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Mitternachtsfalke - Auf Den Schwingen Der Liebe

Mitternachtsfalke - Auf Den Schwingen Der Liebe

Titel: Mitternachtsfalke - Auf Den Schwingen Der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
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hielte es aber für besser, alle würden glauben er sei tot. Wenn du mich fragst, ist das ein schlauer Schachzug. Die Kopfgeldjäger suchen das Weite und es kann Gras über die Sache wachsen. Ich frage mich nur, was passiert, wenn Gisbournes Männer ihren Fehler bemerken.“
    Am nächsten Tag quälte sich der wahre Falke mit Schuldgefühlen herum.
    Schon seit sie am Morgen erwacht war, kamen Julia immer wieder die Tränen, wenn sie an Drew dachte. Noch nie in ihrem Leben war sie einem Mann begegnet, der sie so fasziniert hatte. In dessen Nähe ihr Herz solche Sätze gemacht oder dessen Körper sie so erregt hatte.
    Und sie allein trug nun die Schuld am Tod dieses Mannes. Wie sollte sie sich das je verzeihen können? Wie sollte sie mit diesem Wissen weiterleben können? War sie es ihm nicht wenigstens schuldig, seinen Namen reinzuwaschen? Nicht alle in dem Glauben zu lassen, er wäre ein Verbrecher an der Krone gewesen? Ihm nicht ihre eigene Schuld anzulasten?
    Und über all diese Fragen legte sich immer wieder diese eine, wundervolle Erinnerung an seine hungrigen Küsse und leidenschaftlichen Berührungen. Wenn sie mit sich selbst ehrlich war, dann stellte sie sich die Frage, warum sie sich Drew hingegeben hatte nicht mehr. Es war ganz einfach: Sie hatte auf ihr Herz gehört. Nun, mit etwas Distanz erkannte sie, dass es von Anfang an nicht die Angst gewesen war, die ihr Herz hatte schneller schlagen lassen, sondern die Liebe. Dabei glaubte Julia noch nicht einmal an Liebe auf den ersten Blick. Aber genau das war passiert. Insgeheim hatte sie es wohl schon in dem Moment gewusst, als sie ihn aus Edleys Laden heraus beobachtet hatte.
    Umso härter traf sie nun die Erkenntnis, dass ihr unüberlegtes Handeln an den Klippen dieses Unglück verursacht hatte. Nein, nicht ihr Handeln an den Klippen, sondern ihr verletzter Stolz war schuld. Sie hatte seine Kleidung gestohlen, weil sie sich für ihr eigenes Verhalten geschämt hatte. Wohl wissend, dass er nichts weiter bei sich trug. Sie hatte ihn doch nur ein klein wenig demütigen wollen. An die Kutte hatte sie überhaupt nicht mehr gedacht. Aber wie konnte er selbst nur so leichtsinnig sein, diesen verräterischen Umhang anzuziehen?
    So sehr sie sich auch den Kopf zermarterte, es änderte doch alles nichts an der Tatsache, dass Drew tot war.
    Abbie, die mit ihrem Latein bereits seit geraumer Zeit am Ende war, hatte es aufgegeben, ihre Herrin trösten zu wollen. Jeder ihrer Versuche, Julia dazu zu bewegen, sich auch nur anzukleiden oder etwas zu essen war vergeblich gewesen. Jedes Wort, welches sie an Julia richtete, machte alles nur noch schlimmer. Darum ging sie nun so unauffällig wie möglich ihrer Arbeit nach, ließ hier einen Saum aus, verbesserte da eine Naht und warf dabei immer wieder besorgte Blicke zu ihrer Herrin. Jeder im Haushalt der Hayes fragte sich, was die junge Herrin Schlimmes hatte erleiden müssen. Gruselige Schauergeschichten machten bereits die Runde, wobei Abbie natürlich genau wusste, dass diese kein Körnchen Wahrheit enthielten. Immerhin hatte es Julia strikt abgelehnt auch nur mit einer Menschenseele zu sprechen, seit die Kräuterfrau gegangen war.
    Sehr zum Verdruss von Gregory Gisbourne, der wie ein wütender Eber schon den ganzen Morgen durch das Haus eilte. Dass sich seine Verlobte so abschottete, bestätigte seine schlimmsten Vermutungen. Dieser Schmuggler hatte sich ohne Zweifel an ihr vergangen. Warum sonst sollte Julia sich so in sich selbst zurückziehen. Erneut verfluchte er den gnädigen Tod des Ertrinkens, den dieser Kerl beileibe nicht verdient hatte. Wenn er Julia dazu bringen könnte, ihm die Wahrheit zu gestehen, dann könnte er den Entrüsteten spielen und Nathan würde sich gezwungen sehen, die Mitgift deutlich zu erhöhen. Immerhin war Julia entehrt. Wenn diese Sache bekannt werden würde, wäre ihr Ruf ruiniert. So konnte er sogar noch davon profitieren. Und das war auch nötig, wenn er den Wunsch seiner Mutter erfüllen wollte.
    Zwei Tage später begann sich auch Fanny allmählich Sorgen zu machen. So hatte sie Julia noch nie erlebt. Ihre Freundin wollte das Bett nicht verlassen und auch niemanden sehen. Insgeheim vermutete sie, dass Julia von Liebeskummer und Selbstvorwürfen gebeutelt einfach nicht mehr auf die Füße kam. In ihrer Trauer gab sie sich tatsächlich die Schuld am Tod des Kopfgeldjägers. Fanny überlegte verzweifelt, wie sie Julia helfen könnte.
    Wie viel schwieriger wäre es wohl für sie gewesen, sich zu

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