Mitten ins Herz (German Edition)
Bestimmtheit sagen, aber das war die logischste Schlussfolgerung. Laut Fahrplan hätte sie entweder nach Washington reisen, oder den Bus nach Richmond nehmen und dort in einen weiteren Zug steigen können.
Da er ihre Vorliebe für warme Länder nur zu gut kannte, ging er von Letzterem aus. Doch dies genügte nicht, um aufs Geratewohl loszufahren.
David schlug wütend auf das Lenkrad. Es blieb ihm nichts anderes übrig, als wieder zurück nach Chicago zu fahren, um von dort aus weitere Nachforschungen anzustellen.
Doch zuerst würde er eine Kleinigkeit essen gehen und sich anschließend im Auto ein paar Stunden Schlaf gönnen. Wenn er sich wieder halbwegs ausgeruht hatte, würde er sich auf den Heimweg machen.
Das bedeutete nochmals 15 Stunden Fahrt und weitere 1.200 Kilometer auf seinem Tacho. Dafür würde er Summer grün und blau schlagen, soviel wusste er schon jetzt.
KAPITEL 8
»Du siehst toll aus«, sagte Jake, als die beiden auf dem Weg zum Jetski-Verleih, nebeneinander herliefen.
»Danke«, antwortete Summer lächelnd. Sie sah wirklich verdammt gut aus in ihrer weißen Hose und dem olivgrünen Shirt, das ihre Haarfarbe erst richtig zur Geltung brachte, dachte Jake und beobachtete sie verstohlen von der Seite. So ganz anders als Madison.
Summer war von Natur aus schön. Sie benutzte kaum Make-up, das war ihm sofort aufgefallen und trotzdem sah sie perfekt aus.
Madison stand immer ewig vor dem Spiegel, und selbst wenn sie nur den Müll raus brachte, musste sie sich die Wimpern tuschen. Er lächelte, als er sich an das elfjährige Mädchen von damals erinnerte, das ihn immer mit dieser riesigen Zahnlücke angegrinst hatte. Zu der Zeit war Summer wirklich niedlich gewesen, aber er hätte sich niemals träumen lassen, dass sie einmal so hübsch werden würde.
Heilige Scheiße, was war denn nur los mit ihm? Er war verlobt und würde in einigen Monaten heiraten. Jake schüttelte den Kopf, als könne er die Gedanken damit vertreiben.
»Alles ok?«, fragte Summer, die ihn stirnrunzelnd beobachtet hatte.
»Ich habe nur gerade an etwas Unangenehmes denken müssen«, antwortete er und machte eine wegwerfende Handbewegung.
Hatte er das wirklich eben gesagt? Empfand er die bevorstehende Hochzeit mit Madison tatsächlich als etwas Unangenehmes? Meine Güte, Summer brachte Jake völlig aus dem Konzept. Er war froh, als sie den Jetski-Verleih endlich erreichten und er sich darauf konzentrieren konnte, ihr alles zu erklären.
Summer sah sich um und lauschte Jakes Worten, während er ihr grob mitteilte, was in Zukunft ihre Aufgabe sein würde. Dann klingelte sein Handy und er entschuldigte sich.
Unterdessen sah Summer sich die Jetski an und musste sich eingestehen, dass sie zu gerne einmal damit fahren würde. Bisher hatte sie immer nur andere dabei beobachtet, wie sie über hohe Wellen gesprungen oder mit den Maschinen ins Wasser getaucht und anschließend wieder nach oben geschossen waren. Ob Jake sie irgendwann mitnehmen würde, wenn sie ihn darum bat?
»Summer?«, hörte sie Jake rufen.
»Ich bin hier«, rief sie ihm zu und ging ihm entgegen. Er wirkte irgendwie gehetzt.
»Alles in Ordnung?«, fragte sie besorgt.
»Ja, aber ich habe einen Anschlag auf dich vor«, verkündete er. »Gerade hat ein Kollege angerufen, dem ein Jetski ausgefallen ist und mich gebeten, ihm einen von meinen vorbeizubringen. Er hat heute eine große Tour und braucht das Ersatzgerät umgehend.«
»Und weiter?« wollte Summer wissen. Jake druckste etwas herum, bevor er weitersprach.
»Ich wollte dich bitten, ob du vielleicht kurz hier die Stellung halten könntest.«
»Natürlich, das ist kein Problem«, antwortete sie. Jake wuschelte ihr mit der Hand durchs Haar, so wie er es früher immer getan hatte und ruinierte damit ihre ganze Hochsteckfrisur.
»Entschuldige«, sagte er und verzog den Mund zu einer Grimasse. »Die Macht der Gewohnheit.«
Er reichte ihr einen kleinen, schwarzen Terminkalender und zeigte ihr, was sie eintragen musste, falls jemand wegen einer Reservierung anrief.
Ansonsten hätte sie nichts zu tun, da für die nächsten Stunden keine Maschinen gebucht waren. Dann zog er sein T-Shirt aus, schwang sich auf einen der Jetskis und fuhr los.
Summer sah ihm lange nach und seufzte laut. Sie bewunderte das Spiel seiner Muskeln, als er die Maschine kraftvoll aufs Meer hinaus lenkte. Als Jake nicht mehr zu sehen war, ging sie in das kleine Holzhäuschen und setzte sich hinter die Theke. Es dauerte keine
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