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Mittsommersehnsucht

Mittsommersehnsucht

Titel: Mittsommersehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elfie Ligensa
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Morgen noch ein stiller silberner Spiegel, auf dem nur einige wenige Wellen tanzten, wurde zunehmend unruhiger. Wolkenberge türmten sich am Himmel bedrohlich zu grauschwarzen Monstern auf.
    »Jetzt wärst du wohl lieber bei deiner Andrea, was?« James lächelte Magnus freundschaftlich zu. Die beiden waren in den Kartenraum gegangen, dem sich das kleine Labor anschloss. Die drei anderen blieben noch an Deck, um die kleinen Netze einzuholen, die sie vor zwei Stunden ausgeworfen hatten. Erlend und Benny, zwei junge Studenten, waren nur für zwei Wochen an Bord, der sechzigjährige Ingvar hingegen gehörte zur Mannschaft, so wie Lars, der kahlköpfige Kapitän mit dem langen Vollbart, der auf der Brücke stand und den Kurs auf Hammerfest hielt. Die Wellenberge, die sich immer höher auftürmten, konnten den erfahrenen Seemann nicht aus der Ruhe bringen.
    »Klar doch! Im Doktorhaus ist es bestimmt gemütlicher als hier.«
    »Also ist alles wieder in Ordnung zwischen euch?« James übertrug ein paar handschriftliche Daten in den Computer.
    »Ja.« Magnus sah kurz auf. »Ich … ich werde sie bei unserer Rückkehr fragen, ob sie mich heiraten will.«
    »Nein!« Der Schrei kam aus dem Labor. Eine Holztür knarrte, dann stand Lilian, blass, aber mit brennendem Blick, im Raum.
    »Wo kommst du denn her?« James hatte sich rascher gefangen als Magnus, der sie anstarrte wie ein Fabelwesen aus den hohen Lofotenbergen.
    »Aus dem Schrank mit den alten Reagenzgläsern und den Decken.« Lilian zuckte mit den Schultern. »Das klassische Versteck für einen blinden Passagier.«
    »Verdammt, Lilian, was bezweckst du mit diesem Unsinn?« Magnus griff nach ihrem Arm.
    »Ich will dich zur Vernunft bringen.« Sie wandte sich an James. »Weißt du, was passiert, wenn Paps euch den Geldhahn zudreht?«
    »Dann wird sich die Welt weiterdrehen. Und wir werden andere Sponsoren finden.« Magnus ließ sie abrupt los und stellte sich ans schmale Fenster. Das Meer hatte eine dunkelgraue Farbe angenommen. Auf den Wellen bildeten sich immer häufiger weiße Schaumkronen. Die Möwen und Papageientaucher, die die Black Nessy zu Beginn der Fahrt noch begleitet hatten, waren schon lange verschwunden.
    »Was sagst du dazu, James?«
    »Ich denke, Magnus hat recht. Es geht immer weiter. Irgendwie.«
    Lilians Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen. »Wenn Paps seinen Einfluss geltend macht, wird euch kein Mensch in Norwegen mehr Geld geben.«
    James sah sie kopfschüttelnd an. »Lilian, sei doch vernünftig! Du bist eine bildschöne Frau, du kannst jeden Mann haben, den du willst. Warum muss es denn gerade Magnus sein?«
    »Weil ich nur ihn liebe!« Wie ein trotziges Kind stampfte sie mit dem Fuß auf.
    »So ein Unsinn! Du weißt doch gar nicht, was Liebe ist. Für dich zählt nur der Sex. Und den kannst du mit jedem haben.« Magnus drehte sich wieder um und maß Lilian mit einem langen Blick. Sie trug eine dunkelblaue Leinenhose, dazu einen blau-weiß gestreiften Pullover, unter dem noch der Kragen eines weißen Polohemds hervorsah. Lange goldene Ohrringe und eine breite Goldkette, von der er wusste, dass sie ein italienischer Edeldesigner verkaufte, passten jedoch nicht so recht zu dem maritimen Outfit. Ebenso wenig wie die dünnen weißen Ballerinas.
    »Du bist ekelhaft. Und du lügst, ich war dir immer treu. Ich liebe nur dich. Dich! Dich! Dich!« Sie rannte auf ihn zu und trommelte wie irre auf seine Brust ein. Dann, von einem Augenblick zum anderen, begann sie kläglich zu weinen.
    Magnus fühlte sich hilflos. »Ach, Lilian, das redest du dir nur ein.« Zögernd hob er die Arme und legte sie um Lilian, die sich gleich fester an ihn schmiegte. »Nein, so war das nicht gemeint.« Er trat einen Schritt zurück. »Lilian, werd vernünftig! Wir hatten eine schöne Zeit, mach die Erinnerung daran nicht kaputt.«
    »Du machst alles kaputt. Alles!« Sie rannte hinaus, ungeachtet der Tatsache, dass es kalt war und leichter Sprühregen eingesetzt hatte.
    »Sie wird sich erkälten.« James hob ein paar Krabbenstücke auf, die Lilian in ihrer Wut samt der Kladde, in die er seine Untersuchungsergebnisse eintrug, auf den Boden gefegt hatte.
    »Die kalte Luft tut ihr gut, vielleicht wird ihr Kopf dann klarer.« Magnus blieb gelassen. »Sie will mit aller Macht ihren Willen durchsetzen. Dabei liebt sie mich gar nicht. Das redet sie sich nur ein. Sie kann einfach nicht ertragen, dass sie etwas nicht bekommen kann.«
    »Da magst du recht haben. Aber …« James sah

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