Mitten ins Herz - Roman
Ballen vor und zurück, und ein dämliches Grinsen machte sich auf seinem Gesicht breit. »Nö.«
»Sie riechen nach Hustensaft.«
»Kirschschnaps. Habe ich zu Weihnachten geschenkt bekommen.«
Oje. In dem Zustand konnte ich nicht mit ihm vor Gericht erscheinen. »Wir müssen Sie dringend ausnüchtern, Melvin.«
»Mir geht’s gut. Ich kann bloß meine Füße nicht spüren.« Er sah an sich herab. »Vor einer Minute konnte ich sie noch spüren.«
Ich geleitete ihn aus der Wohnung, schloss die Tür hinter uns ab und stieg vor ihm die wacklige Treppe hinunter, damit er sich nicht noch das Genick brach. Dann verfrachtete ich ihn in meinen CR-V und schnallte ihn an. Mit offenem Mund und hervortretenden Augen baumelte er im Gurt. Ich brachte ihn zu meinen Eltern und musste ihn dort regelrecht hinter mir her ins Haus ziehen.
»Oh, wie schön.Wir kriegen Gesellschaft«, sagte Grandma Mazur und half mir, Melvin in die Küche zu schleppen.
Meine Mutter bügelte und sang dabei tonlos.
»So habe ich sie noch nie singen hören«, sagte ich zu meiner Oma.
»Das tut sie schon den ganzen Tag«, stellte Grandma fest. »Langsam mache ich mir Sorgen. Seit einer Stunde bügelt sie dasselbe Hemd.«
Ich drückte Melvin auf einen Stuhl am Esstisch, gab ihm schwarzen Kaffee und machte ihm ein Schinkensandwich.
»Mom?«, sagte ich. »Geht’s dir gut?«
»Ja, natürlich. Ich muss nur noch bügeln, meine Liebe.«
Melvin verdrehte die Augen Richtung Grandma. »Wissen Sie, was ich gemacht habe? Ich habe auf der Hochzeit meiner Ex-Frau auf den Kuchen uriniert. Den ganzen Zuckerguss bepinkelt. Vor allen Leuten.«
»Es gibt Schlimmeres«, sagte Grandma. »Stellen Sie sich vor, Sie hätten auf der Tanzfläche eine Furz gelassen.«
»Wissen Sie, was passiert, wenn man auf Zuckerguss pinkelt? Der ist hinüber! Der schmilzt.«
»Was war mit den kleinen Figuren von Braut und Bräutigam obendrauf?«, erkundigte sich Grandma. »Haben Sie die auch getroffen?«
Melvin schüttelte den Kopf. »So hoch bin ich nicht gekommen. Ich habe nur auf die unterste Etage gepinkelt.« Er legte den Kopf auf die Tischplatte. »Ich kann es nicht fassen, dass ich mich dermaßen entblößt habe.«
»Wenn Sie noch ein bisschen üben, treffen Sie das nächste Mal auch die oberste Etage«, sagte Grandma.
»Ich gehe nie wieder auf ein Hochzeitsfest«, sagte Melvin. »Am liebsten wäre ich tot. Vielleicht ist es das Beste, ich bringe mich um.«
Valerie kam mit einem Wäschekorb in die Küche. »Was ist los?«
»Ich habe auf einen Kuchen gepinkelt«, sagte Melvin. »Ich war total breit.«
»So kann ich ihn unmöglich dem Richter vorführen«, sagte ich.
»Er kann seinen Rausch auf dem Sofa ausschlafen«, sagte meine Mutter und stellte das Bügeleisen ab. »Jeder packt sich einen Arm oder ein Bein, und wir schleppen ihn rüber.«
Ziggy und Benny standen auf dem Mieterparkplatz, als ich nach Hause kam.
»Sie wollen uns ein Geschäft anbieten, habe ich gehört«, sagte Ziggy.
»Ja. Ist Mooner bei Ihnen?«
»Kann man nicht sagen.«
»Dann kommen wir nicht ins Geschäft.«
»Wir haben Ihre gesamte Wohnung durchsucht, und wir haben es nicht gefunden«, sagte Ziggy.
»Das kommt, weil es woanders ist«, klärte ich sie auf.
»Wo?«
»Das sage ich Ihnen erst, wenn ich Mooner gesehen habe.«
»Wir könnten Ihnen ordentlich wehtun«, sagte Ziggy. »Wir könnten Sie sogar zum Reden bringen.«
»Das würde meiner zukünftigen Schwiegermutter gar nicht gefallen.«
»Wissen Sie, was ich glaube?«, sagte Ziggy. »Ich glaube, Sie schwindeln uns nur vor, dass Sie es haben.«
Ich zuckte die Achseln und wandte mich ab. »Sagen Sie mir Bescheid, wenn Sie Mooner gefunden haben, dann wickeln wir das Geschäft ab.«
Andauernd wird in meine Wohnung eingebrochen, seit ich diesen Job habe. Ich kann die besten Türschlösser kaufen, aber es nützt nichts. Jeder kann reinkommen. Viel beängstigender allerdings finde ich, dass ich mich allmählich daran gewöhne.
Ziggy und Benny hatten nicht nur alles so belassen wie es vorher war, nein, sie hatten sogar mein Geschirr gespült und den Tresen abgewischt. Meine Küche war sauber und aufgeräumt.
Das Telefon klingelte. Es war Eddie DeChooch.
»Ich habe gehört, Sie hätten das Gesuchte.«
»Ja.«
»Ist es in gutem Zustand?«
»Ja.«
»Ich schicke jemanden zum Abholen vorbei.«
»Moment noch. Was ist mit Mooner? Das Geschäft läuft nur, wenn ich Mooner dagegen eintauschen kann.«
DeChooch räusperte sich
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