Mitternachtsschatten
Sie denn Angst, dass ich Ihnen etwas tun könnte, Jilly?“
Sie antwortete nicht, aber das hatte er auch nicht erwartet. Er wusste ganz genau, wovor sie Angst hatte. Davor, verletzlich zu sein. Er nahm ihre Hand. Sie zuckte zusammen, aber er ließ nicht los. Ihre Hand lag stark und kühl in seiner.
„Ich werde Ihnen etwas sagen, Jilly. Sie machen sich doch so viele Gedanken über Ihre Schwester und überhaupt die ganze Familie. Warum schlafen Sie nicht mit mir und halten mich von Rachel-Ann fern? Sie könnten mich so auf Trab halten, dass ich keine Sekunde Zeit habe, Ihre Schwester auch nur anzusehen. Vielleicht gelingt es Ihnen sogar, mich so abzulenken, dass ich mich gar nicht mehr richtig auf meinen Job bei Meyer Enterprises konzentrieren kann und Dean für mich einspringen muss? Dann hat er endlich die Chance, den Respekt seines Vaters zurückzugewinnen. Das ist doch nur ein kleines Opfer, das ich verlange, oder nicht? Ihr Körper im Tausch gegen das Wohlergehen Ihrer Familie.“
„Sie sind ekelhaft.“
„Im Gegenteil, eigentlich bin ich sogar ganz gut. Wahrscheinlich haben Sie nie so guten Sex gehabt, wie ich Ihnen bieten kann, Jilly. Zumindest, wenn ich mir diesen Alan Dunbar so ansehe.“
„Woher wollen Sie das wissen? Haben Sie mit Alan geschlafen?“ fuhr sie ihn an. Sie versuchte nicht länger, ihre Hand zu befreien, aber sie gab noch lange nicht auf.
„Nein, aber Ihre Schwester.“
„Ist das alles, was Sie zu bieten haben? Das ist mir bereits bekannt. Rachel-Ann hat keine Geheimnisse vor mir.“
„Vielleicht sollte sie besser welche haben.“
„Vielleicht sollten Sie mich besser in Ruhe lassen. Ich werde nicht mit Ihnen schlafen, Coltrane, ganz egal, was für ein talentierter Liebhaber Sie sein mögen. Ich werde ganz bestimmt niemals eine erbärmliche, leidende Liebessklavin sein, die so verzweifelt nach Anerkennung sucht, dass sie dafür alles tun würde.“
„Hey, Moment mal, ich bin ja schon ziemlich talentiert“, sagte er leichthin. „Aber nicht so talentiert! Ich habe schon seit Jahren keine Liebessklavin mehr gehabt.“
„Lassen Sie mich verdammt noch mal alleine“, schrie sie.
„Genau das habe ich nicht vor.“ Er verstärkte seinen Griff und zog sie an sich. Er wusste genau, wie sie reagieren würde, dass sie ihren freien Arm heben würde, um ihn wegzustoßen. Als sie seine nackte, heiße Brust berührte, zog sie sich erschrocken zurück und gab ihm dadurch Zeit, sie an sich zu ziehen und ihre Hand zwischen ihren Körpern einzuklemmen. Er wusste auch, dass sie ihren Kopf wegdrehen würde, deswegen griff er in ihr langes Haar und zog ihren Kopf leicht nach hinten, um sie zu küssen. Es wunderte ihn nicht, als sie bereitwillig ihre Lippen öffnete.
Was er allerdings nicht geahnt hatte, war, wie gut es sich anfühlen würde. Sie war fast so groß wie er, ihr starker Körper presste sich gegen seinen. Ihr Haar fiel über ihren Rücken und reichte fast bis zu ihren Hüften, ihre Brüste waren weich und voll unter dem dünnen Hemd und drückten sich gegen seine nackte Haut. Er hatte ja nicht gewusst, dass Lippen sich so anfühlen konnten! Dass eine Frau, eine streitsüchtige, widerwillige Frau, so gut in seine Arme passte, als sei sie dafür gemacht. Er war kurz davor, auf die Knie zu fallen und sie noch viel intimer zu küssen, und sie würde es zulassen, das wusste er, auch wenn sie sich selbst dafür hasste. Sie wollte ihn, das war nicht überraschend. All diese Feindseligkeit rührte normalerweise aus einer tief greifenden Angst her, und nicht selten reichte schon ein Funken Leidenschaft, um eine Frau umzustimmen. Was ihn schockierte, war aber, wie sehr er sie wollte. Das traf ihn so tief, dass er am liebsten den Mond angeheult hätte.
Er konnte gut küssen, davon war er überzeugt, doch hatte es ihm noch nie zuvor so viel Freude bereitet. Am liebsten hätte er sie gegen die Mauer gedrückt und sie stundenlang nur geküsst. Er konnte aber auch schnell seine Jeans aufknöpfen, ihr knappes Nachthemd hochschieben und im Mondschein in sie eindringen. Sich einfach in ihr verlieren, damit er an nichts anderes mehr denken musste als daran, wie sie roch und schmeckte, wie sie an seinem Mund atmete und wie ihr Herz gegen seines schlug. Aber das würde er nicht tun. Das Einzige, was jetzt noch wichtiger als Jilly Meyer war, war seine Selbstbeherrschung, also schob er sie vorsichtig von sich weg und hielt sie eine Armlänge von sich entfernt, weil er befürchtete, dass sie ihn
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