Mitternachtslöwe (German Edition)
Tierchen auf seiner Oberlippe eingenistet, welches zur Belustigung des Gesprächspartners die Worte seines Vermieters mit seinen haarigen Armen parodistisch untermalte.
Streu tippelte ungeduldig mit den Fingerkuppen auf seinem Helm, was ein wenig an Marschmusik erinnerte. »Also, Antworten, Antworten und zwar hurtelig.«
Dem Kommandeur zuzuhören strengte Sophia gemein an. »Wir gerieten in Bedrängnis und haben uns einiger Zauber bedient«, sagte Sophia, in der Hoffnung, das Leiden schnellstmöglich zu beenden.
»Ha, so etwas denkte ich mir schon. Wird diese Lumpen aufhalten. Gut gut. Und zu welchem Zweckel seid Ihr in Ulm?« Hektisch tippelte Kommandeur Streu nun auch noch mit dem Fuß.
»Wir hoffen etwas hier im Kloster zu finden womit wir das Regime aufhalten können«, antwortete Sophia. Sie hoffte, dass so weder Abaris noch Byrger auf die Idee kamen, wie das letzte Mal vor Adele, in Streitigkeiten zu verfallen, nur weil jemand die Wahrheit sagte.
»Ha, sehr drollig. Ihr habt einen Tag.« Kommandeur Streu hob den Zeigefinger. »Jede Hilfe zur Bezwingelung dieser Häme ist willkommen. Guten Tag.« Er machte auf der Stelle kehrt, im Stechmarsch verschwand er im Korridor.
»Er hätte sich wenigstens dafür bedanken können, dass wir mal so nebenbei die Belagerer seiner Stadt durcheinander geworfen haben«, sagte Abaris.
Sophia seufzte tief. »Lasst uns einfach den Schatz suchen.«
»Wir warten eigentlich nur auf...«
»Hallo, da bin ich schon!« Wild winkend stürmte jemand aus dem Kreuzgang.
»...Eleonora«, schloss Byrger ab.
»Puh«, Eleonora verschnaufte kurz, »Ich habe mich wirklich beeilt, aber die Bücher sortieren sich nicht von alleine. Schönes Kleid, so eins hatte ich auch Mal.«
Tinktur des Lebens
Dabei war es doch offensichtlich. Das gutmütige Lächeln Eleonoras glich dem ihrer Mutter Mimmi so sehr, dass es Sophia wunderte sie nicht früher erkannt zu haben. Eleonora freute es zu hören, dass es ihrer Mutter gut gehe. Gespannt lauschte sie der Geschichte wie Mimmi die Reisenden vor einem üblen Tod durch die Hände des Regimes rettete. »Ich hoffe wir können uns nachher noch mehr darüber unterhalten, aber Mutter Oberin möchte euch jetzt sehen.« Sie führte die Gäste in Mutter Oberin Adeles Arbeitszimmer, das wohl einzige Privileg gegenüber ihren Schwestern, auch wenn der alleinige Unterschied zu den anderen Zimmern in der Anzahl der Stuhle und einem Schränkchen bestand.
Sophia durchfuhr eine Aufregung, wie sie sie das letzte Mal als Kind verspürte. Ihr Herz vollführte eine Reihe akrobatischer Sprungeinlagen, wie an einem Geburtstag wo man weiß, dass man etwas ganz besonderes geschenkt bekommt.
Mutter Oberin Adele saß am Pult und schrieb einige Zeilen. »Bitte, nehmt Platz.«
Man gehorchte.
»Ich wende mich dann wieder den Büchern zu, Mutter Oberin«, sprach Eleonora, den Kopf respektvoll gesenkt.
»Nein, setzt Euch Schwester.«
Man gehorchte.
Adele beendete ihre Schrift und streute etwas Löschsand über das Papier. »Also«, begann sie und schaute sich die Runde an. »Ihr hofft also hier etwas zu finden womit der Krieg beendet werden kann?«
»In der Tat«, bestätigte Byrger, »führten uns die Schriften des Gelehrten Paracelsus hier her.«
»Der Mitternachtslöwe«, sagte Adele.
»Ihr wisst von ihm?«, sagte Byrger mit einem Hauch Überraschung im Ton.
»Gewiss. Paracelsus war ein Wandersmann. Er reiste viel im Deutschen Reich umher. So verschlug es ihn auch hierher, auf den Michelsberg. Zu seiner Zeit war dies allerdings noch eine Kirche und kein Kloster. Viele glauben, dass es jenseits dieser Mauern eine versteckte Kammer gäbe, gefüllt mit Gold, Edelsteinen und Perlen im Überfluss. Der Schatz Paracelsus'. Seit meiner Zeit hier als Äbtissin standen schon unzählige Schatzjäger vor der Tür. Die Meisten von ihnen waren wie besessen davon etwas zu finden. Einige brachen des Nachts sogar in unser Kloster ein. Ihr hingegen seid die ersten die nach dem wahren Schatz des Paracelsus fragen, doch frage ich mich, ob Ihr es ernst meint oder ob ihr nur einfach schlauer seid als die anderen.« Sie verschränkte störrisch die Arme.
»Es betrübt mich zu hören, dass ihr denkt unsere Absichten wären nur ein Vorwand«, sagte Byrger, »Ich kann Euch versichern, dass wir nichts weiter wollen, als das Erbe Paracelsus' zu finden. Schmuck und Edelsteine sind keineswegs von unserem Interesse.«
»Wir sind immerhin die drei von denen in seinen Schriften die Rede ist«,
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