Mittland 2 - Das Feuer der Drachen: 1.100 Seiten Fantasy (German Edition)

schlanker Gang.
    Dunkel, feucht und endlos. Wohin würde er führen?
    Sie gingen zögerlich, langsam, schoben sich mehr als das sie schritten, spürten sich , und eine düstere Einsamkeit legte sich über sie. Hier also waren sie gestrandet.
    In einem Berg, der von Sand verschüttet gewesen war.
    Üb er sich die grausame Tote Wüste, und ein Kampf, der Mittland erschütterte.
    Sharkan gegen die Dunklen Brüder der Fardas, der Vierköpfige gegen den unendlich gespiegelten Lessan, der Mittland erobern wollte.
    Über sich Hitze und weiße Unendlichkeit.
    Vor sich Dunkelheit.
    Die Heimat schien unendlich weit entfernt.
    Der Fels drückte auf ihr Gemüt.
    Es war heiß und es stank nach Schimmel.
    Und nach Einsamkeit und Tod.
    Wohin der G ang führte, war unklar.
    Bob, der Häuptling der Barbs, fluchte erneut .
    Die beiden Frauen ignorierten ihn. Und das war gut so, denn schlechte Stimmung war genauso ansteckend wie die Pest. Das erkannte auch Bob , und er schwieg. Seine Lippen klebten aufeinander. Er hatte Durst und Hunger. Er wusste, dass es seiner Bama und Laryssa ähnlich gehen musste , auch deshalb hielt er die Klappe.
    Sie schoben sich vorwärts, eng hintereinander und blinzelten in die Dunkelheit. Der Gang war schmal , und ihre Körper streiften den Fels.
    Bob grunzte unwillig, al s ihm etwas auf den Nacken fiel und griff danach. Seine Finger fühlten etwas Weiches und Feuchtes, er riss es von sich los und schleuderte es weg, wobei er sich den Handballen anschlug. Das war ekelhaft, denn er wusste nicht, was es gewesen war.
    Bama quiekte. »Da ist was ...«
    Laryssa fluchte. »Et was hängt an der Decke und lässt sich auf uns fallen!«
    »Mistviecher«, knurrte Bob.
    »Hoffentlich nichts Giftiges«, sagte Bama mit zitternder Stimme . »Das ist so schrecklich. Wir sehen nichts. Überall könn t en Löcher sein, in die wir stürzen. Vielleicht wird der Gang immer enger ...« Sie keuchte, als bekomme sie schwer Luft.
    Laryssa hielt inne, Bama stolperte gegen sie und Bob auf den Rücken seines Weibes.
    »Still«, flüsterte Laryssa. »Ich höre was.«
    Sie verharrten eng aneinander gedrückt und spitzten die Ohren. Ein ganz leises Fiepen, wie von frisch geworfenen Katzen vielleicht , oder von winzigen , nackten Jungvögeln. Das Geräusch war nicht vorne oder hinten, sondern über ihnen, neben ihnen, überall, ganz sanft , wie ein melodisch hauchender Wind und genauso wenig greifbar.
    »Sind ... sind das die schleimigen ...?«, stammelte Bama leise.
    »Pst«, kam es von Laryssa.
    Bob schauderte es, denn das feine Geräusch wurde, je länger sie lauschten, immer intensiver , und er kam sich vor, wie im Bauch eines Wesens, das ihn gleich verdauen würde. Die Schwärze sorgte dafür, dass seine Phantasie Purzelbäume schlug. »Wir müssen weiter«, sagte er hart. »Ich habe keine Lust, von irgendwelchen Kreaturen gefressen zu werden.«
    Laryssa sagte scharf: »Spar dir deine Gruselgeschichten, Häuptling.«
    »Mist«, kam es von Bob. Er war stinksauer. Es gab kein zurück und kein vorwärts. Zwar schienen sie in diesem Gang vor Sharkans Angriff und denen des Lessans sicher zu sein, doch was nützte das, wenn sie von einer Gefahr in die nächste gerieten ? Hinzu kam die Hilflosigkeit, die sich von Atemzug zu Atemzug steigerte und der Dunkelheit zuzuschreiben war. Sie nahm ihm den Atem, legte sich glitschig auf sein Gemüt und brachte ihn dazu, sich wie ein hilfloses Kind zu fühlen, das sich verlaufen hatte und in die Sterne starrte, ohne zu wissen, wo es war.
    Nun, es hatte wenigstens noch Sterne.
    Sie drei hatten nichts.
    Bama drehte sich auf der Stelle , und ihr warmer Atem hauchte über Bobs Gesicht. »Wir sind verloren, Bob.«
    »Ach was«, sagte Bob. »Wir werden einen Ausgang finden, vielleicht sogar ein Portal und wieder nach Hause gehen, nachdem wir mit Laryssa ...«
    »Hör auf zu quatschen«, fauchte Laryssa, mit deren Nerven es offensichtlich auch nicht zum Besten stand.
    Im selben Moment fing es an zu regnen.
    Es regnete Kreaturen, die sich vom Stein lösten und auf die Zweibeiner fallen ließen. Sie krallten sich an ihnen fest und fiepten nun lauter als vorher. Bob fühlte winzige Krallen, die über seine Haut wieselten , und sein ganzer Körper stand in Flammen, jedenfalls fühlte es sich so an. Bama kreischte , und Laryssa fluchte wie ein Mann.
    Bob sprang hin und her und tat alles , um die unsichtbaren Wesen abzuschütteln. Seine Füße platschten in weiches Zeug.
    »Was ist das?«, rief Laryssa hell.