Mittland 3 - Das Erbe der Drachen - Teil 2: Geschöpfe der Glut (German Edition)

deine Macht bewiesen. Ich meine, wir haben genug geredet. Wirst du uns von Dreanthor über die Kuppel bringen und ersaufen lassen, oder wirst du mit uns kommen?«
    Sheng stieß einen Laut aus, der wie Donnerh all klang, und es dauerte eine Weile, bis die Gefährten begriffen, dass der Drache lachte. Er beruhigte sich und sagte erstaunlich sanft:
    » Wenn deine Überredungskunst das Ergebnis deines starken Willens ist, kann ich mir keinen besseren Reiter vorstellen als dich, Bob von Fuure.«
    Bob strahlte. Er hatte es geschafft, hatte den Drachen überredet, hatte ihm Mut und Kraft geschenkt, ein kleiner dicker Mann von einer kleinen runden Insel im Mittmeer. »Und was geschieht mit meinen Freunden?«
    » Saymoons Musik ist die Wahrheit, die in Schönheit wohnt, also reine Poesie. Darius’ Leben ist ein Füllhorn der Einsicht. Blumas Erfahrungen sind wie Samen, die aus der Klugheit erwachsen sind. Aichames Einsamkeit war die Schule für ihren Geist, die ein heiteres Bewusstsein schuf.« Er grollte. »Ihr alle reitet mich gemeinsam.«
    Sie sahen sich an.
    Der Drache fragte: »Doch gegen wen, Drachenreiter, kämpfen wir?«
    Bob grummelte. »Ich dachte, du weißt das.«
    Sheng erhob sich auf seine Klauen und reckte den langen Rücken. »Ich glaube, ich weiß, was wir tun.«
    » Was stellst du dir vor?«, fragte Bob.
    Sheng bellte so laut, dass die Gefährten um ihr Gehör fürchteten. »Wir gehen nach oben und rotten das Übel aus. Mit Stumpf und Stiel. Wir schaffen eine neue Grundlage. Eine frische, saubere Basis. Jeder Zweibeiner wird sterben, alle dunklen Drachen vernichtet, kein Stein bleibt mehr auf dem anderen. Und aus den Trümmern wird im Laufe der nächsten Zeitalter ein neues Mittland entstehen. Ein Land der Liebe und des Friedens.«
    Entsetzt starrten die Gefährten den weißen Drachen an.
    »Und wir beginnen dort, wo die Quelle allen Übels ist. Dort, wo man die abnormsten Experimente mit den Drachen macht, ekelhafte Kreaturen züchtet und alles, was unsere Rasse bedeutete, für immer zerstört.«
    » Wo ist das?«, hauchte Bob, dessen ganzer Körper zu zittern anfing.
    » Auf einer kleinen Insel, deiner ehemaligen Heimat, Reiter Bob. Auf Fuure!«

7
     
    Grodon sprang auf, doch bevor er an der Tür war, verstellte ihm der blonde Mann den Weg, das Schw ert gezückt. Mit einer raschen Handbewegung schlug er dem Meister der Arkham die Kapuze vom Kopf, drehte ihn in den Schankraum und fragte: »Ist er das, Trevor?«
    Trevor erhob sich langsam, fast angestrengt. Er ging Schritt für Schritt auf den Mann in der braunen Kutte zu. »L’ordynn Grodon«, sagte er leise. »Er ist es. Mein Lehrmeister, Ziehvater und Vernichter von Mittland.«
    L’ordynn Grodon blickte den jungen Mann an , und in seinem Gesicht zuckten Muskeln, die Augen verengten sich. »Ich kenne Euch nicht und habe keine Ahnung, was Ihr von mir wollt.«
    » Nein? Dann sollten wir uns dringend unterhalten«, fauchte Trevor.
    » Ich werde nun gehen. Ich habe zu beten.«
    » Ihr wartet, bis Ihr meine Fragen beantwortet habt.«
    » Bei allem Respekt, Fremder, aber der Meister der Arkham lässt sich von niemandem sagen, was er zu tun hat.«
    » Dann wird es Zeit, das zu lernen, Grodon!«
    » Hört auf seine Worte«, sagte Connor und lächelte verbindlich. »Und verzeiht, dass ich Euch die Kapuze ...«
    In d iesem Moment geschah etwas, das niemand erwartete.
    Ungeachtet seiner Kutte schnellte der Mann auf die Knie, sein Fuß traf Connor mit einer solchen Kraft am Schienbein, dass der Hüne taumelte. Mit einer tänzerisch anmutenden Drehung huschte Grodon daraufhin unter Connors Abwehr hindurch, sprang auf, und flog durch die Luft, drehte sich dabei, während sein Fuß den Mann unters Kinn traf, was ihn auf der Stelle außer Gefecht setzte. Connor stürzte, und konnte noch im richtigen Moment das Schwert zur Seite fallen lassen, damit er sich nicht daran verletzte.
    Trevor hatte sein Messer gezückt, doch auch er hatte keine Chance gegen die blitzartigen Bewegungen, mit denen Grodon kämpfte. Es wirkte, als hinge sein Ziehvater an Fäden, als seien die Gesetze der Natur aufgehoben. Er beherrschte einen Kampfstil, denn noch niemand von ihnen gesehen hatte, war geschmeidig wie eine Katze, und schleuderte trockene, knallharte Schläge, die so schnell kamen, dass Connor und Trevor die Bewegungen kaum wahrnahmen.
    Sofort war Frethmar da, doch bevor der Zwerg seine Axt gezogen hatte, unterlief der Mann in der Kutte den Angriff, drehte sich wie ein Derwisch auf