Mitternachtsfalke - Auf Den Schwingen Der Liebe
Verfolger auszumachen, doch Drew wusste, sollten sie erst den Bergkamm erreicht haben, würde keiner mehr ihrer Spur folgen können.
Weitere Schüsse trieben ihn an. Geduckt ritt er mit seiner Gefangenen davon. Jeder Schritt seines dahin galoppierenden Hengstes musste für die Frau äußerst schmerzhaft sein. Allerdings glaubte Drew zu wissen, dass sie lieber die Schmerzen ertrug, als in die Hände der gewaltbereiten Männer zu fallen.
Am liebsten würde er sich selbst dafür Ohrfeigen, dass er sich hatte ablenken lassen. Aber bei Gott, diese Frau war wirklich reizvoll gewesen, wie sie im Dunkel der Nacht so vor ihm gelegen hatte.
Und sogar jetzt, mit einer Kugel in der Schulter und drei bewaffneten Verfolgern im Nacken musste er sich eingestehen, dass er es sehr genoss, sie so fest in seinen Armen zu halten.
Zum Glück hatte Drew so ein hervorragendes Pferd. Selbst mit der doppelten Last war es noch schneller als die Pferde seiner Angreifer.
Sie hatten die Berge erreicht. Zielstrebig lenkte er sein Pferd den Kamm hinauf und wurde schon bald von den Felsen verschluckt. Hier gab es keine verräterischen Hufabdrücke oder niedergetrampelte Gräser. Sie passierten steile Felsen und tiefe Schluchten, vereinzelt ein Rinnsal eiskalten Quellwassers. Schließlich wurde die Landschaft grüner und als das erste Morgenlicht dämmerte, lotste Drew das Pferd erschöpft die letzten Meter unter das Blätterdach einiger uralter Bäume. Erneut suchte er Zuflucht in der von Farnen und Efeu verborgen Höhle, die ihm erst vor einigen Tagen Schutz vor den Launen des Wetters geboten hatte. Hier würde er sich um seine Gefangene kümmern, seine Schulter versorgen und sich überlegen, wie es weitergehen sollte.
Kapitel 7
Nathan Hayes brauchte dringend einen Scotch. Er konnte nicht glauben, was er gerade erfahren hatte. Mit zitternden Knien ging er im Schlafgemach seiner Tochter auf und ab. Gregory und zwei seiner Männer standen niedergeschlagen daneben, während Olivia weinend in der Tür stand.
„Nathan, so beruhige dich doch. Wir werden Julia finden. Darauf gebe ich dir mein Wort“, versuchte ihn Gregory zu beschwichtigen.
„Dein Wort? Hast du mir nicht schon vor Monaten dein Wort gegeben, dich um dieses Problem mit dem Mitternachtsfalken zu kümmern? Hättest du dein Wort gehalten, wäre das alles nicht passiert.“
Beschämt von dem harten Vorwurf fuhr Greg seine Männer an:
„Ihr Versager! Wie konnte euch der Falke nur entwischen? Und wie in Gottes Namen konnte er es schaffen, hier unbemerkt einzudringen um meine Verlobte direkt aus ihrem eigenen Bett zu entführen?“
Haribert blinzelte nervös. Er hatte keine Antwort auf diese Frage. Abgesehen davon fühlte sich der drahtige Mann mit dem Wieselgesicht im Schlafgemach einer Lady sichtlich unwohl.
„Keine Ahnung. Wir hätten ihn beinahe erwischt. Dachten, er sei am Strand bei seinen Männern“, versuchte er den Misserfolg zu erklären.
Auch Ashton hatte den Eindruck, sich und seinen Bruder, der gerade den Streifschuss seines Pferdes versorgte, verteidigen zu müssen.
„Genau! Da war ganz schön was los. Es ging alles viel zu schnell.“
Nathan ließ sich resigniert auf dem Bett seiner Tochter nieder und starrte aus dem offenen Fenster. Die weißen Vorhänge bauschten sich im Wind und die Meeresbrise trug ihre salzige Luft bis in das Zimmer. Olivia strich ihrem Bruder tröstend über den Rücken und tupfte sich ihre Tränen mit einem bestickten Spitzentaschentuch ab.
„Zu schnell? Ihr wart immerhin zu dritt“, schimpfte Greg unbeirrt weiter.
„Die Frage ist doch, …“, meldete sich Nathan zu Wort, „… warum hat der Falke sein Vorgehen geändert und meine Julia entführt? Was will er nur mit ihr?“
Ashton, der alle anderen im Raum um Haupteslänge überragte, kratzte sich nachdenklich an der Stirn.
„Vielleicht hat er es nicht so gerne, dass ein Kopfgeld auf ihn ausgesetzt ist. Genau - Lady Julia könnte seine Absicherung sein“, vermutete er.
„Seid ihr euch sicher, dass der Mann, in dessen Gewalt sich meine Tochter befindet, auch wirklich der Mitternachtsfalke ist.“
Haribert nickte.
„Ja, Mylord. Ganz sicher. Wir haben den Umhang erkannt. Als wir ihm dank des Falkens am Himmel folgen konnten, überraschten wir ihn mit Lady Julia auf einer Lichtung. Der dunkle Umhang mit der Stickerei eines goldenen Falken hing weit ausgebreitet auf dem Rücken seines Pferdes.“
„Genau. Wir haben ihn ja auch erwischt. Ein sauberer Schuss von Burton hat
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