Mitternachtsschatten
des Hauses, aber Rachel-Ann, mit ihrer blassen, sommersprossigen Haut, scheute die Sonne, deshalb gehörte er Jilly so gut wie alleine. Sie schaute in die Dunkelheit zum anderen Ende des Balkons. Coltrane schlief bestimmt, er hatte keine Ahnung von ihren Schlafstörungen. Sollte er allerdings doch in ihre Intimsphäre eindringen, würde sie ihn einfach rausschmeißen, ganz egal, was Dean oder Rachel-Ann dazu sagten.
„Können Sie auch nicht schlafen?“ fragte Coltrane, und seine Stimme klang bedrohlich nah.
9. KAPITEL
„S ie haben mich erschreckt!“ fuhr sie ihn an und blickte wütend in seine Richtung.
Coltrane kam noch ein Stück näher. Er hatte gehört, wie jemand auf den Balkon getreten war, und sofort gewusst, dass es sich um Jilly und nicht um ihre Schwester handelte. Nicht um seine Schwester! Selbst einen ganzen Tag später machte ihn seine Entdeckung noch immer fassungslos.
„Nein, ich habe Sie bestimmt nicht erschreckt“, antwortete er gedehnt. „Womit ich nicht sagen will, dass ich Ihnen nicht grundsätzlich Angst einjage. Aber diesmal nicht. Sie haben doch bereits gewusst, dass ich hier bin, Sie sind nicht überrascht, mich zu sehen.“
„Es ist halb drei Uhr morgens. Warum sollte ich davon ausgehen, Sie hier zu treffen?“
„Vielleicht haben wir verwandte Seelen? In solchen Nächten habe ich immer Probleme mit dem Schlaf. Ich überlege, eine Runde schwimmen zu gehen. Sie haben doch bestimmt, wie jeder in Los Angeles, einen Pool?“
„Das sollten Sie nicht tun!“ Er hörte eine leise Panik in ihrer Stimme und war überrascht.
„Das Schwimmbad ist nicht benutzbar“, fuhr sie mit zitternder Stimme fort. „Und es reparieren zu lassen schien mir angesichts eines undichten Daches zweitrangig.“
„Ich könnte jemanden kommen lassen. Ich bezahle es auch.“
„Nein!“ rief sie und klang so entsetzt, als habe er ihr Sex mit einem Ziegenbock vorgeschlagen. „Ich will keinen Pool haben. Davon abgesehen, dass mit dem Wasser etwas nicht in Ordnung ist. Es scheint dort giftiges Sickerwasser zu geben. Es würde ein Vermögen kosten, das zu reparieren.“
Normalerweise hätte er nicht weitergebohrt, doch weil sie so unerwartet heftig war, konterte er: „Ihr Vater zahlt mir ein Vermögen. Ich kann es mir leisten.“
„Sie können es sich auch leisten, woanders zu wohnen.“
„Aber dann wäre ich ja nicht in der Lage, Ihnen zu helfen. Und Sie brauchen meine Hilfe doch, nicht wahr? Auch wenn es Ihnen noch so schwer fällt, es zuzugeben.“
„Na gut, ich brauche Ihre Hilfe“, antwortete Jilly. „Ich möchte, dass sie sich um meinen Bruder kümmern. Aber lassen Sie meine Schwester in Ruhe.“
Sie überraschte ihn schon wieder. „Wie kommen Sie denn darauf, dass ich an Ihrer Schwester interessiert sein könnte?“
„Die meisten Männer sind das. Und Sie haben mich nach ihr ausgefragt und vom ersten Tag an über sie gesprochen. Ich weiß nicht, was Sie von ihr wollen, und es ist mir auch egal. Lassen Sie sie einfach nur in Ruhe. Sie ist sehr verletzlich und kann keine weiteren Komplikationen in ihrem Leben gebrauchen.“
„Sie nehmen Ihre Verantwortung für die Familie tatsächlich sehr ernst! Aber damit Sie es wissen: Ich habe keine Interesse daran, mit Ihrer Schwester zu schlafen.“
„Gut.“
„Ich möchte vielmehr mit Ihnen schlafen.“
Selbst in der Dunkelheit konnte er ihre Reaktion ahnen. Noch nie zuvor hatte eine Frau ihn geschlagen, auch wenn er es mehr als einmal verdient hatte. Jilly Meyer würde möglicherweise die Erste sein, die ihre Hand gegen ihn erhob.
„Ja, klar“, murmelte sie nach einer Weile. „Wenn Sie glauben, dass sie so das Herz meines Vaters gewinnen, dann sind Sie nicht halb so klug, wie ich dachte. Jackson ist es völlig egal, mit wem ich ein Verhältnis habe. Sie verschwenden also Ihre Zeit.“
„Ich glaube nicht, dass Sex mit Ihnen Zeitverschwendung wäre. Ich denke eher, dass er recht … angenehm sein könnte.“ Er wählte seine Worte mit Bedacht und wusste, dass er sie ärgerte.
„Angenehm?“ Sie spuckte das Wort geradezu aus. „Ich tue nichts, nur weil ich es angenehm finde.“
„Dann sollten Sie vielleicht damit anfangen“, murmelte er. Es war dunkel, sie konnte nicht wissen, wie nah er schon war. Er brauchte einfach nur die Hand auszustrecken, um sie zu berühren. „Was haben Sie denn dagegen, wenn etwas angenehm ist?“
„Ich vertraue einem solchen Gefühl nicht. Genauso wenig wie Ihnen“, antwortete sie scharf.
„Haben
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