Mitternachtsspiele: Ein erotisches Rendezvous / 100 Wünsche hast du frei (German Edition)
Flughafen gelangen konnte.
Juliette warf ihrer Schwester einen verärgerten Blick zu, doch ihr Ton wurde sanfter. „Ich mache diese Reise, weil du sie für mich arrangiert hast.“
„Und du musst zugeben, dass es verlockend ist, der Boulevardpresse und den Gerüchten zu entfliehen“, fügte Gillian hinzu.
Da ihre Schwester natürlich Recht hatte, drückte Juliette sie an sich.
„Du weißt, dass ich dich liebe“, sagte Gillian.
Das wusste Juliette. Ohne die Unterstützung ihrer Zwillingsschwester hätte sie die letzten Wochen nicht überstanden. Seit dem Tag, an dem Juliette aus der Kirche geflohen war, hatten die Reporter sie rücksichtslos verfolgt und sowohl Juliettes Haus als auch Gillians Apartment observiert, in der Hoffnung auf einen Bericht über die geflohene Braut. Aber niemand außer Gillian und dem Bräutigam wusste, wieso Juliette die Hochzeit hatte platzen lassen.
Und niemand sonst würde etwas davon erfahren. Zumindest nicht eher, bis sie herausgefunden hatte, wie sie ihren Vater schützen konnte, damit er sich ohne Schädigung seines guten Rufs aus dem Senat zurückziehen konnte. Danach konnte die Presse ruhig über Stuart Barnes herfallen und sich über seine schmutzigen Geschäfte verbreiten.
„Hast du etwas von dem Mistkerl gehört?“ fragte Gillian, schnappte sich ein Kissen und setzte sich.
Juliette schüttelte den Kopf. Die aufsteigenden Gefühle schnürten ihr die Kehle zu. Obwohl sie keinesfalls behaupten konnte, dass sie Stuart geliebt hatte, war ihre Beziehung doch angenehm und sicher gewesen, wenn auch sehr oberflächlich, wie ihr inzwischen klar war.
Rückblickend erkannte sie ganz genau die Gründe für diese Beziehung. Es waren zwei einfache Gründe. Sie liebte ihre Mutter und ihren Vater, deren liebevolle Beziehung für sie das Ideal war. Sie waren wunderbare Eltern, denen es gelungen war, eine intakte Familie zu haben, obwohl sie ein Leben in der Öffentlichkeit führten. Juliette wollte ein harmonisches Familienleben und eineglückliche Ehe, wie ihre Eltern sie hatten. Sie hatte geglaubt, diesen Traum mit Stuart verwirklichen zu können, den sie seit ihrer Kindheit kannte.
Und dann war da der zweite Grund, weshalb sie sich verlobt hatte – der, den sie sich nur ungern eingestand. Zwar hatten weder ihre Mutter noch ihr Vater sie je darum gebeten, sich zu opfern, doch hatte sie stets die in sie gesetzten Erwartungen erfüllt. Vielleicht weil Gillian die Wildere von beiden gewesen war, hatte Juliette, die wenige Minuten Ältere, die Rolle der Vernünftigen übernommen. Als Stuart seine Absichten bekundete, hatte sie sofort zugestimmt. Nachdem ihr kurz vorher ein Mann wehgetan hatte, der mehr am Namen und den Verbindungen ihres Vaters interessiert gewesen war, war ihr Stuart, der immer zu ihrem Leben gehört hatte, als eine sichere Wahl erschienen. Und weil ihre Eltern ihn mochten und ihm vertrauten, waren sie begeistert und verkündeten, sie hätten schon die ganze Zeit gewusst, dass Stuart und Juliette zusammengehörten.
Aber sie gehörten nicht zusammen, und wenn Juliette genau hingesehen hätte, wären ihr die Zeichen auch nicht entgangen. Doch sie hatte ihre Beziehung nie in Frage gestellt, nicht einmal den lauwarmen Sex, für den sie sich insgeheim die Schuld gab. Ihre vorangegangene unglückliche Affäre hatte ihr Selbstbewusstsein in dieser Hinsicht nicht gerade gestärkt. Möglicherweise hätte sie bei genauerer Betrachtung rasch festgestellt, dass sie ihren Fehler nur wiederholte. Stuart strebte nach Einfluss, und das hieß für ihn, er wollte ihrem Vater im Amt folgen, sobald dessen Senatorensitz frei wurde. Mehr wollte er nicht. Juliette begehrte er nicht, sie war für ihn nur ein Mittel zum Zweck.
„Erde an Juliette.“ Gillian schnippte mit den Fingern.
Juliette schüttelte den Kopf. „Entschuldige. Ich denke zu vielnach. Nein, seit dem Streit in der Kirche habe ich nichts mehr von ihm gehört. Aber was soll er auch schon sagen? ‚Danke, dass du mir die Presse vom Hals hältst, damit ich im November den Platz deines Vaters im Senat übernehmen kann.‘?“
Gillian schnaubte angewidert. „Er könnte sagen: ‚Ich bin ein Mistkerl.‘ Das wäre zumindest ein Anfang.“
„Da stimme ich dir zu. Und da er gedroht hat, Dad mit in die Sache hineinzuziehen, vertraut er darauf, dass ich den Mund halte.“ Stuart war der Protegé ihres Vaters gewesen, der von ihm selbst auserwählte Nachfolger für sein Amt. Wenn Stuarts Machenschaften ans Licht kamen,
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