Mitternachtsspiele: Ein erotisches Rendezvous / 100 Wünsche hast du frei (German Edition)
haben. Aber nicht alle Ehen verlaufen problematisch oder beruhen nur auf Lügen. Sonst würden die Scheidungsstatistiken noch viel niederschmetternder aussehen.“
„Das sollten sie vielleicht besser auch. Ist Ihnen denn nicht klar, dass viele derjenigen, die sich nicht scheiden lassen, dies einfach nur aus Bequemlichkeit nicht tun?“
„Und ist Ihnen denn nicht klar, dass viele Paare zusammenbleiben, weil sie sich tatsächlich lieben und respektieren und weil sie nicht verlieren möchten, was sie sich gemeinsam aufgebaut haben?“ Sie sah zu ihm hinüber, während sie das sagte, und ertappte sich dabei, dass sie auf einmal nichts mehr wünschte, als dass er diese Dinge genauso sähe wie sie.
Natürlich nur um seinetwillen. Denn er wäre bestimmt glücklicher, wenn er es für möglich halten könnte, dass es aufrichtige Beziehungen gab.
Er schüttelte wortlos den Kopf. Der Wind zerzauste ihm seine dunklen Haare und blies ihm lauter Strähnen ins Gesicht. Sein scheinbar entspanntes Aussehen stand in merkwürdigem Gegensatz zu dem entschlossenen, beinahe grimmigen Ausdruck seiner Augen.
Wahrscheinlich hätte seine Einstellung sie stören sollen. Stattdessenaber fühlte sie sich nur noch mehr zu ihm hingezogen. Sie verspürte ein undeutliches Flattern im Bauch. Doch da war mehr als reine Lust. Auch ihr Herz schmolz dahin, wenn sie ihn nur ansah.
Als Kind musste er sehr gelitten haben. Ihr war es nicht anders ergangen. Offenbar hatte er sich mit mächtigen Mauern umgeben, um sich vor weiteren Verletzungen solcher Art zu schützen.
Mallory blickte unwillkürlich auf ihren züchtigen Leinenrock und das strenge Miederoberteil. Sie machte es nicht anders als er. Im Grunde hatten sie beide sehr viel mehr gemeinsam, als sie angenommen hatte. Dass er eine starke Anziehungskraft auf sie ausübte, wusste sie schon lange. Und ihr Flirt am letzten Abend hatte sie in keiner Weise befriedigt. Im Gegenteil, zusammen mit diesem Morgenspaziergang am Strand weckte er ganz neue Gelüste in ihr.
Sie wollte mehr.
Mehr von Jack Latham.
„Sie wären wirklich die Letzte gewesen, in der ich eine Optimistin oder Träumerin vermutet hätte“, sagte er schließlich.
Sie lächelte. „Ich selbst würde mich auch nicht so einschätzen. Realistin trifft es wohl am ehesten.“
Wenn sie allerdings ehrlich war, musste sie zugeben, dass man mit einer Illusion, wie Mallory sie seit Jahren hegte und pflegte, ganz klar zur Fraktion der unverbesserlichen Romantiker gehörte.
„Die Frau, die ich gestern Abend kennen gelernt habe, schien mir jedenfalls keine knallharte Realistin zu sein“, entgegnete Jack mit leicht verärgertem Unterton.
Kaum wurde sie an die sinnlichen Erfahrungen des gestrigen Abends erinnert, spürte sie, wie ihr ganzer Körper weich undwarm wurde. Sie fragte sich, was wohl geschehen würde, wenn sie der Träumerin Mallory freien Lauf lassen würde – jenem Teil von ihr, zu dem Jack sich offenbar hingezogen fühlte, zumindest was den inoffiziellen Teil ihrer Reise anbelangte. Würde sie noch in der Lage sein, sich selbst wieder unter Kontrolle zu bekommen, wenn diese Reise vorbei war?
Sie schüttelte schnell den Kopf und hielt ihr Gesicht in den Wind, damit er ihr die Haarsträhnen wegpustete. Selbst wenn sie sich mehr wünschte, konnte sie es sich doch nicht gestatten. Sie würde damit ihren Job riskieren und ihr Herz ebenfalls. Sie seufzte tief auf. Es war wirklich zu schade.
Besser, sie hörte jetzt auf, bevor es noch mehr Enthüllungen und Eingeständnisse gab, die sie später womöglich bereuen würde. Sicherheit war wichtiger als alles andere.
„Die Frau von gestern Abend mag keine Realistin gewesen sein“, lenkte sie ein. „Die Anwältin, die Ihnen im Fall Leatherman helfen wird, ist aber definitiv eine.“
„Also zurück zur Tagesordnung“, stellte er fest, und er klang genauso enttäuscht, wie er aussah.
Sie nickte und wusste, dass ihr gar nichts anderes übrig blieb. „Werden Sie Leatherman zur Rede stellen?“ fragte sie noch einmal.
„Ich wollte eigentlich etwas subtiler vorgehen. Erst einmal versuchen wir, so viele Hintergrundinformationen wie nur möglich zu bekommen, bevor ich Paul direkt anspreche. Vielleicht sehen wir ja nur Gespenster, und er trifft sich tatsächlich aus geschäftlichen Gründen mit seinem Sohn. Dann beschuldigen wir ihn womöglich zu Unrecht und verscherzen uns damit jede Chance, seine Scheidung zu übernehmen.“
„Was wir beide nicht wollen.“
„Sie wollen es
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