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Mitternachtslöwe (German Edition)

Mitternachtslöwe (German Edition)

Titel: Mitternachtslöwe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Langenkamp
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Würger, der mit den Hinterpfoten immer noch ein Stockwerk tiefer saß und den vorderen oben im Dachstuhl, Einhalt indem sie mit eben diesen auf ihn einzuschlagen begannen. Als sein Herrchen das Treiben sah, welches man seinem Schützling antat, warf er Sophia achtlos auf den Boden. Das grässliche Horn ertönte und der Würger verschwand tobend im Loch.
    »Genug nun mit diesem Schwachfug! Lasse von ihr, übler Knilch!«, rief Kommandeur Streu, der sich seiner Bewusstheit wieder fand. Gekonnt ließ er sein Rapier die Nähe Vitus' touchieren. Hieb, Hieb, Stich – Vitus war gewiss kein kampferprobter Schwertmeister, parierte die Führung Streus Schneide dennoch voller Geschick mit seiner Donnerbüchse.
    Ringend nach Luft fand Sophia den Weg aus dem Feenwald. Aus dem von scharfen Spitzen gespicktem Nadelkissen triefte das Blut, liquid gewordener Hass und Zorn spritzte aus den Einstichen nach außen. All ihre Wut band sie zusammen und jagte sie Vitus mit ihrem Dolch in den Rücken.
    Vitus stockte mitten in der Bewegung einen von Streus Angriffen abzuwehren. Das Schneidwerk des Kommandeurs erwischte ihn gezielt am Arm. Er ließ das Bündel mit Maria fallen, taumelte und fiel ein Stockwerk tiefer. Sophia kümmerte der Verbleib Vitus' wenig. Sie stürzte sich auf das verschnürte Päckchen und befreite Maria. Ihr tränengetränktes Gesicht schluchzte unverständlich ein paar Worte, als ihre Mutter sie herzlichst in die Arme schloss.
    »Es tut mir so leid«, sprach Sophia immer wieder, »Es tut mir so leid.«
    Streu, derweil, stieß ein paar Fässer mit der Aufschrift „Pech“ um und ließ die zähe Masse nach unten auf den Würger fließen. Trotz zahlreicher Wunden, die ihm die Ulmer Meute zugefügt hatte, fletschte er um sich, riss dem einen oder anderen tapferen Verteidiger der Stadt ein Glied ab. An seiner Seite zog sich der stark blutende Vitus an ihm hoch und versuchte Sitz im Nacken zu bekommen.
    »Los, runter und dann raus hier«, rief Streu.
    Sophia nahm ihre Tochter auf die Arme und lief die Treppe hinunter. Der Kommandeur winkte seine Leute zurück. »Jetzt bereiten wir dem ein Ende!« Streu schnappte sich eine Fackel und warf sie dem Würger entgegen. Sein schmieriges Fell fing an zu zündeln. Wie ein in Petroleum getränktes Stück Kohle flammte der Würger auf. Das Vieh kreischte, drehte völlig durch. Es schmiss sich gegen die Wände, krachte durch die Lehmziegel und tauchte mit einem dampfendem Zischen in den direkt am Haus anliegenden Fluss, der Blau. Das kleine Häuschen begann zu kippen, bis die gesamte Uferhälfte absackte.
    Gedämpfte Ruhe legte sich über Ulm. Kurz hörte man hier und dort aus den Strassen noch etwas Kampfgeläut, doch nach wenigen Atemzügen verstummte auch dies und eine Stille, die selbst die Gespenster auf den Friedhöfen vor der Stadtmauer erschaudern lies, kehrte ein.
    Ein Soldat Ulms kam angerannt. »Die Kanäle sind wieder gesichert, Herr Kommandeur. Die letzten Angreifer ziehen sich zurück.«
    »Ausgezeichnet«, sagte Streu steif, aber stolz und zufrieden, »Trotzdem, repariert schnellst bald die Gitter.«
    Die kleine Maria klammerte sich fest an Sophias Bein. »Wo sind Abaris und Byrger?«, fragte sie.
    Sophia blickte auf das jetzt nun völlig schiefe und zerstörte Haus, dessen Anblick an einen riesigen Käfer aus einem Märchenbuch erinnerte, der sich über den Fluss neigte, um zu trinken. Kalt und glasig hing ihr Blick auf den Trümmern. Sie ging auf das klaffende Loch in der Hauswand zu, wurde schneller, rannte hinein. Verloren im Durcheinander aus zersplitterten Resten der Einrichtung und den bröckelnden, verkohlten Lehmwänden suchte sie die Stelle an welcher der Würger Abaris unter sich begraben hatte. Im Kellergeschoss, auf den Trümmern einer Falltür liegend, fand sie den reglosen Körper des Südländers wieder. Zusammen mit dem Kommandeur zogen sie den von Blut und und Kratzern übersäten Leib hinaus.
    »Abaris? Hörst du mich?«, flüsterte Sophia leis, »Bitte sag doch etwas.«
    »Weg da Kindchen«, sagte Streu, »Das macht man so«, und goss Abaris einen Eimer Wasser über den Kopf. Der frisch getaufte Abaris hustete, keuchte und schnappte nach Luft.
    Erleichtert seufzte Sophia. »Ist alles in Ordnung mit dir?«
    Abaris hielt sich verkrampft die Hände an den Kopf. »Davon abgesehen, dass sich eine Horde Barbaren in meinem Kopf versucht gegenseitig zu erschlagen...«, er rappelte sich auf, »wohl ganz gut.« Er war etwas wackelig auf den Beinen, aber

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