Mitternachtsfalke - Auf Den Schwingen Der Liebe
gestürzt oder abgeworfen worden. Vielleicht hatte sie noch weitere Verletzungen.
Entschlossen öffnete Drew den Gürtel, der die Kutte verschloss, und schob den nassen Stoff beiseite, um dann scharf die Luft einzusaugen. Gebannt glitt sein Blick über seine Gefangene. Sie trug unter dieser groben Tarnung nur ein Nachthemd. Wie eine zweite Haut klebte der feuchte Stoff an ihrem Körper und zeichnete jede ihrer Rundungen nach. So langsam verstand er, wie sie es anstellen mochte, eine Bande Männer für sich arbeiten zu lassen. Wahrscheinlich verschenkte sie ihre Gunst sehr großzügig. Schmunzelnd musste sich Drew eingestehen, dass er selbst vermutlich ebenfalls Rumfässer über den Strand rollen würde, wenn er als Dank dafür dieses prächtige Weib bekäme. Vielleicht war es also doch nicht so abwegig, dass es sich bei der Frau vor ihm um den Mitternachtsfalken handelte. Aber wer auch immer sie war, er würde es schon aus ihr herausbekommen. Allerdings konnte er im Moment nichts weiter tun, als darauf zu warten, dass sie wieder zu sich kam. Um zu sehen, ob sie sich bei dem Sturz noch andere Verletzungen zugezogen hatte, ließ er seinen Blick aufmerksam über ihren Körper gleiten. Ein Bluterguss an der Schulter hatte sich bereits dunkel verfärbt und deutet darauf hin, dass sie seitlich aufgeschlagen war. Vorsichtig tastete Drew ihren schlanken Arm bis zu der ledernen Stulpe am Handgelenk ab. Es schien nichts gebrochen zu sein. Dann ließ er seine Hände über ihre Rippen wandern. Das nasse weiße Leinen ihres Hemdchens war wegen des Regens nahezu durchscheinend und sein Blick wanderte immer wieder zu den rosigen Spitzen ihrer Brüste, während er Rippe für Rippe abtastete. Ein qualvolles Stöhnen entrang sich ihrer Kehle. Erneut befühlte er die Stelle und sie wand sich unter dieser schmerzhaften Behandlung. Aber auch hier schien es sich nur um eine starke Prellung zu handeln.
Nun, da er nicht befürchten musste, dass die Frau jeden Moment sterben würde, drifteten seine Gedanken in eine andere Richtung. Mit Genuss betrachtete er ihren Körper. Irgendwie passte ihre Zartheit nicht zu dem Bild einer Schmugglerbraut. Sie wirkte ganz und gar nicht wie ein zähes Weib, das mit einer Bande Gesetzloser umherzog. Ihre Aufmachung bewies jedoch das Gegenteil. Ob sie nun ein Lockvogel oder der echte Falke war, spielte dabei keine Rolle. Sie gehörte auf jeden Fall zu dieser Meute. Drew zog den nassen Umhang unter ihr hervor und breitete ihn über den Sattel seines Pferdes. So würde er vielleicht etwas trocknen, bis sie weiterreiten würden.
Ob er für diese Frau wirklich die Belohnung bekommen würde? Vermutlich würde Nathan Hayes ebensolche Zweifel hegen wie er. Und was würde dann mit ihr geschehen? Einen Schmuggler - einen Mann - hätte er ohne Skrupel ausgeliefert und ihn damit seiner gerechten Strafe zugeführt. Aber eine Frau?
Die Verwundete atmete jetzt schneller. Ihre Brust hob und senkte sich hektisch und ihre Lieder flatterten. Sie erwachte. Ob nun Frau oder nicht, Drew hatte nicht vor, sie entwischen zu lassen, bevor er nicht auf all seine Fragen eine Antwort bekommen hatte. Darum kramte er aus seiner Satteltasche ein Seil hervor und fesselte ihr die Hände auf den Rücken. Dann setzte er sich ihr gegenüber und wartete darauf, dass sie vollends zu sich kommen würde.
Ein Falke zog am Himmel über ihnen seine Bahn und seine Rufe hallten durch die Nacht.
Die Frau stöhnte. Durch ihre Bewegung war ihr Nachthemd etwas nach oben gerutscht und gab den Blick auf lange schlanke Beine frei, die in kniehohen ledernen Reitstiefeln steckten.
Abgelenkt durch seine schöne Gefangene bemerkte er nicht, dass sie nicht länger allein auf der Lichtung waren. Sein Pferd tänzelte und warf unruhig den Kopf hin und her, als auch schon der erste Schuss fiel. Zwar verfehlte dieser sein Ziel, aber der zweite Schuss traf ins Schwarze. Die Kugel bohrte sich tief in Drews Schulter.
„Verdammt!“
Fluchend warf er sich zu Boden, zog seine Pistole und erwiderte das Feuer. Er war ein hervorragender Schütze und der Angriff geriet ins Stocken, als die drei Verfolger nun ihrerseits in Deckung gingen. Drew rappelte sich auf, band sein Pferd los, hob die bewusstlose Frau hinauf und zog sich stöhnend hinter ihr in den Sattel. Ohne überhaupt ein Ziel anvisieren zu können, feuerte er ein weiteres Mal in die Dunkelheit hinter sich und gab seinem Pferd die Sporen. Zwar waren sie auf der weiten Ebene, die vor ihnen lag leicht für ihre
Weitere Kostenlose Bücher