächlich sah er flaches Land, auf dem V-8-Motoren Wasser hochpumpten, Pumpengestänge Öl förderten und auf den Weiden Windräder für Wasser in den Viehtränken sorgten, die von zertrampeltem Boden umgeben waren und von denen sich Dutzende schmaler Viehpfade strahlenförmig erstreckten.
Im klaren Vormittagslicht erreichte er endlich den Highway 15 und sah sich nach einer Stadt um, wo er seine Operationsbasis errichten konnte. Der Wind legte sich allmählich. Irgendwo zwischen Stratford und Miami bog er auf eine Nebenstraße ab, fuhr an einem Zaun entlang, der mit toten Kojoten behängt war und an dem Schilder verkündeten: E INDRINGLINGE WERDEN ERSCHOSSEN , Ü BERLEBENDE VERFOLGT , holperte über mehrere Eisenbahngleise und gelangte ein Dutzend Meilen später nach Cowboy Rose, einst eine Viehhandelsstadt, dann eine Geisterstadt und inzwischen wieder halbwegs lebendig, teilweise wiederhergestellt und idyllisch, mit üppigem schattenspendendem Baumbestand. Der Silver Spoon Creek floß durch den Ort und durch dessen Mitte, einen großen Rasenplatz, von Bäumen mit hängenden Zweigen gesäumt, die Bob an Friedhöfe erinnerten. Es gab zwei Cafés, zwei Tankstellen und ein cremefarben gestrichenes Backsteingebäude, dessen Front in großen roten Buchstaben dieAufschrift T ORNADO & K UGELSCHREIBER -M USEUM zierte. Gegenüber sah er einen schattigen Park mit einem vornehmen Rasen, der von Blumenbeeten eingefaßt war. Eine viktorianische Musiktribüne fiel ihm auf. Weder Silos noch Zylinder voller wasserfreien Ammoniaks, noch riesige Tankbehältnisse waren zu sehen.
Er ging in das Cactus Spike Café, an einem handgeschriebenen Plakat vorbei, das besagte:
18 R INDER VERMISST , GESCHECKTE F ÄRSEN .
W ING -A NCHOR -B RANDZEICHEN .
N ACHRICHT AN S HERIFF H. D OUGH ,
W OOLYBUCKET C OUNTY .
Er bestellte die Spezialität des Hauses, paniertes Steak mit Milchsauce. Der Kellner und Spüler in Personalunion, ein untersetzter Mann mit Gummihandschuhen, brachte den Teller, auf dem die Sauce bis zum Rand schwappte, und Bob fragte beiläufig, ob er jemanden kenne, der Zimmer zu vermieten habe.
»Tja, da hätten wir Beryl. Beryl und Harvey Schwarm. Die haben ein Zimmer, das sie manchmal vermieten. Aber meistens an Damen. Keine Ahnung, vielleicht . Sie haben das gelbe Haus mit der großen Veranda in der Wild Turkey Street. Vielleicht können Sie es bei denen versuchen . Sind Sie Vertreter ?«
»Nein. Bin nur in der Gegend unterwegs – Tourist, nehme ich an. Ihre Stadt gefällt mir. Sehr nett hier.«
»Das macht Beryls Schwester, Joni, die kümmert sich um die Blumenbeete und hat auch dafür gesorgt, daß die Tribüne gebaut wird. Hat eine Kapelle organisiert. Im Sommer spielen sie jeden Freitagabend. Leichte Klassik nennen sie das, aber wenn Sie mich fragen, sind es hauptsächlich alte Sinatra- Schlager. Hier finden Sie keinen, der weiß, was Klassik bedeutet. Inzwischen kommen ganz schön viele Leute hierher. Eswäre nicht übel , wenn wir hier ein Motel oder ein Ferienhotel hätten, aber das ist vermutlich Zukunftsmusik. Mehr als die Schwarms können wir nicht bieten, es sei denn, Sie fahren weiter nach Dumas oder bis nach Perryton. Dort gibt es natürlich Motels.«
»Ich probiere es bei den Schwarms. Danke für den Tip.« »Ich hab noch einen: Vergessen Sie das Trinkgeld nicht«, sagte der Mann.
Mrs. Schwarm kam in einem blauen Chenillemorgenrock an die Tür, mit geschwollener Nase und einem geröteten Gesicht voll kleiner gelber Körnchen. Sie hatte Gummihandschuhe an und hielt einen tropfenden Waschlappen in der Hand.
»Ich suche ein Zimmer«, sagte Bob. »Man sagte mir, daß Sie eventuell Zimmer vermieten.«
»Wer? Wer hat Ihnen das gesagt?« Sie klang ausgesprochen gereizt.
»Ah. Der Kellner in dem Café. Ein untersetzter Mann …«
»Big Head
Weitere Kostenlose Bücher