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Mitternachtsspitzen: Roman (German Edition)

Mitternachtsspitzen: Roman (German Edition)

Titel: Mitternachtsspitzen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Elizabeth Phillips
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frisch gebügelt. Und sie saß wie angegossen.
    Cain, der um einiges größer war als Brandon, trug keine Kopfbedeckung. Seine Ärmel waren hochgerollt, die oberen Hemdknöpfe geöffnet, seine Hose staubig. Er stand ganz lässig da, eine Hand in der Hosentasche, einen schmutzigen Stiefel auf die unterste Treppenstufe gestützt. Brandon war der perfekte Gentleman, während Cain wie ein ungepflegter Bauer wirkte.
    Sie fixierte ihn einen Moment lang, dann schnippte sie mit der Reitgerte und trat entschlossen ins Freie. Lady wartete bereits gesattelt neben dem Hocker zum Aufsteigen. Kit hatte den alten Damensattel in der Scheune gefunden.
    Nach einem knappen Nicken zu Cain begrüßte sie Brandon mit einem strahlenden Lächeln. Bewundernd musterte er die aparte Erscheinung in der eleganten Reitgarderobe. Cain dagegen amüsierte sich köstlich und, wie sich zeigte, auf ihre Kosten.
    »Pass gut auf dich auf, Kit. Lady kann ganz schön hinterhältig sein.«
    »Oh, bestimmt kommen wir prima miteinander klar«, knirschte sie gereizt.
    Als Brandon ihr beim Aufsitzen behilflich sein wollte, kam Cain ihm zuvor. »Darf ich?«
    Sichtlich verstimmt schwang Brandon sich auf sein Pferd, und Kit legte ihre Finger auf Cains ausgestreckte Hand. Sie war stark und zupackend. Als sie im Seitensattel saß und zu ihm hinunterschaute, bemerkte sie, wie er auf ihre unbequemen Röcke starrte.
    »Ich hätte dich für konsequenter gehalten«, zischte er leise.
    Sie spähte zu Brandon und schenkte ihm ein hinreißendes Lächeln. »Mr. Parsell, bitte reiten Sie nicht zu schnell, ja? Ich war so lange im Norden und bin ein bisschen aus der Übung, was meine Reitkünste anbelangt.«
    Schnaubend stapfte Cain davon. Und Kit freute sich diebisch, dass sie doch noch das letzte Wort gehabt hatte.
    Brandon schlug vor, nach Holly Grove zu reiten, seiner früheren Heimat. Als sie in leichtem Trab über die Auffahrt zur Straße ritten, bemerkte Kit, wie aufmerksam er die gepflegten Pflanzungen betrachtete, die sich rechts und links von ihnen erstreckten. Hoffentlich erleichterte ihm das die Entscheidung.
    Holly Grove war von denselben Soldaten abgefackelt worden, die Risen Glory verschont hatten. Als er nach dem Krieg heimgekehrt war, hatte Brandon vor den Trümmern der elterlichen Plantage gestanden, die bereits von wildem Wein und Brombeerhecken überwuchert wurden. Da er die von ihm geforderten Reparationszahlungen nicht leisten konnte, war der gesamte Besitz konfisziert worden. Inzwischen lag alles brach.
    In der Nähe des ehemaligen Holzschuppens saßen sie ab. Brandon band die Pferde an, nahm höflich Kits Arm und führte sie zu den Fundamenten des ehemaligen Wohnhauses. Während des Ritts hatten sie angeregt geplaudert, aber jetzt war er merkwürdig still. Kits Herz quoll fast über vor Mitleid.
    »Sie haben alles zerstört«, seufzte er schließlich. »Alles, woran der Süden geglaubt hat. Alles, wofür wir gekämpft haben.«
    Es war ein Bild der Verwüstung. Hätte Rosemary Weston sich nicht diesen Yankee-Leutnant geangelt, sähe es auf Risen Glory kaum anders aus.
    »Wissen Sie, die Yankees lachen uns aus«, fuhr er fort. »Sie belachen unseren Ehrenkodex. Sie nehmen uns unser Land und besteuern uns, bis wir nicht einmal mehr Brot kaufen können. Der Allmächtige hat uns bitter gestraft.« Er schüttelte den Kopf. »Was haben wir getan, dass wir so viel Elend verdient haben?«
    Kit starrte auf die beiden verkohlten Kamine, die gespenstisch schwarz in den Himmel ragten. »Es war wegen der Sklaven«, hörte sie sich antworten. »Das ist die Strafe dafür, dass wir Menschen versklavt haben.«
    »Unsinn! Sie haben zu lange bei den Yankees gelebt, Kit. Sklaverei ist Gottes Plan. So steht es in der Bibel.«
    Widerwillig nickte sie. Das hatte sie oft genug in der kleinen Sklavenkirche von den weißen Geistlichen gehört, die die Plantagenbesitzer dorthin schickten. Damit sie ihren Leuten einredeten, dass Gott ihr jammervolles Dasein befürwortete. Kit erinnerte sich daran, wie Sophronia dann blass und stocksteif neben ihr gesessen hatte, unfähig, das Gehörte mit dem liebenden Jesus von Nazareth in Einklang zu bringen, den sie kannte.
    Brandon fasste ihren Arm und geleitete sie über den unkrautbewachsenen Pfad zurück zu den Pferden. Die grasten friedlich auf der Wiese neben dem Holzschuppen. Kit lief zu einem umgestürzten Baum und setzte sich auf den Stamm.
    »Es war ein Fehler, Sie mit hierher zu bringen«, murmelte Brandon, während er zu ihr

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