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Mittsommersehnsucht

Mittsommersehnsucht

Titel: Mittsommersehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elfie Ligensa
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eingehüllt wie in einen Kokon aus Nebelschleiern und Zärtlichkeit. Der fröhliche Lärm, der dort drüben auf dem Schiff ebenso erklang wie auf der Midnatsol , blieb ausgesperrt. Knut und sie waren allein. Allein auf einer kleinen, etwa zwölf Quadratmeter großen Insel.
    Langsam, immer noch von der Trägheit erfüllt, die guter Sex zu schenken vermag, streckte sie den Arm nach Knut aus. Der saß, mit dem Rücken an den Schreibtisch gelehnt, auf dem Boden und trank ein paar Schlucke Sekt.
    Mit einer schnellen, fließenden Bewegung stellte er das Glas ab und beugte sich über Carina.
    »Hast du noch nicht genug?« Sein Blick glitt liebevoll über ihren schlanken Körper, der, bis auf ein kleines Dreieck, nahtlos gebräunt war.
    »Für die nächste halbe Stunde schon.« Sie lachte. »Gib mir auch noch einen Schluck, bitte.«
    Er füllte ihr Glas zur Hälfte. Doch statt es ihr zu reichen, goss er ihr die prickelnde Flüssigkeit über den Bauch. Carina stieß einen hellen Schrei aus – der in der nächsten Sekunde in ein wohliges Seufzen überging, denn Knut küsste jeden Tropfen von ihrer Haut. Seine Zunge spielte in der kleinen Vertiefung des Bauchnabels, glitt tiefer, verweilte so lange an ihrer erogensten Zone, bis Carina bat: »Komm, lass mich nicht so lange warten.«
    Knut zwinkerte ihr übermütig zu. »Ich wusste doch, dass du meiner Meinung bist: In einer Nacht wie dieser darf man nicht schlafen!«

7
    D er Anruf kam am späten Nachmittag. Gerade hatten sie den Romsdals-Fjord erreicht. An seinen Ufern hatten sich etliche Industriebetriebe, vor allem fischverarbeitende Fabriken niedergelassen. Das hatte Andrea in dem Reiseführer gelesen, den sie sich in Ålesund gekauft hatte. Sie wollte zumindest annähernd wissen, was sie auf dieser Fahrt in den hohen Norden erwartete.
    Schlaftrunken tastete Andrea nach dem Mobiltelefon, das griffbereit auf dem schmalen Nachttisch neben dem Bett lag. Sie war müde gewesen und hatte sich nur für eine halbe Stunde hinlegen wollen. Wie sie jetzt mitbekam, waren daraus beinahe zwei Stunden geworden. Egal! Sie hatte alle Zeit der Welt. Wohlig räkelte sie sich unter der dünnen Decke, als das Handy sich erneut meldete.
    »Jonas …« Sie biss sich auf die Lippe, als sie seinen Namen auf dem Display las, dann drückte sie den Anruf weg. Nein, sie wollte nicht mit ihm reden! Seine lahmen Ausreden, seine Erklärungen … diese Lügen konnte er sich sparen.
    Wieder läutete es. Wieder war es Jonas! Seine Hartnäckigkeit, die sie vor einigen Tagen sicher noch als Zielstrebigkeit bezeichnet hätte, war nervig. Kurz auf den roten Punkt drücken – und weg war er!
    Noch zweimal klingelte das Handy, und Andrea blieb standhaft. Beim dritten Mal meldete sie sich knapp: »Lass es, Jonas, ich will nichts hören!«
    »Aber ich muss dir erklären …«
    »Da gibt es nichts zu erklären. Die Situation war eindeutig. Oder willst du mir erzählen, dass dich eine blonde, langbeinige Fremde überfallen hätte?« Es tat gut, sich in Boshaftigkeit zu flüchten. Für den Moment milderte es den Schmerz, der sie erfasst hatte, als seine warme, werbende Stimme an ihr Ohr drang.
    Sie setzte sich auf und schob die Vorhänge zur Seite. Draußen vor dem Fenster zog langsam eine Bergkette vorüber. Schneebedeckt auch jetzt noch viele der Spitzen, die sie an die hohen Berge der Alpen erinnerten. Doch die Bergkette, die vor ihr lag, reichte bis ans Wasser.
    »Ich liebe nur dich, Andrea. Glaub mir! Ich schwöre es dir.«
    »Pathos steht dir nicht. Und jetzt lass mich in Ruhe!«
    »Wohin willst du überhaupt? Komm zurück, lass uns reden. Ich will dir erklären, wie es dazu kommen konnte. Bitte, Andrea!«
    »Nein. Jonas, gib dir keine Mühe, es ist vorbei.«
    »Dieses eine Mal …«
    »War genau ein Mal zu viel.« Sie beendete das Gespräch. Die Tränen, die ihr ungewollt in die Augen gestiegen waren, wischte sie mit einer wütenden Geste fort. Er war es gar nicht wert, dass sie um ihn heulte. Über die eigene Blödheit musste sie weinen, das stimmte. Wie hatte sie ihm, den sie nur von langen Wochenenden und aus dem Urlaub kannte, so vertrauen können? »Ein Mann für schönes Wetter taugt nicht im Alltag«, hatte sie mal irgendwo gelesen. Ein wahres Wort!
    Andrea stand auf und ging ins Bad, ließ erst etwas kaltes Wasser über Arme und Hände laufen, dann kühlte sie sich das Gesicht. Niemand sollte sehen, dass sie geweint hatte.
    Zehn Minuten später stand sie, so wie viele andere Passagiere, an Deck und sah

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