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Mittsommersehnsucht

Mittsommersehnsucht

Titel: Mittsommersehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elfie Ligensa
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gebackenes Brot und Aprikosenkuchen als Dessert.
    »Himmel, das hab ich vermisst!« Andrea lehnte sich auf dem hellblau lackierten Küchenstuhl zurück. »Birgits Kochkünste sind einmalig. Ich werde aufpassen müssen, dass ich nicht zu einer kleinen Tonne mutiere, wenn ich länger hierbleibe.«
    »Da hab ich keine Sorge.« Evelyn lachte bereits wieder.Ihr Anflug von Traurigkeit schien verflogen. »Du wirst dich für Magnus fit und schön halten. Was sagt er eigentlich dazu, dass du Johan Ecklunds Praxis wieder leitest?«
    »Er ist begeistert und hat versprochen, ganz bald herzukommen.« Andrea steckte sich das letzte Stück Kuchen in den Mund. »Er schickt jeden Tag mindestens ein halbes Dutzend SMS . Und zwischendurch telefonieren wir natürlich.«
    »Natürlich.« Evelyn schmunzelte.
    »Das machst du doch mit deinem Erik auch, oder?«
    »Na ja, sechsmal am Tag nicht. Aber wir versuchen zumindest einmal in der Woche zu telefonieren, das stimmt schon.«
    »Wann kommt er denn zurück?«
    »So genau weiß man das bei ihm nie. Ich schätze aber, dass er noch mindestens zwei Monate lang unterwegs sein wird.« Sie zuckte leicht mit den Schultern. »Zumindest ist er zurück, bevor es Winter wird. Die dunklen Tage sind nicht immer leicht zu ertragen. Das wirst du auch noch feststellen. Da ist es schon schön, nicht allein zu sein.« Sie lächelte. »Aber jetzt hab ich ja auch noch dich in der Nähe, das ist fantastisch. Wir werden eine gute Zeit zusammen haben, das verspreche ich dir.«
    Andrea stellte das Geschirr zusammen und trug es zur Spüle. Sie drehte sich nicht um, als sie erwiderte: »Noch steht nicht fest, dass ich so lange bleibe. Es ist alles irgendwie in der Schwebe … im Grunde mag ich so etwas gar nicht.«
    Draußen hörte man wieder den Kies aufspritzen, ein Wagen bremste hart, und im nächsten Moment rief jemand: »Doktor … ist der Doktor da? Wir brauchen Hilfe.«
    »Das sind Touristen. Deutsche, wenn ich nicht irre.« Evelyn ging zur Haustür und öffnete. Ein Mann kam aufs Doktorhaus zugerannt, er trug einen kleinen Jungen auf dem Arm. Weinend folgte ihnen eine zierliche blonde Frau.
    »Wir brauchen einen Arzt.« Der etwa dreißigjährige Mann trug eine verwaschene Jeansjacke über einem dunkelblauen Hemd. Schweiß rann ihm übers Gesicht, und in seinen Augen flackerte die Angst.
    »Was ist passiert?« Andrea hielt bereits die Tür zur Ordination auf. »Ich bin Doktor Sandberg.«
    »Ein Glück, dass Sie da sind! Ein alter Mann, den wir nach dem Weg gefragt haben, meinte, der Doktor wäre nicht daheim. Unser Jens … er ist gestürzt …«
    »Er ist auf den Felsen drüben herumgeklettert.« Jens’ Mutter versuchte, ruhig zu berichten, was geschehen war. »Dann ist er abgerutscht und rücklings auf die Erde gefallen. Mehr weiß ich nicht.«
    »Legen Sie ihn dorthin.« Andrea wies auf die Untersuchungsliege. »Wie alt ist er?«
    »Viereinhalb.«
    Andrea untersuchte den Jungen, dessen Atmung sehr flach war. Die Ohnmacht dauerte noch an, während sie ihn behutsam abtastete. »Es scheint nichts gebrochen zu sein. Aber …« Sie zuckte zusammen, als sie sah, dass auf einmal ein dünner Blutfaden aus dem linken Ohr des Jungen rann und im dunklen Haar versickerte. »Haben Sie sehen können, wie er gestürzt ist?«, wandte sie sich an die Eltern.
    »Nein. Wir waren im Wohnwagen – ich hab nach der Angel gesucht. Jens wollte unbedingt fischen gehen.« Die Stimme des jungen Mannes klang gepresst. Seine Frau stand auf der anderen Seite des Untersuchungstisches und hielt die Hand ihres Jungen. Als sie sich über ihn beugte und versuchen wollte, ihn aufzurichten, hielt Andrea sie zurück.
    »Nicht bewegen. Lassen Sie ihn still liegen. Ich muss erst noch etwas nachsehen …« Sie untersuchte den Kopf des Jungen genauer. Eine offene Wunde war nicht zu erkennen, nur ein paar Schrammen an der linken Schläfe. Andrea sah sich nach Evelyn um, die in der Nähe der Tür stehen geblieben war. »Ruf in der Klinik an, wir brauchen den Notarztwagen. Verdacht auf Schädelbasisbruch.«
    »Nein!« Jens’ Mutter schlug die Hände vors Gesicht.
    »Es ist noch nicht sicher, ob ich mit meinem Verdacht recht habe.« Andrea fuhr behutsam mit ihren Untersuchungen fort, während sie weitersprach. »Aber es muss unbedingt eine Computertomographie gemacht werden.« Behutsam zog sie nacheinander die Augenlider des Kindes hoch, leuchtete mit einer dünnen Lampe in seine Augen. Die Pupillen waren unterschiedlich geweitet, was auf eine

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