Mitten ins Herz (German Edition)
Kontrollanruf machen wird und es wäre nett, wenn du ihm sagen könntest, dass ich gerade viel zu tun habe.« Er überlegte einen Augenblick und lächelte dann.
»Das ist doch selbstverständlich, meine Kleine. Wann wirst du von hier verschwinden?«
»Ich werde ihm heute sagen, dass ich am Freitag die Abendschicht übernehmen muss. Er wird mich um 17 Uhr hier absetzen und eine Stunde später geht mein Zug.«
Sie erstarrte, als ihr bewusst wurde, dass sie Hugh gerade mitgeteilt hatte, mit welchem Verkehrsmittel sie reisen würde. Doch als sie in seine warmen Augen blickte, entspannte sie sich. Hugh würde Summer niemals verraten.
»Von wo geht’s los? Union Station?«, fragte er.
»Ja«, gab sie zur Antwort. Er schwieg eine Zeit lang und legte, wie so oft, die Stirn in tiefe Falten. Es sah aus, als denke er gerade angestrengt nach.
»Wie kommst du dort hin, wenn ich fragen darf? Um diese Zeit ist die Hölle los und es könnte knapp werden.«
»Zur Not nehme ich mir ein Taxi«, erklärte sie. Summer wusste selbst, dass es verdammt eng werden würde. Sollte David nicht sofort wieder fahren, nachdem er sie abgesetzt hatte, hätte sie ein ernsthaftes Problem. Zur Union Station musste sie bis mitten ins Zentrum fahren, und da hier in der Nähe keine U-Bahn-Station war, musste Summer den Bus nehmen.
Danach würde sie einmal umsteigen und dann das letzte Stück mit der U-Bahn zurücklegen. Sie konnte es schaffen, doch es durfte nichts dazwischenkommen. Hugh kratzte sich am Kinn, dann holte er tief Luft.
»Ich werde dich fahren«, teilte er ihr mit. Sein Tonfall verriet, dass er keine Widerrede duldete.
»Danke Hugh«, sagte sie und schluckte vor Rührung.
»Gibt es sonst noch etwas?« Summer überlegte kurz, bevor sie nickte. Es war ihr peinlich ihn noch einmal um etwas zu bitten, aber wenn ihre Flucht gelingen sollte, musste sie jede Hilfe annehmen, die sie bekommen konnte.
»Kennst du vielleicht in der Gegend hier einen Arzt, der es nicht ganz so genau mit dem Verschreiben von Schlaftabletten nimmt?«, erkundigte sie sich vorsichtig. Er zog eine Augenbraue nach oben.
»Schlaftabletten? Die sind aber nicht für dich, oder?« Summer schüttelte energisch den Kopf.
»Nein, nicht für mich. Ich brauche sie nur, um … um mir etwas mehr Zeit zu verschaffen und...« Hugh hob abwehrend die Hand.
»Mehr möchte ich gar nicht wissen. Du wirst schon wissen, was du tust. Was die Schlaftabletten angeht, so kann ich dir eine fast volle Packung Ambien anbieten. Ich habe sie mir verschreiben lassen, aber nur zwei davon genommen.«
Summers Herz machte einen Freudensprung bei seinen Worten. Innerlich hatte sie sich schon darauf vorbereitet, irgendeinen Arzt davon zu überzeugen, dass sie seit Tagen nicht mehr schlafen konnte und unbedingt Tabletten benötigte. Hughes Angebot hatte ihr diese Tortur erspart. Als sie nicht sofort antwortete, legte er ihr die Hand auf die Schulter und grinste.
»Ich bringe sie morgen mit.« Summer stand auf und fiel Hugh um den Hals.
»Schon gut, schon gut«, brummte er und klopfte ihr dabei unbeholfen auf den Rücken. Dann schob er sie von sich weg, damit er sie ansehen konnte. »Ich möchte nicht wissen, wohin du fährst, aber ich hoffe es ist weit genug weg, um ein neues Leben anzufangen.«
Summer sagte nichts, nickte aber. Er holte tief Luft und seufzte, dann klatschte er in die Hände. »Höchste Zeit wieder an die Arbeit zu gehen.« Im nächsten Moment war er auch schon wieder verschwunden.
Sie legte ihre Fahrkarte zurück in den Spind und beendete ihre Mittagspause eine halbe Stunde früher. Was nutzte es ihr, wenn sie hier im Aufenthaltsraum saß und grübelte? In dieser Zeit konnte sie ein paar Tische bedienen und das Trinkgeld einstreichen.
Am Abend wartete David vor der Tür im Auto auf Summer. Das tat er nun schon seit zwei Wochen. Er brachte sie zur Arbeit und holte sie pünktlich wieder ab.
Manchmal stand er schon eine ganze Weile früher auf dem Parkplatz und beobachtete Summer durch die großen Glasfenster. Und wehe sie lächelte einem der Gäste nur ein bisschen zu lange zu, dann bestrafte er diesen Fauxpas mit einem gezielten Schlag in die Rippen.
An diesem Abend wusch sie zwei Maschinen Wäsche und bügelte fast drei Stunden. David saß unterdessen vor dem Fernseher und sah sich ein aufgezeichnetes Spiel der Chicago-Bulls an.
Als sie die gebügelten Kleidungsstücke in den Schrank einordnete, legte sie eine ihrer Jeans und ein graues Sweatshirt beiseite und stopfte
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