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Mittsommersehnsucht

Mittsommersehnsucht

Titel: Mittsommersehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elfie Ligensa
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kleines Gebinde aus gelben Rosen für Andrea.
    »Mein Dank an euch«, sagte Magnus, der Birgit in den Flur gefolgt war. Er drückte dem Jungen ein Trinkgeld in die Hand und nahm ihm die beiden Sträuße ab.
    »Du warst wundervoll, Birgit.« Magnus nahm die rundliche Frau mit dem grauen, ganz modisch kurz geschnittenen Haar in den Arm. »Deine Pflege, deine gute Küche haben mir gutgetan. Ich werde dich vermissen.«
    »Nur mich?« Sie zwinkerte ihm zu.
    »Sei nicht neugierig!« Er lachte jungenhaft. »Heute Abend weiß ich mehr.«
    »Ach nein!« Lachend stemmte sie die Hände in die Hüften. »Kaum kann er wieder laufen, wird er übermütig. Und was sagt Doktor Andrea?«
    »Zur Einladung zum Essen? Ja hat sie gesagt.«
    »Du verstehst genau, was ich meine.«
    Magnus lachte. »Wir müssen es abwarten, Birgit. Aber du kannst mir die Daumen drücken.«
    »Mach ich.«
    Während der Fahrt nach Svolvær sprachen Andrea und Magnus nur wenig. Andrea schaute angestrengt aus dem Fenster und bemühte sich, diese Einladung als das zu sehen, was sie war: das Dankeschön eines Patienten. Den kleinen Rosenstrauß hatte sie in ihrem Zimmer gelassen. Damit – und mit der Einladung – hatte er seinen Dank genügend ausgedrückt, fand sie. Mehr durfte auch gar nicht sein.
    Wirklich nicht?
    Ihr Herz klopfte aufgeregt in seiner Nähe, und sie vermied es, Blickkontakt zu ihm aufzunehmen.
    Sie befand sich in einer vollkommen verrückten Situation: Ihr Freund hatte sie nach Strich und Faden betrogen. Ihre Gefühle für ihn … Nun ja, dass sie abgekühlt waren, musste sie als stark untertrieben bezeichnen, wenn sie ehrlich zu sich selbst war. Seit sie auf den Lofoten war, dachte sie eigentlich kaum noch an Jonas. Er war so weit entfernt, als lebten sie in zwei verschiedenen Galaxien.
    Magnus aber … er war ihr gefährlich nah. Und das nicht nur jetzt, wo er anhielt und sich zu ihr beugte. Sie roch sein Rasierwasser, das ihr schon nach den wenigen Tagen, die sie ihn kannte, so vertraut war. Sein Atem streifte ihre Wange, und Andrea blieb stocksteif sitzen. Wenn er es wirklich wagen sollte, sie jetzt zu küssen …
    Nichts dergleichen passierte. Mit ruhiger Stimme sagte er: »Schau mal dort nach rechts … siehst du das hell erleuchtete Haus mit dem Glasanbau? Darin wohnt eine sehr bekannte Malerin.«
    »Doch nicht etwa Evelyn Wahlstrom?«
    »Genau die. Kennst du sie etwa?«
    Andrea nickte. Mit einem Schlag war die verkrampfte Atmosphäre zwischen ihr und Magnus dahin. Sie erzählte, wie sie Evelyn kennen und schätzen gelernt hatte. »Diese Bluse hier haben wir übrigens zusammen in Tromsø gekauft«, fügte sie hinzu.
    »Bezaubernd.« Er nahm Andreas Hand und drückte sie für einen Moment. »Ich freue mich, dass wir zusammen essen gehen.«
    »Wir wollen einen Drink nehmen«, korrigierte Andrea.
    Magnus schüttelte den Kopf. »Das hast du gesagt. Ich verhungere aber, wenn ich nicht was Gescheites zu essen bekomme. Bedenk mal, tagelang bin ich durch Birgits gutes Essen verwöhnt worden. Und jetzt leide ich schon an Entzugserscheinungen.«
    »Du Ärmster!«
    »Wie gut, endlich dein Mitleid zu haben.«
    »Wann hat dir zum letzten Mal jemand gesagt, dass du unmöglich bist?«
    »Vor einer Sekunde. Normalerweise finden mich meine Mitmenschen sehr nett.«
    »Die weiblichen sicher.« Verflixt, das hatte sie nicht laut sagen wollen! Mit der ihm eigenen Arroganz dachte Magnus jetzt bestimmt, dass sie eifersüchtig war! Mit angehaltenem Atem wartete Andrea auf eine Antwort. Doch Magnus grinste nur verhalten und schwieg.
    Vor dem Hotel, das von innen genauso ansprechend wirkte wie von außen, half er ihr aus dem Wagen und ließ ihre Hand einfach nicht mehr los, bis sie an der Bar einen ersten Drink nahmen.
    Nach dem Essen, das hervorragend war, folgten noch zwei weitere Drinks, und Andrea gestand sich ein, dass sie sich blendend unterhielt. Ihr Begleiter erzählte von seiner Arbeit, von seiner Wohnung in Trondheim, die allerdings die meiste Zeit des Jahres leer stand, und von seinen Kollegen, mit denen ihn ein freundschaftliches Verhältnis verband. Und auch sie berichtete kurz, wo sie studiert und gearbeitet hatte. Davon, dass sie in Amerika gewesen war, zeigte sich Magnus beeindruckt. Als er allerdings ein paar Fragen nach ihrem Privatleben stellte, winkte sie ab.
    »Es ist so schön heute, da will ich mir nicht die Stimmung verderben«, erklärte sie betont gelassen. Aber Magnus spürte genau, dass es etwas gab, das sie tief verletzt hatte.

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