Mitten ins Herz - Roman
Wagen und wartete auf mich. Er war ganz in Schwarz gekleidet. Schwarze Hose, teure schwarze Halbschuhe, schwarzes T-Shirt, schwarzes Kaschmirjackett. Das Jackett trug er nicht, weil es kalt war, das Jackett verdeckte seine Waffe. Es machte keinen Unterschied, das Jackett stand ihm auch so gut.
»Wahrscheinlich bringt Ronald das Herz morgen nach Richmond«, sagte ich zu Ranger. »Ich habe Angst, sie werden feststellen, dass das Herz nicht Louie D. gehört.«
»Und?«
»Und ich habe Angst, dass sie mir das zu verstehen geben wollen und Mooner und Dougie dafür etwas Schreckliches antun werden.«
»Und?«
»Und ich glaube, dass Mooner und Dougie in Richmond sind. Ich glaube, Louies Frau und seine Schwester arbeiten insgeheim zusammen. Und ich glaube, sie haben Mooner und Dougie verschleppt.«
»Und jetzt würdest du die beiden gerne retten.«
»Genau.«
Ranger lachte. »Könnte Spaß machen.«
Ranger hat einen seltsamen Sinn für Spaß.
»Connie hat mir Louies Heimatadresse gegeben. Seine Frau soll sich seit Louies Tod in dem Haus eingeschlossen haben. Louies Schwester, Estelle Colucci, soll sich auch da aufhalten. Sie ist am gleichen Tag nach Richmond gefahren, an dem Mooner verschwunden ist. Ich glaube ja, dass die beiden Frauen Mooner entführt und ihn nach Richmond gebracht haben. Und ich gehe jede Wette ein, dass auch Dougie in Richmond ist. Estelle und Sophia hatten wahrscheinlich die Schnauze voll von Bennys und Ziggys Schusseligkeit und haben beschlossen, die Sache selbst in die Hand zu nehmen.« Von da an wurde meine Theorie leider immer verwirrter. Ein Grund für die Konfusion war die Tatsache, dass Estelle Colucci nicht auf Mooners Beschreibung der Frau mit dem unheimlichen Blick passte. Sie passte nicht einmal auf die Beschreibung der Frau in der Limousine.
»Willst du erst noch zu Hause vorbeifahren, um was zu holen oder so?«, fragte Ranger. »Oder willst du gleich los?«
Ich blickte mich um, zum Motorrad. Irgendwo musste ich die Maschine unterstellen. Meiner Mutter sagen, dass ich mit Ranger nach Richmond fuhr, war bestimmt keine gute Idee. Und bei dem Gedanken, das Motorrad einfach auf unseren Mieterparkplatz zu stellen, war mir auch nicht ganz wohl. Die Rentner in unserem Haus neigen dazu, kleinere Gegenstände als Cadillacs schon mal zu überfahren. Bei Morelli wollte ich es auf gar keinen Fall lassen. Er würde darauf bestehen, mit nach Richmond zu kommen. Morelli war für solche Aktionen genauso befähigt wie Ranger, wahrscheinlich war er sogar fähiger als Ranger, weil er nicht so
durchgeknallt war. Das Problem war nur, dass es sich hierbei nicht um eine Polizeiaktion handelte. Das hier war Kopfgeldjagd.
»Ich muss das Motorrad irgendwo unterstellen«, sagte ich zu Ranger. »Ich will es nicht hier stehen lassen.«
»Mach dir deswegen keine Sorgen. Ich sage Tank, er soll sich darum kümmern, bis wir wieder zurück sind.«
»Er braucht den Schlüssel.«
Ranger sah mich an, als wäre ich nicht ganz bei Trost.
»Ach, ja«, sagte ich. »Wo habe ich nur meine Gedanken.« Tank brauchte nie einen Schlüssel. Tank war einer von Rangers Handlangern, und Rangers Handlanger hatten geschicktere Finger als Ziggy.
Wir ließen Burg hinter uns und fuhren Richtung Süden, in Bordentown auf den Turnpike. Wenige Minuten später setzte Regen ein, zuerst ein feiner Nieselregen, der im Verlauf der Fahrt immer stärker wurde. Der Mercedes schnurrte dahin, folgte dem Straßenrand. Die Nacht umhüllte uns, nur die Leuchtanzeigen auf dem Armaturenbrett drangen durch die Finsternis.
Die Annehmlichkeiten eines Mutterleibs, gepaart mit der Technik eines Düsenjets. Ranger drückte einen Knopf des CD-Players, und klassische Musik erfüllte das Wageninnere. Eine Sinfonie. Nicht Godsmack, aber trotzdem ganz hübsch.
Nach meiner Berechnung würde die Fahrt etwa fünf Stunden dauern. Ranger war nicht der Typ für Smalltalk. Ranger lebte für sich und behielt seine Gedanken für sich. Ich stellte den Sitz zurück und schloss die Augen. »Sag Bescheid, wenn du müde bist und ich fahren soll«, sagte ich.
Ich kuschelte mich in meinen Sitz und dachte über Ranger nach. Als wir uns kennen lernten, markierte er den Muskelprotz
und Großkotz. Er ging und redete wie alle Latinos in seinem Ghetto gingen und redeten, trug Arbeitskleidung und die schwarzen Klamotten der S. W. A. T.-Einheit. Jetzt auf einmal lief er in Kaschmir herum, hörte klassische Musik und redete wie ein Harvard-Jurist und nicht wie Coolio.
»Du hast
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