Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mittsommersehnsucht

Mittsommersehnsucht

Titel: Mittsommersehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elfie Ligensa
Vom Netzwerk:
Jahrhundert zu stammen schien. So wie die kleinen Lampen mit hellgelbem Schirm daneben und die kleinen runden Bilder im Birkenholzrahmen an der Wand. Was darauf zu sehen war, konnte er nicht erkennen, und mit einemmal fielen ihm die Augen zu.
    James saß unterdessen in der geräumigen Wohnküche des Doktorhauses, trank schwarzen Kaffee aus einer überdimensional großen Tasse und erzählte Birgit, was geschehen war.
    Die Haushälterin des alten Landarztes, die ihrem Chef hin und wieder auch als Praxishelferin zur Seite stand, knetete weiterhin ihren Teig, dabei knurrte sie: »So ein Dickkopf! Macht uns zusätzliche Arbeit, nur weil er glaubt, in eurem Labor unersetzlich zu sein.«
    »Na ja, eigentlich ist er das auch. Und deshalb …«
    »Deshalb werden wir zusehen, dass er bald wieder von hier verschwindet. Ich weiß sowieso kaum, wo mir der Kopf steht. Johan geht es auch nicht gut, er ist nicht mehr der Jüngste und müsste einen Nachfolger haben. Aber wer will schon hierher?«
    »Hier ist es wunderschön«, warf James ein. Er sah zum Fenster hinaus, intensiv leuchtete das Blau des kleinen Fjords, am hölzernen Anlegesteg dümpelte ein alter, blau gestrichener Kahn. In einem kleinen Garten, sorgfältig gehegt und gepflegt, zog Birgit Küchenkräuter und ein bisschen Gemüse. Drei hohe Stauden mit roten und weißen Blüten, deren Namen James nicht kannte, zogen den Blick auf sich. Am Ende des Zauns, windgeschützt dank eines Spaliers aus wildem Efeu, reckten sich Sonnenblumen zum Himmel.
    »Schön! Ja, jetzt im Sommer, da kann man es aushalten. Aber wenn erst mal die Herbststürme eingesetzt haben, wird es unwirtlich hier.« Sie formte den Teig, der mit saftigen Rosinen versetzt war, zu kleinen Kugeln. »Wenn du anderthalb Stunden warten willst, dann sind die Julekaken fertig«, erklärte sie schmunzelnd, als sie James’ Blick bemerkte.
    »Die Zeit hab ich leider nicht mehr.«
    »Dann nimm die vannbakkels hier. Sind zwar von gestern, schmecken aber bestimmt noch.« Sie ging zum Vorratsschrank am Ende des Raums und holte zwei Windbeutel heraus. »Johan ist nicht dazu gekommen, sie zu essen – ein Notruf.«
    »Er ist seit gestern unterwegs?«
    »Das kommt immer wieder mal vor. Er musste mit dem Boot raus zu einer Schäreninsel.« Sie warf einen Blick auf die gedrechselte alte Küchenuhr über dem Herd. Das Zifferblatt war aus hellem Walzahn und besaß ein kleines Muster aus millimetergroßen Quadraten. »Eigentlich wollte er gegen Mittag zurück sein. Na ja, wer weiß, was wieder dazwischengekommen ist. Möchtest du noch Kaffee?«
    James trank noch eine Tasse. »Soll ich Magnus etwas bringen? Waschzeug und so? Er hat eine Freundin, doch die ist leider für ein paar Wochen in der Südsee. Sonst könnte sie sich um ihn kümmern.«
    Birgit winkte ab. »Wir kommen schon klar. Und für Notfälle haben wir alles im Haus. Fahr nur wieder, ich kümmere mich um deinen Kollegen.«
    »Danke dir.« Er schaute noch einmal in das provisorische Krankenzimmer, doch Magnus schlief tief und fest vor Erschöpfung, und so konnte James ihn auch nicht fragen, ob er Lilian Blomquist eventuell über den Unfall informieren sollte. Magnus sprach nicht allzu viel über seine Beziehung zu der schönen Stewardess. Vielleicht war es besser, sich zurückzuhalten.
    James ging zur Haustür. Er hatte sie noch nicht ganz hinter sich zugezogen, als aus der Küche das Läuten des Telefons zu hören war – und Sekunden später der spitze Entsetzensschrei von Birgit: »Nein! Nein, das kann doch nicht sein!«

13
    E s war ein wunderbar klarer Tag, als das Schiff den Hafen von Honnigsvåg ansteuerte. Seit dem frühen Morgen saß Andrea, warm eingehüllt in ihre Jacke und eine dicke Decke, draußen auf einem Liegestuhl und genoss die Fahrt durch den Magerøysund, der eine stark befahrene Schifffahrtsstraße war. Fischtrawler, Frachtschiffe, aber auch kleinere Kreuzfahrer passierten diese Meerenge kurz vor dem Nordkap.
    Carina hatte sich vor einer Viertelstunde zu ihr gesetzt. »Ist es dir recht, wenn ich dir Gesellschaft leiste? Knut hat Dienst, und mir ist langweilig.«
    »Weil du das alles ja schon oft gesehen hast.« Andrea schaute fasziniert nach links, wo, hinter Dunstschleiern verborgen, das Nordkap liegen musste.
    »Stimmt schon, aber es ist immer wieder toll, hier hoch zu fahren.« Carina wickelte sich fester in ihre Decke und erzählte ein bisschen über Land und Leute.
    »Wenn wir verheiratet sind, werden wir vielleicht in Tromsø wohnen. Da hat

Weitere Kostenlose Bücher