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Mitternachtslust

Mitternachtslust

Titel: Mitternachtslust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Winter
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glaubst du mir nicht? Er hat versucht, mich zu vergewaltigen. Aber nicht ich habe ihm das Ding da über den Kopf gehauen. Es war Julius! Julius ist … Er kommt aus der Vergangenheit. Schon während Richard und ich uns stritten, habe ich ihn gesehen. Später hat Richard mich über einen der Sessel geworfen und wollte … Aber dann ließ er mich plötzlich los, und als ich mich umdrehte, lag er auf dem Boden. Julius stand mit dem Schürhaken in der Hand da. Er hielt mich für Annabelle. Vor vielen, vielen Jahren hat er geschworen, alles für sie zu tun – notfalls auch für sie zu töten.«
    Für einen kurzen Moment schweifte Melissas Blick über Alexanders Kopf hinweg in die Ferne, dann kehrte er entschlossen zu dem Mann zurück, der mit ihr in der Gegenwart lebte. Lange Zeit blieb es still zwischen ihnen.
    »Wir müssen die Polizei rufen«, sagte Alexander schließlich.
    »Sie werden mir nicht glauben.«
    Sie sah zu, wie er langsam zum Kamin ging, auf dessen Sims immer noch das Telefon lag.
    Nachdem er den Notruf gewählt und ruhig das kurze Gespräch geführt hatte, hob er den Schürhaken vom Boden auf und trug ihn in die Gästetoilette.
    Melissa wollte ihn darauf aufmerksam machen, dass er auf diese Weise seine Fingerabdrücke auf dem Gegenstand hinterließ, doch da er die Metallstange längst in der Hand hielt, war es ohnehin zu spät. Außerdem schien er durchaus zu wissen, was er tat. Aus der Gästetoilette hörte sie minutenlang Wasser plätschern.
    Während sie dastand und wartete, fiel ihr Blick auf den toten Richard. Instinktiv bückte sie sich, zog ihm mit einer energischen Bewegung die Hose hoch und schloss sie.Was auch immer jetzt geschah, sie wollte auf keinem Fall noch irgendjemandem außer Alexander erklären müssen, dass ihr eigener Mann versucht hatte, sie zu vergewaltigen.
    Kurz darauf kam Alexander mit dem Schürhaken zurück, auf dem jetzt kein Blut mehr zu sehen war.
    »Ich habe ihn gründlich abgewaschen«, erklärte er und kauerte sich vor den Kamin, um mit dem frisch gereinigten Haken in der kalten Asche zu stochern. Anschließend ließ er die Metallstange in die Halterung seitlich vom Kamin gleiten, in der auch die anderen Teile des Kaminbestecks standen.
    Mit drei großen Schritten war er dann wieder bei Melissa. Er legte ihr die Hände auf die Schultern und schüttelte sie leicht, als müsse er sie aus einem tiefen Schlaf wecken.
    »Jetzt hör mir gut zu, und bitte, bitte, tu, was ich dir sage – dieses eine Mal nur!«
    Sie starrte ihn an und antworte nicht. Im Grunde war ihr völlig gleichgültig, was mit ihr geschah. Selbst wenn die Polizei sie mitnahm und ins Gefängnis steckte, wäre ihr das in diesem Moment egal gewesen.
    »Ich werde mit der Polizei reden und ihnen sagen, dass ich als Zeuge die ganze Sache gesehen habe. Es war ein Einbrecher, der von Richard überrascht wurde. Dieser Einbrecher hat deinen Mann mit einer Eisenstange niedergeschlagen, die er bei sich trug und auf der Flucht mitgenommen hat. Die Türen wurden nach dem Aufbruch der Gäste nicht abgeschlossen. Auf diese Weise gelangte der Einbrecher ins Haus. Wenig später kam ich durch die Hintertür, weil ich etwas vergessen hatte. Als ich die Halle betrat, sah ich, wie dein Mann bereits am Boden lag und ein Fremder mit einer Eisenstange in der Hand durch die Haustür nach draußen lief. Du bist erst später dazugekommen, weil du schon oben warst, als der Einbrecher auftauchte. Du hast also nichts gesehen und nichts gehört. Hast du das verstanden?«
    Wieder schüttelte er sie leicht, weil sie weder nickte, noch sich auf andere Weise äußerte.
    »Ja«, brachte sie schließlich hervor. »Sie würden mir ohnehin nicht glauben, wenn ich ihnen die Wahrheit erzählte.«
    »Dann komm! Wir müssen rasch die Hintertür aufschließen. Sie ist abgesperrt. Ich habe vorhin versucht, dort ins Haus zu kommen. Es ist besser, wenn ich den Schlüssel nicht anfasse.«
    Alexander musste sie hinter sich her in die Küche ziehen und ihre Hand zum Schlüssel führen. Sie begriff, dass er seine Fingerabdrücke dort nicht hinterlassen durfte, aber es fiel ihr unendlich schwer, die wenigen Bewegungen auszuführen.
    Nachdem sie die Tür aufgeschlossen hatte, tätschelte sie kraftlos Bonzos Kopf. Der Hund umtänzelte sie aufgeregt.
    Beim Klang der Haustürglocke zuckte sie zusammen. »Sind sie das schon?«
    »Wahrscheinlich.«
    Obwohl seine Stimme gelassen klang, konnte Melissa an der senkrechten Falte auf Alexanders Stirn seine Anspannung

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