Mittland 2 - Das Feuer der Drachen: 1.100 Seiten Fantasy (German Edition)
geschliffene Axt.
Temrat wirkte desorientiert und rang um Fassung. Diese Sekunden nutzte Hargor. Er baute sich neben dem Thron auf, vom Feuerschein beleuchtet wie eine Sagengestalt und wandte sich an die umstehenden Dorfbewohner.
»Ich fordere Temrat heraus, weil ich an die Orks von Zadarsh glaube!« Das waren große Worte , und Hargor erwarte te, ausgelacht zu werden. Statt dessen hörten die Orks zu , und die Orkweiber gaben ihre Kind er wieder frei. » Ich glaube daran, dass jeder von uns, jeder von euch die Möglichkeit haben sollte, den Häuptlingsthron zu besetzen. Es gibt viele, viele gute Orks in Zadarsh, die diese Würde und Bürde tragen könnten. Ihr habt gesehen, dass mir nichts geschehen ist, als ich dort saß, obwohl die Sage etwas anderes erzählt . Die Götter sind mir milde gestimmt, denn sie wissen, dass es ungerecht ist, wenn einer oder zwei Orks über uns herrschen, ohne die anderen des Dorfes zu fragen. Wenn wir uns in die Klauen von Temrat oder Kr’orat begeben, werden wir ...« Er stockte, denn was er sagen wollte, würde zu Beifallsstürmen führen.
... werden wir in den Krieg ziehen müssen und Blut wird fließen! , hatte Hargor sagen wollen. Einen größeren Fehler hätte er nicht begehen können. Jeder, wirklich jeder Ork , sehnte sich nach Krieg und Blut.
»Dann werden wir ... unglücklich werden!«, improvisierte er. Hatte Sharkan Recht, wenn er ihm, Hargor Othos außergewöhnliche Intelligenz attestierte? Nun, falls das stimmte, würde er das ausnutzen.
»Sind hier alle verrückt geworden? Grroschnooll!«, ertönte eine Stimme. Kr’orat Rugar stapfte herbei. »Ich musste mein Weib so schnell stoßen, dass sie nichts davon hatte. Das macht sie wütend , und ich hasse es, wenn sie wütend ist. Was soll der Trubel? Habe ich richtig gehört? Ein Wurm begehrt auf gegen Bären?«
Nun wusste Hargor, dass er auf dem richtigen Weg war, denn er erkannte auf den Gesichtern der Orks etwas, das über Bew underung und Achtung hinaus ging - Furcht! Und niemand, der einen anderen fürchtete, liebte oder vertraute demjenigen .
Die beiden Ältesten führten ein hartes Regiment , und Hargor fragte sich, wie der Häuptling wirklich gestorben war. War er tatsächlich entschlafen, wie man ihnen weismachen wollte, oder hatten die beiden Kämpfer etwas ... nachgeholfen? Welche Ziele verfolgten sie? Schließlich waren es stets die Beiden gewesen, die Hargor zu überreden versucht en , er möge Sharkan in den Dienst des Dorfes stellen. Wie die anderen darüber dachten, hatte Hargor nie ergründet. Bei den Göttern, er hatte zu lange in der Höhle gelebt.
»Ich bin kein Wurm«, sagte Hargor mit fester Stimme. »Ich bin Hargor Othos, Sohn eines guten Kriegers. Und ich fordere euch heraus. Einen nach dem anderen.«
Das beifällige Murmeln schwoll zu einer Kakophonie durcheinander schwirrender Stimmen und Grunzlaute an. Ja, das war eines tapferen Orks würdig. So stellte man sich gegen Autoritäten. Es würde ein prächtiges Blutbad geben. Endlich war was los in Zadarsh!
Kr’orat blieb stehen und lachte. Er wies mit dem Finger auf Hargor. »Er hat gut reden! Wenn er zu unterliegen droht, ruft er seinen Drachen und wir alle werden sterben.«
»Das werde ich nicht tun«, sagte Hargor, der sich wunderte, wie leicht ihm die Worte über die Lippen flutschten . »Das schwöre ich bei Krorra!«
Kr’orat schien das Lachen im Halse stecken zu bleiben. »Du lügst, Ork!«
»Ich schwöre es«, wiederholte Hargor so leise, dass er auch den letzten Zuschauer zum Zuhören zwang. »Ich schwöre es auch bei Vr’eta. Und ich schwöre es bei meinem zu früh gestorbenen Vater.«
Einer rief: »Er schwört es bei seinem Vater, bei R-oggomar dem Fettigen! Hört ihr es?«
Stimmen bejahten, über der Mauer der Zuschauer vibrierte die Luft vor verhaltener Kampfeslust , und manche Waffe wurde geschwungen, als wolle man gleich aufeinander losgehen. Jemand warf einen abgenagten Knochen auf Temrat, der gelenkig auswich. Äxte ragten in die Luft.
»Lasst sie kämpfen!«, brüllte jemand.
»Ja, lasst sie kämpfen! Soll Hargor zeigen, was in ihm steckt!«, rief ein anderer.
Ich werde sterben!, durchfuhr es Hargor eiskalt.
Mut kann nur der haben, der auch die Furcht kennt! , hörte er in seinem Kopf Sharkans Antwort. Jeder andere ist tollkühn und ein Narr!
Ich habe geschworen, dich nicht zu rufen!
Das adelt dich. Mut ist eine Tugend, Drachenreiter, und ich erkenne, dass du diese Tugend besitzt!
Was soll ich tun? Sie
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