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Mitternachtsschatten

Mitternachtsschatten

Titel: Mitternachtsschatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Stuart
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in Beverly Hills gekauft. Ich brauche eine Gastgeberin, und Rachel-Ann braucht etwas zu tun. Ich bin sicher, es macht ihr nichts aus, ein wenig nach ihrem alten Herrn zu schauen, stimmts, Baby?“ Er knetete, drückte, knetete, drückte, streichelte unentwegt ihr Knie.
    „Ja, Daddy“, sagte sie mit der sanften Stimme eines kleinen Mädchens. „Ich meine, nein, es macht mir nichts aus.“
    Jilly brauchte einen Moment, bis sie wahrnahm, dass ihre Schwester praktisch am ganzen Leib zitterte. Sie nannte ihn Daddy, das war merkwürdig, niemand nannte ihn sonst so. Dean nannte ihn Vater oder Jackson, und sie selbst versuchte, ihn niemals direkt anzusprechen.
    „Das glaube ich aber nicht“, sagte Coltrane, seine Stimme war kalt und gefühllos. „Ich denke …“
    Bevor er weitersprechen konnte, flog der Kerzenleuchter quer durchs Zimmer, geworfen von einer unsichtbaren Hand. Der andere Leuchter fiel vom Klavier, der Kaffeetisch begann zu wackeln, die Gläser fielen um, und plötzlich gingen alle Lichter aus.
    Rachel-Ann schrie vor Entsetzen, Jilly stürzte zu ihr und versuchte, sie in den Arm zu nehmen, prallte in der Dunkelheit aber gegen Coltrane. Zusammen stolperten sie über Roofus, der aufgesprungen war, und stürzten auf den Glastisch. Eine Sekunde später brach er unter ihnen zusammen. Sie fielen auf den Boden, Coltrane landete schwer auf ihr, Glasscherben gruben sich in ihren Rücken. Sie hörte, wie Roofus bellte, Dean und Jackson schrien, und schloss sie die Augen. Dann wurde sie ohnmächtig.
    Kurz darauf hörte sie Rachel-Anns Stimme ganz klar und nah, als ob sie ihr ins Ohr flüsterte. „Ja“, sagte sie. „Das werde ich.“
    „Was ist mit dem verfluchten Licht?“ schrie Jackson wütend.
    Jilly hörte, wie er über Möbel stolperte, Roofus bellte weiterhin wie verrückt. Er wusste nicht, ob er sie beschützen oder ihn angreifen sollte. Von Dean war überhaupt nichts zu hören, er hatte wahrscheinlich das Zimmer verlassen, um herauszufinden, was mit dem Strom los war, und Rachel-Ann war verschwunden. Geflohen, so lange sie noch konnte, dachte Jilly. Wie sie da in der Dunkelheit lag, fühlte sie sich wie losgelöst, als ob sie schwebte. Trotzdem spürte sie die Scherben unter sich, die zerbrochenen Gläser und den Kaffeetisch, und Coltrane über sich. In der Dunkelheit wirkte er riesig, geradezu tröstlich machtvoll, und sie wusste, dass sie ihn eigentlich von sich hätte runterstoßen müssen. Aber sie bewegte sich nicht, sondern nahm das Gefühl seines erstaunlich angenehmen Gewichts in sich auf.
    In der Halle gingen die Lichter an, und Jackson brüllte: „Wo ist das Licht in diesem verdammten Raum?“
    „Es gibt hier kein Licht.“ Dean stand in der Tür und leuchtete mit einer Taschenlampe in das Wohnzimmer, ließ den Schein auf Coltrane und Jilly verharren. „Na, na, seht ihr beide nicht verschmust aus? Sollten wir euch vielleicht alleine lassen, damit ihr euren Spaß haben könnt?“
    Coltrane ignorierte ihn. „Bewegen Sie sich nicht“, flüsterte er ihr ins Ohr. Jilly antwortete nicht, noch immer gefangen in dieser seltsamen Starre.
    „Wo zum Teufel ist Rachel-Ann?“ fragte Jackson erbost.
    „Ich habe sie nicht gesehen“, antwortete Dean ungerührt. „Obwohl ich mir einbilde, ein Auto wegfahren gehört zu haben, als ich nach dem Sicherungskasten schaute.“
    „Sicherungskasten? Ich sagte doch, dieser Ort ist eine Feuerfalle! Und Rachel-Ann hätte nicht wegfahren können. Ich habe sie zugeparkt.“ Selbst in ihrem merkwürdigen Zustand konnte Jilly die Zufriedenheit darüber in der Stimme ihres Vaters hören.
    „Was ja nicht heißt, dass sie nicht ein anderes Auto nehmen kann“, stellte Dean nüchtern fest. „Sieht so aus, als wäre sie davongelaufen. Endlich.“
    „Verfluchter Mist. Du musst mir helfen, sie zu finden. Gib mir die Taschenlampe!“ Jackson war ungeheuer wütend.
    „Aber was machen wir mit Jilly?“
    „Coltrane wird sich um sie kümmern.“
    „Vollidioten“, zischte Coltrane, als sie alleine waren. „Sind Sie in Ordnung?“
    Es fühlte sich noch immer so an, als ob sie schwebte. „Ich weiß es nicht.“
    „Überall um uns herum ist zerbrochenes Glas. Ich will nicht alles noch schlimmer machen, indem ich mich zu schnell bewege. Bluten Sie?“
    „Ich weiß es nicht“, sagte sie noch mal, wie träumend.
    „Mist. Werden Sie bloß nicht ohnmächtig!“ Er klang ein wenig panisch. Sie konnte sich nicht erklären, warum. Die Dunkelheit war weich, warm, und dieser

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