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Mitternachtsschatten

Mitternachtsschatten

Titel: Mitternachtsschatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Stuart
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nicht. Aber wenn die Leute wissen, dass du bei mir bist, dann vermutlich schon.“
    „Wieso das? Hast du so viel zu sagen in dieser Gegend? Bist du vielleicht ein Drogendealer? Kenne ich dich deshalb?“
    „Ach so, weil ich Mexikaner bin, bin ich entweder Krankenpfleger oder Drogendealer? Das ist nicht gerade politisch korrekt,
chica“
, wies er sie zurecht.
    „Tut mir Leid“, murmelte sie und schämte sich. Das kam nicht allzu oft vor. Meistens benahm sie sich so schlecht, dass es sich gar nicht mehr lohnte, sich zu schämen. Aber dieser Mann brachte sie dazu, alle möglichen unerwarteten Dinge zu tun.
    Er wohnte im zweiten Stock eines alten Gebäudes, in dem es nach Gewürzen roch, das aber blitzblank zu sein schien. Er ging voraus in seine Wohnung, ohne Licht zu machen, und sie fragte sich, ob er sich in der Dunkelheit auf sie stürzen würde. Das war es dann wohl gewesen mit seiner altmodischen Höflichkeit. Kurz darauf knipste er das Licht an und sie sah, dass sie sich in einem kleinen, sauberen Studio-Apartment befand, ein wenig schäbig, aber sehr gemütlich. Sie blickte sich um. Es gab ein Sofa mit einem bunten Überwurf, ein Wandregal voller Bücher, eine Stereoanlage und einen Fernseher. Auf einem Schreibtisch unter dem Fenster stand ein Computer, dahinter, in einer Nische, befand sich eine makellose Küche.
    „Sehr hübsch“, sagte sie schwach.
    „Gut, dass meine Putzfrau heute hier war. Denn sonst wärst du nicht so überwältigt von meinem luxuriösen Quartier. Hast du Hunger?“
    „Wirst du für mich kochen?“ Sie fühlte sich nicht wohl. Sie war es nicht gewöhnt, so etwas völlig nüchtern zu tun, und er trieb die Dinge auch nicht gerade voran. Warum drückte er sie nicht einfach gegen die Wand, schob ihr Hemd nach oben und berührte ihre Brüste?
    Obwohl sie eigentlich nicht wollte, dass er ihre Brüste anfasste. Andererseits, er sah schon sehr gut aus, wenn auch ein wenig ramponiert. Jedenfalls machte er keine Anstalten, näher zu kommen.
    „Ich könnte Pizza bestellen.“
    Schon wieder musste sie an Coltrane denken. „Keine Pizza“, sagte sie. „Ich habe keinen Hunger. Hast du was zu trinken?“
    „Cola light.“
    „Das meine ich nicht.“
    „Ich weiß. Aber wenn du trinken wolltest, wärst du doch wohl nicht mit mir gekommen, oder?“ sagte er vernünftig und verriegelte die Tür. Sperrt mich ein, dachte sie. Und die Nacht aus. Sie müsste eigentlich viel mehr Angst haben.
    Sie zuckte die Achseln. „Wo ist das Bett?“
    „Hast du es eilig! Die Nacht ist noch jung. Warum wollen wir nicht einfach …“
    „Reden?“ schlug sie vor. „Uns besser kennen lernen? Wir könnten ja vielleicht ein kleines privates AA-Meeting abhalten? Ich bin nicht hergekommen, um zu reden. Also. Wo ist das Bett?“
    Ohne ein Wort ging er zum Sofa, klappte es auf und legte die bunte Decke sehr vorsichtig auf den Tisch. „Saubere Laken“, sagte er.
    „Das ist mir egal.“ Sie knöpfte ihr Hemd auf, weil sie befürchtete, wenn sie sich nicht beeilte, würde sie es überhaupt nicht mehr tun, sondern anfangen zu weinen. Dann würde sie wegrennen wollen, aber nicht wissen, wohin. Sie warf das Hemd auf den Boden, schlüpfte aus den Jeans und stand da in ihrer knappen seidenen Unterwäsche. Gerade als Rico mit einem Kopfkissen und einer Decke ins Zimmer zurückkam, zog sie eine Hand voll bunte Kondome aus ihrer Handtasche. Er starrte die Auswahl mit einem matten Lächeln an. „Glaubst du, ich werde sie alle brauchen? Du bist ein wenig zu optimistisch, meinst du nicht?“ Er drehte sich um und sah sie an.
    Sie war zu dünn, das wusste sie, und sie wollte nicht, dass er sie ansah und ein Urteil fällte.
    „Könntest du das Licht ausmachen?“ fragte sie betont ruhig.
    „Wenn du möchtest.“
    „Mein Gott, stimmst du immer allem zu?“
    „Wenn du schlecht behandelt werden willst, hast du dir den falschen Mann ausgesucht.“
    Den falschen Mann. Immer wieder den falschen. „Mach das Licht aus“, wiederholte sie, und schon war das Zimmer in Dunkelheit getaucht. Sie hörte das Kleiderrascheln, als er sich auszog und ins Bett stieg, und sie wollte bereits den Verschluss ihres BHs öffnen, wie so viele Male zuvor, als sie es sich plötzlich anders überlegte und die Unterwäsche anbehielt. Sie legte sich neben ihn auf den Rücken und versuchte, ihr rasendes Herz und ihren hastigen Atem zu kontrollieren. Er war nur ein Schatten, der neben ihr lag. Sie konnte ihn nicht sehen, er konnte sie nicht sehen. Das war

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