Mitternachtsspiele: Ein erotisches Rendezvous / 100 Wünsche hast du frei (German Edition)
hungrig werden wie Männer, also gibt es keinen Grund, zwei verschiedene Angebote in die Speisekarte zu schreiben.“
Mallory lächelte, und selbst durch die dicken Brillengläser hindurch war zu erkennen, dass ihre blauen Augen belustigt funkelten. „Na, das ist doch mal eine Frau, die mit mir einer Meinung ist“, meinte sie und reichte der Kellnerin die Speisekarte. „Dann nehme ich also dasselbe wie der Herr.“
„Kommt so fort!“
Kaum war die Kellnerin außer Sicht, lehnte Mallory sich zu Jack hinüber. „Ist Ihnen klar, was das bedeutet?“ fragte sie.
„Mrs. Leatherman tendiert zu feministischen Ansichten oder so ähnlich?“
„Mrs. Leatherman hat ziemlich viel zu sagen, was die Hotelführung anbelangt. Gut, das eben war nur die Frühstückskarte, aber ich habe das Gefühl, da steckt noch mehr dahinter. Vielleicht ist sie nicht nur so gelassen wegen der Scheidung, weil sie selbst gar keine Trennung will, sondern weil sie weiß, dass sie bei einer Vermögensaufteilung gar nicht mal so schlecht dastehen würde.“
Jack antwortete nicht gleich. Mallory lehnte sich in ihrem Stuhl zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. „Vielleicht“, fügte sie hinzu, „ist Mrs. Leatherman viel schlauer, als man ihr zutrauen würde.“
Mallorys Auffassungsgabe und ihre Scharfsinnigkeit beeindruckten ihn. „Das ist jedenfalls eine Spur, die zu verfolgen sich bestimmt lohnen wird“, sagte er und trank einen Schluck von seinem schwarzen Kaffee.
Das Koffein hatte er bitter nötig. In seinem Kopf ging immer noch alles drunter und drüber, und das Frühstück mit dieser Frau,die ihm auf einmal viel mehr bedeutete als gestern, würde sich noch lange genug hinziehen.
Gestern Abend hatte sie ihm eine Lektion erteilt. Er beschloss, dass heute Abend er der Lehrer sein würde. Er war jemand, der erst richtig in Fahrt kam, wenn er sich vor eine Herausforderung gestellt sah und jemand ihn zu plötzlichen Eingebungen inspirierte. Mallory tat beides mit Bravour.
Er war noch lange nicht fertig damit, ihr verborgenes Ich zu erkunden.
„Wie sieht es aus“, fragte er sie. „Gehen Sie nach dem Frühstück mit mir am Strand spazieren?“
Sie senkte den Blick. „Dafür bin ich nicht richtig angezogen.“
Das war eine Ausrede. „Sie brauchen doch nur hoch in Ihr Zimmer zu gehen und sich umzuziehen.“
„Ich habe aber nichts für den Strand dabei.“
Wieder sah sie ihn nicht an, und er wusste, sie versuchte auszuweichen. Am liebsten hätte er zufrieden gelächelt, aber er hielt sich zurück. Sie schien es zu mögen, wenn sie das Sagen hatte, ergriff jedoch sofort die Flucht, wenn sie sich unterordnen sollte.
„Das Hotel hat einen Laden, wo man so etwas kaufen kann.“
„Die haben bestimmt nichts in meiner Größe.“
Jetzt musste er aber doch grinsen. „Okay, Mallory. Sie haben mich gestern Abend zum Handeln gezwungen, und ich habe gelernt, dass Sie es nicht mögen, wenn man Sie beleidigt, und dass Herausforderungen Sie nicht schrecken können. Und jetzt fürchten Sie sich vor einem harmlosen Strandspaziergang? Haben Sie etwa Angst, mit mir allein zu sein?“
Er konnte sehen, wie sie zusammenzuckte. Gut. Er hatte den Finger also genau auf die Wunde gelegt.
„Lächerlich“, murmelte sie nur, denn in diesem Moment kamdie Kellnerin mit den beiden Frühstücksgerichten und servierte mit flinken Bewegungen.
„Kann ich Ihnen noch etwas anderes bringen?“ fragte sie dann.
„Nein, danke“, sagte Mallory sofort.
Jack schüttelte nur den Kopf.
„Na, dann wünsche ich guten Appetit!“ Die Kellnerin ging zum nächsten Tisch, und Jack griff nach seiner Gabel.
„Lassen Sie uns anfangen, Mallory. Und richten Sie sich darauf ein, dass wir uns in einer Stunde am Strand treffen.“
Sie öffnete den Mund, schloss ihn aber wieder, ohne etwas zu sagen. Offenbar hatte sie begriffen, dass es kein Entkommen gab.
Jack machte sich über die Rühreier her. Er musste sich unbedingt stärken, denn er hatte gestern Abend noch etwas anderes gelernt: Bei Mallory musste man sich auf alles gefasst machen.
Mallorys Rühreiportion wurde kalt, während Jacks mit unglaublicher Geschwindigkeit verschwand. Wie konnte sie auch essen, wenn man sie so in die Ecke getrieben hatte? Dabei war es eine Ecke, in der sie sich nur allzu wohl fühlte. Aber selbst, wenn sie sehr gern diesen Spaziergang mit Jack machen wollte, konnte sie es sich doch nicht erlauben, ein solches Risiko einzugehen.
Sie stand sprichwörtlich zwischen Baum und
Weitere Kostenlose Bücher