Mitternachtsspiele: Ein erotisches Rendezvous / 100 Wünsche hast du frei (German Edition)
Borke. Wenn sie sich ihre Badesachen anzog – und das war ein Bikini, den sie ganz hinten in der untersten Schublade der Kommode in ihrem Hotelzimmer verstaut hatte – dann würde sie Jack nicht nur nachgeben, sondern damit auch ein Stück weit die Kontrolle über die Situation abgeben. Andererseits hatte er Recht, wenn er vermutete, dass sie Herausforderungen nicht ignorieren konnte, selbst wenn sie wollte. Sie leugnete auch nicht, dass sie sehr gern ein wenig Zeit mit ihm allein verbringen wollte.
Mallory legte ihre Serviette auf den Tisch. „Ich wäre dann soweit. Wie ist es mit Ihnen?“ fragte sie.
Er hob die Augenbrauen, überrascht, weil sie jetzt plötzlich bereit schien mitzukommen, obwohl sie sich erst so energisch gesträubt hatte. „Was denn, wollen Sie sich gar nicht umziehen?“
Sie stand auf, öffnete ihre Kostümjacke und zog sie aus. Darunter trug sie ein hochgeschlossenes, miederartiges Oberteil.
„So wird es schon gehen“, meinte sie.
Er schüttelte den Kopf. „Sie sind ganz schön stur, was?“
„Das gehört zu meinem Charme.“ Damit drehte sie sich um und hielt auf den Hinterausgang des Restaurants zu, von wo aus es zum Strand ging. Das Begleichen der Rechnung überließ sie Jack, aber es handelte sich ja ohnehin um Spesen.
Als sie die Tür geöffnet hatte, atmete sie sogleich reine Luft, die nach Salzwasser roch. Im grellen Sonnenlicht blinzelnd, sah sie sich um. Das tiefe Blau des Ozeans erstreckte sich bis zum Horizont, wo es kaum merklich in das des Himmels überging. Kaum ein Wölkchen war zu sehen.
Mallory genoss den überwältigend schönen Anblick. Viel zu lange schon lebte sie in der lärmenden, überfüllten Großstadt. Und genauso lange schon hatte sie sich keinen entspannenden Urlaub in einem tropischen Strandparadies gegönnt. Der Geruch nach Salz und Tang, die sanfte Brise und die herrliche Aussicht waren wie Balsam für ihre vernachlässigten Sinne.
Jack holte sie erst ein, als sie schon am Strand war, und seine Anwesenheit machte das Paradies endgültig perfekt. Das würde sie ihm natürlich keinesfalls sagen. Sie bückte sich, um sich die flachen Pumps auszuziehen, und legte sie sich zusammen mit ihrer Kostümjacke über die Schulter. Es war ein wunderbaresGefühl, mit nackten Füßen über den kühlen, weichen Sand zu gehen.
Schweigend näherten sie sich beide dem Wasser. Die Wellen rollten leise klatschend an das flache Ufer. Mallory ließ Jacke und Pumps in einem der freien Strandkörbe zurück, um dann in aller Seelenruhe neben Jack den endlosen Strand entlangzuwandern.
„Wann will Mr. Leatherman denn zurück sein?“ fragte sie schließlich.
„Irgendwann heute Abend, schätze ich.“
„Ich frage mich, was dahinter steckt. Mit Sicherheit fehlen uns ein paar ganz wesentliche Informationen.“
Über ihnen ertönte schrilles Kreischen. Weiße Möwen segelten über das Wasser. Mallory sah ihnen nachdenklich hinterher und blickte dann zu Jack. Aufmerksam betrachtete sie ihn und störte sich nicht daran, dass er es vielleicht bemerken könnte.
Er hatte die Hände in die Gesäßtaschen seiner Badeshorts geschoben. Sie sah die kraftvollen Muskeln seiner Beine, während er einen Fuß vor den anderen setzte. Gut, dass es noch recht früh am Morgen war und der Strand daher eher spärlich besucht. Zu ihrer eigenen Überraschung mochte sie weder diesen Mann noch diesen Moment mit irgendjemandem teilen.
„Scheidungen sind nie leicht oder gehen ehrlich vonstatten“, sagte er. „Weder zwischen den Ehepartnern noch zwischen Anwalt und Mandant. Es ist immer wieder dasselbe mit den Beziehungen. Ich muss das wissen, immerhin habe ich es schon als Kind so erlebt.“
„Wie traurig.“ Ihre eigenen Eltern waren vielleicht nicht die allerbesten gewesen, aber immerhin liebten sie einander und gingen ehrlich miteinander um.
Mallory hatte sich selbst nie gestattet, ihre Gedanken in RichtungEhe und Familie abschweifen zu lassen. Wie konnte sie auch, wo sie doch nur für ihr berufliches Fortkommen lebte und daher gar keine Zeit für solche Dinge hatte? Allerdings hielt es sie nicht davon ab, zumindest an die Ehe als Institution zu glauben und daran, dass eine ehrliche Beziehung zwischen Mann und Frau möglich war.
„Das ist nicht traurig, sondern Tatsache“, entgegnete Jack.
Sie schüttelte den Kopf. „Ich meinte doch nur Ihre Einstellung.
Es ist traurig, dass Sie die Dinge so sehen. Und es tut mir Leid, dass Sie so etwas Einschneidendes schon als Kind erlebt
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