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Mitternachtsschatten

Mitternachtsschatten

Titel: Mitternachtsschatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Stuart
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daran, dass Meyer ganz genau wusste, mit welcher Frau er im letzten Jahr geschlafen und wie lange die jeweilige Beziehung gedauert hatte. Die Überwachungen von Seiten seines Arbeitgebers waren lachhaft offensichtlich gewesen, und Coltrane hatte ihn immer gerade genug wissen lassen, damit er nicht misstrauisch wurde.
    „Wollen Sie, dass ich sie heirate, Boss?“ fragte er gedehnt. „Oder soll ich mich nur mit ihr vergnügen?“
    „Hören Sie schon auf, Coltrane“, antwortete Meyer. „Ich will einfach, dass Sie sie ablenken. Ich muss mich im Moment um ganz andere Dinge kümmern. Es ist geradezu unglaublich, wie viele Probleme es bereitet, das Cienaga-Anwesen zu erwerben. Zumal ich es gerade überhaupt nicht gebrauchen kann, dass die Steuerfahndung mir auf die Schliche kommt. Auch darum müssen Sie sich kümmern. Geben Sie denen was anderes zu tun.“
    „Das habe ich bereits erledigt.“
    „Diese gottverdammten Bürokraten haben doch nicht die geringste Ahnung, wie das Geschäftsleben in Wahrheit funktioniert. Geschweige denn, woraus die Wahlkampfmittel bezahlt werden. Halten Sie mir diese Typen vom Leib, Coltrane.“
    „Ich habe mich darum gekümmert“, sagte Coltrane beschwichtigend. Tatsächlich wurden Meyers Geschäftspraktiken bereits von einem ganzen Ermittlungs-Team durchleuchtet. Und sein Chef hatte nicht die geringste Ahnung.
    „Ich will meine Zeit nicht mit Belanglosigkeiten verschwenden.“
    Belanglosigkeiten wie etwa seine Kinder, dachte Coltrane, sagte aber nichts. Er wollte Meyers Geduld nicht unnötig strapazieren. Der alte Mann würde noch früh genug herausfinden, dass er Zack Coltrane niemals hätte vertrauen dürfen.
    „Alles klar, Boss“, antwortete er. Er war der einzige Mensch, der Meyer „Boss“ nannte und dabei einen leicht neckenden Ton anschlug. „Ich werde mit Ihrer Tochter schlafen. Was solls, ich schlafe auch mit Ihren beiden Töchtern. Bei Ihrem Sohn hört der Spaß allerdings auf.“
    Meyer lachte humorlos. „Nein, mein Sohn wäre eine zu leichte Beute. Und lassen Sie die Finger von Rachel-Ann! Sie ist gerade sehr verletzlich, ich will nicht, dass Sie sich mit ihr einlassen. Sie ist nicht das Problem – sie war nie das Problem, im Gegensatz zu den anderen beiden. War mein Fehler, dass ich deren Mutter geheiratet habe. Halten Sie nur Jilly beschäftigt, bis das Geschäft erledigt ist. Danach können Sie mit ihr tun, was Sie wollen. Sie wissen ja: Es wird sich für Sie lohnen.“
    Gott sei Dank konnte Meyer Coltranes Lächeln nicht sehen. „Ich liebe Ihren Hang zur Sentimentalität.“
    „Sie können mich mal.“
    „Ja, Sir.“ Doch Meyer hatte bereits aufgelegt, davon überzeugt, dass er wieder mal seinen Willen durchgesetzt hatte. Coltrane sollte mit seiner Tochter schlafen, um sie abzulenken. Dabei sorgte Meyer bereits völlig ahnungslos selbst dafür, dass sein Imperium zerstört wurde.
    Jilly machte immer einen Heidenlärm, wenn sie ihr Schlafzimmer betrat. Es war das größte und eleganteste Zimmer in dem alten Haus, doch keines ihrer Geschwister hatte dort einziehen wollen. Dean bevorzugte seine sterilen Räume, und Rachel-Ann war viel zu abergläubisch, um ausgerechnet in diesem Raum zu schlafen. Jilly glaubte eigentlich nicht an Geister. Sie lebte schon so viele Jahre hier und war in all der Zeit nicht einem einzigen begegnet. Als sie Kinder waren, hatte Dean oft versucht, ihr mit wilden Geistergeschichten Angst einzujagen, aber es war ihm nie gelungen. Sollte es in der Casa de las Sombras tatsächlich Geister geben, dann waren sie harmlos, und das, obwohl sie unter so grausamen Umständen ums Leben gekommen waren.
    Aber auch wenn Jilly nicht an sie glaubte, betrat sie ihr Zimmer trotzdem niemals, ohne sich vorher anzukündigen. Auch jetzt räusperte sie sich, rüttelte ein paar Mal an der Klinke, bevor sie die Tür öffnete, und schaltete erst dann das Licht ein. Nichts zu sehen, keine verschwindenden Schatten, keine Gestalten, die sich auflösten, nur dasselbe merkwürdige Zimmer wie immer. Mit dem Elefantenfuß-Stuhl und dem kunstvoll verzierten goldenen Bett sah es hier aus wie in einem Bordell oder einem türkischen Harem, und Jilly liebte jeden kitschigen Zentimeter.
    Sie ließ Wasser in die riesige Marmorwanne im angrenzenden Bad laufen, zog sich hastig aus, glitt in die duftende Wärme und schloss die Augen. Ein langer, unangenehmer Tag lag hinter ihr. Nicht nur hatte sie überhaupt nichts erreicht, im Gegenteil: Alles war noch schlimmer geworden. Und zu

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