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Mitternachtslust

Mitternachtslust

Titel: Mitternachtslust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Winter
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missmutig.
    Susannes Blick folgte Melissas ausgestrecktem Arm. Eine Weile schwieg sie nachdenklich, dann holte sie tief Luft und sagte entschlossen: »Dann fahre ich jetzt. Bevor wir im Hotel auschecken, rufe ich dich noch einmal an. Falls du es dir doch überlegst, komme ich zurück und bleibe noch ein oder zwei Tage bei dir.«
    »Das ist wirklich lieb von dir, aber es wird nicht nötig sein.« Zwar schnürte der Gedanke, allein zu sein, Melissa für einen Moment die Kehle zu, doch dann fiel ihr ein, dass sie nicht wirklich allein in dem großen Haus war, und sie fühlte sich ein wenig besser.
    Die Freundinnen umarmten sich zum Abschied. Melissa sah zu, wie Susanne in den Mietwagen stieg, ihr noch einmal zuwinkte und losfuhr. Als der beigefarbene Mercedes hinter der Kurve auf dem geschwungenen Kieswegs verschwunden war, ging sie ins Haus zurück und schloss die Tür hinter sich.
    Wäre sie noch ein wenig länger in der offenen Tür stehen geblieben, wäre ihr vielleicht aufgefallen, dass das Motorgeräusch erstarb, sobald der Wagen die Wegbiegung hinter sich gelassen hatte. Dann klappte die Autotür, Schritte knirschten auf dem Kies und verloren sich in der Tiefe des Parks.

17. Kapitel
    Nachdenklich betrachtete Melissa den Eingang zu der Bar, über dem ein blinkender Schriftzug verkündete, Girls, Erotik und Live-Show seien hier vierundzwanzig Stunden am Tag zu finden. Hatten Frauen überhaupt Zutritt zu Etablissements wie diesem?
    Sie hatte sich über Nataschas telefonische Einladung gefreut, sie in der Bar zu besuchen, und geistesgegenwärtig gefragt, ob sie ihren Fotoapparat mitbringen dürfe.
    »Während der Show darfst du wahrscheinlich nicht fotografieren. Aber bestimmt haben die Mädchen nichts dagegen, wenn du hinter der Bühne ein paar Bilder machst«, hatte Natascha nach kurzem Zögern am anderen Ende der Leitung geantwortet.
    Während der vergangenen Woche hatte Melissa sich angewöhnt, kaum noch einen Schritt ohne ihre Kamera zu gehen. Nach Richards Tod gab es keine Ausrede mehr, nicht professionell zu sein. Wenn sie jetzt nicht anfing, ernsthaft zu arbeiten, würde sie es wahrscheinlich nie tun. Außerdem hatte sie festgestellt, dass es wichtig war, sich beschäftigt zu halten. Die Erinnerungen überfielen sie immer dann, wenn sie nicht auf der Hut und Kopf und Hände nicht mit anderem beschäftigt waren. Hässliche Szenen, schöne Momente und traurige Stunden tauchten ohne Vorwarnung aus dem Dunkel der Vergangenheit auf. Die schönen Erinnerungen waren am schwersten zu ertragen.
    Natascha hatte mit Verständnis und Mitgefühl reagiert, als Melissa sie einige Tage nach Richards Tod angerufen und ihr erzählt hatte, was geschehen war, wobei sie das ein oder andere verschwieg.
    »Darf ich mal vorbei?« Ein großer grau melierter Mann im teuren Anzug sah sie strafend an. Wahrscheinlich hielt er es für unpassend, dass sie vollständig bekleidet hier herumlungerte.
    Melissa murmelte eine Entschuldigung, machte einen Schritt zur Seite, wartete, bis er in der Bar verschwunden war, und trat dann ebenfalls ein.
    Wenige Meter hinter dem Eingang hing ein schwerer dunkelroter Samtvorhang, durch den die Musik aus der Bar nur gedämpft zu hören war. Entschlossen wollte Melissa den Stoff beiseiteschieben, fand aber nicht auf Anhieb die Stelle, wo die beiden Seiten des Vorhangs aufeinandertrafen, sodass sie sich prompt in dem staubig riechenden Samt verhedderte.
    »Kann ich Ihnen helfen?« Schon wieder traf sie ein missbilligender Blick, diesmal aus den schwarz umrandeten Augen einer nicht mehr ganz jungen Frau mit langem weißblonden Haar und einem schwindelerregend tiefen Ausschnitt.
    »Ich wollte jemanden besuchen.« Melissa bemühte sich, ihre wachsende Verlegenheit zu verbergen, indem sie forsch durch den Vorhang trat, den die Blondine von innen aufhielt, um festzustellen, wer da draußen Verstecken spielte.
    »Wen suchen Sie denn?« Der Argwohn in den Augen der Frau war jetzt noch deutlicher zu sehen. Wahrscheinlich nahm sie an, Melissa hätte vor, ihren auf Abwege geratenen Ehemann aus der Bar zu zerren.
    »Natascha. Wir sind befreundet«, beeilte sie sich, zu erklären. Erst jetzt fiel ihr auf, dass sie nicht einmal Nataschas Nachnamen kannte.
    »Ach, du bist das! Natascha hat uns erzählt, dass du Fotografin bist. Die Mädels sind schon ganz aufgeregt. Irgendwie glaubt wohl jede, sie würde zwangsläufig als Model entdeckt, wenn nur mal ein Profi sie durch die Linse betrachtet.« Trotz ihrer spöttischen

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