Mitternachtslust
Schildchen am Rahmen des Porträts gestanden hatte.
»Was siehst du, Melissa?«, fragte Alexander am Telefon.
»Nichts.« Sie schloss leise die Tür und ging zurück zum Bett.
»Na bitte!« Er klang höchst zufrieden mit sich, als hätte er höchstpersönlich den Mut aufgebracht, die Tür zu öffnen. »Soll ich wirklich nicht zu dir kommen?«
»Das wird nicht nötig sein«, versicherte sie steif. Es hatte ihr gerade noch gefehlt, dass er sich als ihr Retter in der Not aufspielte, zumal es offensichtlich nichts Reales gab, vor dem er sie hätte retten können.
»Wirklich nicht?«, bohrte er.
»Wirklich nicht!« Tatsächlich war alle Angst und selbst das unbehagliche Gefühl, das sie verfolgt hatte, seit Frau Gruber sie auf die Ähnlichkeit zwischen ihrem eigenen Spiegelbild und Annabelles Porträt aufmerksam gemacht hatte, wie weggeblasen.
»Ich musste heute ziemlich oft an dich denken.« Alexanders Stimme schmeichelte sich tief in ihr Ohr.
Melissa presste die Lippen aufeinander und schwieg.
»Was machst du gerade?«, setzte er das Gespräch im gleichen vertraulichen Tonfall fort. Natürlich gehörte Alexander Burg nicht zu den Männern, die sich von einem abweisenden Schweigen entmutigen ließen.
»Ich probiere mein Kleid für den Maskenball am Samstag an. Ein Originalkleid aus dem neunzehnten Jahrhundert. Ich habe es in einer der Abstellkammern gefunden.« Aus den Augenwinkeln musterte sie ihr Spiegelbild. Im Dämmerlicht schimmerte das rote Kleid, als würde es von innen heraus leuchten.
»Was trägst du darunter?«
Sie hatte schon den Mund geöffnet, um ihm mitzuteilen, dass ihn das absolut nichts anginge, da spürte sie es wieder: das Kribbeln, das wie mit Millionen unsichtbarer Füßchen über ihren ganzen Körper lief.
»Nicht sehr viel«, antwortete sie deshalb zögernd und ärgerte sich, dass ihre Stimme verräterisch atemlos klang.
»Beschreib es mir!«
»Äh, eigentlich habe ich nur einen Slip an. Das Kleid ist ziemlich tief ausgeschnitten. Ich muss mir erst passende Unterwäsche besorgen.«
Sein leises Lachen kroch durch ihr Ohr direkt in ihr Blut, dessen Temperatur sich schlagartig um ein oder zwei Grad zu erhöhen schien. »Du musst dich nicht entschuldigen. Ich kann nicht sagen, dass mir der Gedanke missfällt. Ein weit ausgeschnittenes Kleid und nur ein Slip darunter. – Hat das Kleid vorn einen Verschluss?«
Das Rauschen in Melissas Ohren verstärkte sich. Sie legte eine Hand auf die Leiste mit den winzigen Perlmuttknöpfen, unter denen sich die vielen kleinen Häkchen verbargen. »Ja«, wisperte sie.
»Kannst du es oben am Ausschnitt ein wenig öffnen?« Auch Alexander hatte seine Stimme zu einem heiseren Flüstern gesenkt.
»Natürlich könnte ich das, aber ich weiß nicht, ob ich es will.« Sie hatte keine Lust, ihm sofort zu gehorchen. Vielleicht ein bisschen später.
»Was muss ich tun, um dich zu überreden?« Es schien ihn nicht im Geringsten zu stören, dass sie sich zierte.
»Ich habe keine Ahnung. Versuch es einfach, vielleicht gelingt es dir ja.« Als sie das oberste Häkchen öffnete, zitterte ihre Hand ein wenig.
»Und wenn ich dir sage, dass ich mir einfach nur vorstellen möchte, wie deine Brüste aus dem Kleid herausfallen? Nicht ganz, nur so weit, dass ich die Nippel gerade eben sehen kann. Ich möchte mir vorstellen, wie ich meine Hände in den Ausschnitt stecke oder ihn vielleicht noch ein wenig weiter öffne und mit meinem Mund …«
»Nein!«, stieß Melissa keuchend hervor, während sie mit dem zweiten Häkchen kämpfte.
»Gut, wenn ich dich nicht überreden kann …« Alexander machte eine kleine Pause. Wahrscheinlich wusste er genau, dass sie längst dabei war, ihm seinen Wunsch zu erfüllen.
Melissa starrte ihr Spiegelbild in der Fensterscheibe an, hinter der inzwischen die blauschwarze Nacht lag. Wenn er mit einem Handy dort unten irgendwo stand, konnte er sie sehen. Dieser Gedanke erregte sie so sehr, dass sie spürte, wie ihr Höschen feucht wurde. Während sie mit der Rechten den Telefonhörer an ihr Ohr presste, zupfte sie mit der linken Hand am Ausschnitt, sodass sie in der Scheibe sehen konnte, wie ihre Brüste bis zu den bräunlichen Spitzen sichtbar wurden.
»Würdest du für mich denn ein wenig den Rock hochziehen?«, kam Alexanders schmeichelnde Stimme durch die Leitung. »Nur so weit, dass du mir beschreiben kannst, was du fühlst, wenn du dir über die Innenseiten deiner Schenkel streichst.«
»Ich …« Melissa schluckte heftig, weil
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