Mitternachtslöwe (German Edition)
»Noch so eine dreiste Lüge und um dich ist es geschehen!«, brüllte Vitus, »Was treibt ihr hier?«
Odilo zitterte und wimmerte.
Da ergriff Sophia das Wort. »Wir sind Gesandte aus den nördlichen Ländern.«
Oh nein Sophia, was wird das?
»Wir wurden geschickt, um über Waffenstillstand zu verhandeln. Es kann...«
»Das Regime verhandelt nicht!«
Ein lauter Knall. Die Donnerbüchse spuckte Feuer. Rauch stieg aus der Trompete hoch. Odilo sackte zusammen. Abaris und Byrger knieten zu ihm nieder. Er stöhnte. Vitus hatte ihn nur am Arm erwischt, eine Fleischwunde.
»Das nächste Mal ziele ich nicht daneben«, sagte Vitus ruhig und fing an zu grinsen, »Ich hab gesehen wie ihr kämpft. Gesandte... so ein Quatsch! Ich sag euch was. Kämpft für mich im Namen des Regimes des Adlers und ihr werdet leben. In vierundzwanzig Stunden will ich eine Antwort. Wer sich weigert, wird dem Würger vorgeworfen, ohne Gnade! He! Kommt her und schmeißt diese Lügenbande wieder in den Kerker. Und du meine Hübsche«, widmete Vitus seine Aufmerksamkeit Sophia zu, »wirst mir derweil Gesellschaft leisten.« Er zog Sophias Kette fest an und warf ihr ein schmieriges Lächeln entgegen.
Ein Trupp Federmäntel kam herein und zog Abaris, Byrger, sowie den sich vor Schmerzen krümmenden Odilo, aus der Baracke. So sehr Abaris sich auch bemühte, gegen die Kraft der Männer kam er nicht an. Die Soldaten schmissen sie wieder in das rostige Gittergefängnis. Sofort kam der dürre Mann zu Abaris an. »Na, Leben oder Tod?«
Die Situation stellte ihn keineswegs zufrieden. Immer wieder lies Byrger die Hand durch seinen langen, weißen Bart gleiten. Eine Strategie war von Nöten, ein solider Plan, um hier heil rauszukommen. Er zermarterte sich das Gehirn. Angesichts der Lage, in welcher sie sich befanden, dachte er sogar darüber nach einen Zauber zu wirken. Ein Gedanke der Byrger nicht sehr gefiel, hatte sein letzter Spruch doch dafür gesorgt, dass er sich in dieser Epoche wiederfand. Seit jenem Tag hatte er es nicht gewagt wieder auf Magie zurückzugreifen. Nicht nur weil es nicht nötig gewesen war. Er fühlte sich blockiert, hatte Bedenken seinen Fehler ein weiteres Mal zu begehen.
Stunden grübelten sie, um einen Weg aus ihrer misslichen Lage zu finden. Bislang fruchtlos. Odilos Arm hatten sie mit einfachsten Mitteln abgebunden. Mit schmerzverzerrtem Gesicht saß er am Gitter gelehnt. Seine Mundwinkel zogen sich weit nach unten. Von ihm war im Moment keine Hilfe zu erwarten.
»Wenn ich doch an meinen Stab kommen würde«, murmelte Abaris.
»Dann was, Herr Abaris? Würden wir uns alle daran festhalten und davon fliegen?«, fragte Byrger.
»Der Stab kann auch noch andere Dinge.«
»Er befindet sich gegenwärtig aber nicht in Eurem Besitz.«
»Mir fällt sonst absolut nichts ein. Ich weiß nicht was wir tun können. Ihr etwa?« Abaris setzte sich zu Boden.
Byrger sah sich um und hockte sich dann neben ihn nieder. »Ich überlege einen Zauber zu sprechen. Doch ist es lange her, dass ich so etwas gemacht habe und ich bin mir noch im unklaren darüber welchen ich sprechen sollte«, flüsterte Byrger ihm zu.
Abaris entwich ein lautes Seufzten. »So langsam zweifel ich daran, was die Zusammenstellung dieser Gruppe angeht«, sagte Abaris mit vorwurfsvollem Gesichtsausdruck.
»Glaubt Ihr das sei der richtige Zeitpunkt für derartige Streitereien?«, flüsterte Byrger, »Uns läuft die Zeit davon. Wir können uns gern darüber unterhalten, wenn wir im Magen dieser Bestie verdaut werden.«
»Ich weiß was wir tun«, meldete sich Odilo überraschend, »Wir geben auf. Wir kämpfen für sie, wie sie es verlangen.«
»Dies ist keine Option«, sagte Byrger.
Abaris reagierte ungehaltener. »Bist du verrückt?«, fuhr er Odilo an, »Hier wird sich keiner diesen Bastarden ergeben!«
»Wenn das die einzige Möglichkeit ist zu leben, dann schon.«
»Odilo«, sprach Byrger, »tut das nicht. Wir werden einen anderen Weg finden. Die Befehle dieser Leute auszuführen ist in etwa so, als würde man für den Teufel arbeiten.«
»Besser für den Teufel arbeiten, als von ihm geschunden zu werden«, sagte Odilo, dessen Gesicht zu einem mitleidigen Faltenrock zusammenfiel.
»Hör auf so einen Unfug zu reden!«, brüllte Abaris ihn an.
»He ihr da«, rief eine Stimme vom Lagerfeuer, »macht nicht so einen Lärm!« Ein Federmantel trat an das Gittergefängnis heran. »Seid gefälligst leiser oder ich schneide euch die Zungen raus!«
»Ich kämpfe
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