Mitten ins Herz - Roman
diente er als Rammbohle wie seinerzeit Jimmy Hoffa. »Hat jemand von Ihnen Choochy gesehen? Weiß jemand, wo er sich aufhält?«
»Versuchen Sie’s doch mal in seinem Freizeitklub«, schlug Ronald vor.
Allen Anwesenden war klar, dass er sich nicht in seinem Freizeitclub blicken lassen würde.
Ich legte meine Visitenkarte auf den Tisch. »Vielleicht denken Sie noch mal drüber nach.«
Ronald grinste. »Ich denke immer nur an das eine.«
Buah!
»Dieser Ronald ist ein Schleimbeutel«, sagte Lula, als wir wieder im Auto saßen. »Und er hat dich angeguckt, als wollte er dich zum Nachtisch verschlingen.«
Ich schauderte unwillkürlich, und wir fuhren los. Vielleicht hatten meine Mutter und Morelli ja Recht. Vielleicht sollte ich mir wirklich eine andere Arbeit suchen. Vielleicht sollte ich überhaupt nicht arbeiten. Ich könnte Morelli heiraten und eine perfekte Hausfrau werden, so wie meine Schwester Valerie. Ich würde mir ein paar Kinder zulegen und die Zeit damit herumbringen, in Malbüchern zu malen und meinen Kindern Geschichten über Dampfwalzen und kleine Bären vorzulesen.
»Das würde mir Spaß machen«, sagte ich zu Lula. »Ich hatte schon immer was für Dampfwalzen übrig.«
»Klar«, sagte Lula. »Wenn ich bloß wüsste, wovon du redest.«
»Über Kinderbücher. Kannst du dich noch an das Buch über die kleine Dampfwalze erinnern?«
»Ich hatte als Kind keine Bücher. Und wenn ich welche gehabt hätte, dann keine über Dampfwalzen, eher welche über Drogenbestecke.«
Ich kreuzte die Broad Street und begab mich zurück nach Burg. Ich wollte mit Angela Marguchi reden und mich, wenn es ging, noch mal in Eddies Haus umsehen. In den meisten Fällen konnte ich mich bei der Suche nach Kautionsflüchtlingen auf die Hilfe von Freunden und Verwandten des Betreffenden verlassen. Bei Eddie würde das vermutlich nicht funktionieren. Eddies Freunde und Verwandte hatten nicht die Gesinnung von Spitzeln.
Ich stellte den Wagen vor Angelas Haus ab und sagte Bob, es würde nur eine Minute dauern. Lula und ich waren auf
halbem Weg zur Haustür, da fing Bob im Auto an zu bellen. Er hatte es nicht gern, wenn man ihn allein ließ. Und er wusste, dass mein Versprechen, es werde nur eine Minute dauern, eine Notlüge war.
»Der kann ja ganz schön laut bellen, der Hund«, stellte Lula fest. »Ich habe jetzt schon Kopfschmerzen.«
Angela steckte den Kopf durch die Tür. »Was soll der Krach?«
»Das ist nur Bob«, sagte Lula. »Er ist nicht gern allein im Auto.«
Angelas Miene hellte sich auf. »Ein Hund! Ach, ist der süß! Ich liebe Hunde!«
Lula machte die Autotür auf, und Bob sprang heraus. Er raste auf Angela zu, setzte seine Pfoten auf ihre Brust und stieß sie um. Angela landete auf dem Hintern.
»Sie haben sich doch nichts gebrochen, oder?«, fragte Lula sie und half ihr beim Aufstehen.
»Ich glaube nicht«, sagte Angela. »Ich habe einen Schrittmacher, der mich antreibt, und meine Hüften und Kniegelenke sind aus Edelstahl und Teflon. Ich muss nur aufpassen, dass ich nicht vom Blitz getroffen oder in einen Mikrowellenherd gesteckt werde.«
Bei der Vorstellung, Angela säße in einem Mikrowellenherd, fielen mir Hänsel und Gretel ein, denen ein ähnlicher Horror beschieden war. Das brachte mich darauf, dass Brotkrümel als Wegweiser ziemlich ungeeignet sind, was mich wiederum zu dem deprimierenden Eingeständnis führte, dass ich weit schlimmer dran war als Hänsel und Gretel, denn Eddie DeChooch hatte nicht einmal Brotkrümel hinterlassen.
»Eddie haben Sie wohl noch nicht wieder gesehen, oder?«, fragte ich Angela. »Ist er schon nach Hause gekommen?
Oder hat er angerufen und Sie gebeten, sich um seine Pflanzen zu kümmern?«
»Nein. Ich habe nichts von Eddie gehört. Wahrscheinlich der Einzige in ganz Burg, von dem ich nichts gehört habe. Mein Telefon steht nicht mehr still. Alle wollen wissen, was mit der armen Loretta passiert ist.«
»Hatte Eddie oft Besuch?«
»Er hatte ein paar Freunde. Ziggy Garvey und Benny Colucci. Und noch einige andere.«
»Ist jemand darunter, der einen weißen Cadillac fährt?«
»Eddie fährt einen weißen Cadillac. Sein Wagen ist im Eimer, da hat er sich den Cadillac von jemandem geliehen.Von wem, weiß ich nicht. Er hat ihn immer in der Zufahrtsstraße hinter der Garage abgestellt.«
»Hat Loretta Ricci ihn oft besucht?«
»Soweit ich weiß, war es das erste Mal, dass Loretta ihn besucht hat. Loretta ist ehrenamtliche Helferin bei der Einrichtung Essen auf
Weitere Kostenlose Bücher