Mitternachtsspiele: Ein erotisches Rendezvous / 100 Wünsche hast du frei (German Edition)
Adoptivvater hatte ihm beigebracht, stets auf seinen Instinkt zu hören.
Doug war kein Anfänger mehr und war ständig auf der Hut vor unzuverlässigen Quellen. Dass seine letzte Story sich als falsch erwies, kam für ihn völlig überraschend. Sein Adoptivvater, ein Journalist, der großes Ansehen genoss, hatte ihn dazu erzogen, der Beste zu sein. Umso schlimmer war es für Doug, in Ungnade zu fallen, nachdem er über die verhängnisvolle Verbindung des Kongressabgeordneten Haywood zu einem berüchtigten Mafiaboss und die Geldwäsche durch ein Import- und Exportunternehmen berichtet hatte.
Der Kongressabgeordnete war der Geschäftspartner von Juliette Stantons Verlobten, des Mannes, der nach dem Sitz von Juliettes Vater im Senat trachtete. Ein Mann, der Dougs Ansichtnach ebenso korrupt wie sein Partner war. Doug war nach wie vor fest davon überzeugt, dass seine Story der Wahrheit entsprach. Nur verfügte er über keinerlei Beweise, die seine Behauptungen stützten. Beweise, von denen er ganz sicher war, dass Juliette sie ihm liefern konnte.
Doug fuhr sich durch die kragenlangen, vom Wind zerzausten Haare – ein weiterer Teil seiner Scharade. Kein Haarschnitt, keine Rasur, bis sein Aufenthalt auf dieser Insel vorbei war. Bis er sicher war, dass Senator Stantons Tochter ihn nicht anhand eines Fotos über seiner Tribune-Kolumne erkennen würde.
Eine Woche auf einer tropischen Insel zu verbringen wäre nicht so schlimm, wenn sein Vater nicht im Krankenhaus läge. Doug, der unter normalen Umständen so ein Paradies wie Secret Fantasy lieben würde, musste so rasch wie möglich wieder von hier verschwinden, nachdem er dem Tipp in Bezug auf Juliette nachgegangen war. Ein Tipp, von dem er glaubte, dass niemand sonst ihn bekommen hatte. Und nachdem er ein wenig Geld an die richtigen Leute verteilt hatte, hoffte er der Einzige zu sein, der wusste, dass Juliette die Stadt verlassen hatte. Der Einzige, der eine ungestörte Woche allein mit der entflohenen Braut verbringen würde – sobald er das endgültige Okay von Merrilee bekommen hatte. Sie hatte ihn zwar nicht von der Insel gejagt, obwohl er zu einem Zeitpunkt auftauchte, der mit Juliettes Besuch zusammenfiel, aber er wusste, dass Merrilee ihn mit Argusaugen beobachten würde.
Er hatte einem alten Kriegskameraden seines Vaters viel Geld gezahlt, damit er Merrilees Sicherheitssystem überwand und ihm die benötigte Information beschaffte – Juliette Stantons Eintragungen über die Fantasie, die sie auf Secret Fantasy zu verwirklichen hoffte. Dabei hatte Doug festgestellt, dass man ihr wehgetan hatte – woran er nicht unschuldig war.
Sosehr er sich auch einredete, dass er Juliette helfen würde, ihren Schmerz zu vergessen, und dass er nicht die Absicht hatte, ihr wehzutun – es ließ sich nicht leugnen, dass er eine Frau benutzte, um an Informationen zu gelangen. Wieder einmal.
Aber Doug blieb keine andere Wahl. Diese Story würde ihn wieder zum Ass unter den politischen Reportern der „Tribune“ machen. Und genau danach sehnte er sich verzweifelt. Nicht aus Eitelkeit. Einen Schlag gegen sein Ego hätte er durchaus verkraften können. Aber nicht die Enttäuschung seines Adoptivvaters, des Mannes, dem er so viel verdankte. Doug war zehn Jahre alt gewesen, als seine Mutter starb, und er war gerade aus einem Heim weggelaufen, als Ted Houston ihn bei dem Versuch erwischte, seine Brieftasche zu stehlen. Doug war der Ansicht gewesen, dass er dringender etwas zu essen brauchte als der Mann mit all seinen Fragen sein Bargeld. Doch innerhalb einer Stunde kannte der gewiefte Journalist Dougs Lebensgeschichte und hatte ihn in sein Zuhause und sein Herz aufgenommen.
Dieses Herz war jetzt krank, und der Stress durch Dougs berufliche Probleme hatte seinen Tribut von Ted gefordert, ebenso von Dougs Mutter – der Frau, die ihn wie ihren eigenen Sohn großgezogen hatte. Was bedeutete, dass Doug herausfinden musste, was die flüchtige Braut über ihren Exverlobten und dessen schmutzige Geschäfte wusste. Wenn er den anderen Zeitungen zuvorkam, würde er wieder ganz oben sein. Doug gab sich keinen Illusionen hin. Er wusste, dass die Wiederherstellung seines Rufes seinen Vater nicht heilen konnte. Aber gute Nachrichten würden dem alten Mann seelischen Auftrieb geben und seine Genesung vorantreiben. Dieser Ansicht waren zumindest die Ärzte. Und sie hatten Recht. Denn schon allein das Wissen, dass Doug versuchte, seine Behauptungen zu untermauern, hatte Wunder für die
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