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Mittsommersehnsucht

Mittsommersehnsucht

Titel: Mittsommersehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elfie Ligensa
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säuberte.
    »Warum hast du Zeit verloren?«, erkundigte sie sich ablenkend.
    »Kirstin war krank. Blinddarm. Da musste ich mich kümmern. Konnte sie ja nicht allein in der Klinik lassen.«
    »Und … deine Frau?«
    »Fort.« Als Andrea nichts darauf erwiderte, sprach er leise weiter: »Sie kam aus Dänemark. Hier im Norden ist sie nie heimisch geworden. Und dann, eines Tages, war sie fort.« Er sah Andrea kurz an, und sie las unendliche Traurigkeit in seinem Blick. »Sechs Jahre ist das her. Sie schreibt zu Weihnachten und zu Kirstins Geburtstag. Sie schickt Geschenke und Geld … sie ist jetzt mit einem reichen Geschäftsmann verheiratet. Aber sie kommt nie. Und Kirstin … sie ist ihr ziemlich egal.«
    »Das ist traurig.«
    »Ja. Aber nicht zu ändern. Das Leben geht weiter. Und deshalb muss ich die Auftragsarbeit rechtzeitig fertig machen. Wir brauchen das Geld.«
    »Aber …«
    »Doktor, es muss sein!«
    Andrea zögerte, dann erklärte sie: »Dann muss ich nähen. Und den Arm hinterher schienen. Das wird dich zwar beeinträchtigen bei der Arbeit, aber so müsste es halbwegs gehen.«
    »Dann mach.« Er streckte ihr den Arm entgegen, verzog aber in der nächsten Sekunde schmerzvoll das Gesicht.
    »Erst mal werde ich dir eine Spritze setzen, sonst kann ich nicht nähen.« Andrea suchte die richtige Injektion heraus. Als sie die Nadel ansetzte, seufzte Haakon kurz auf und sank vom Stuhl.
    »O nein, das nicht auch noch!« Andrea beugte sich über ihn und klopfte nicht gerade zärtlich auf seine Wangen. »Hallo, es ist doch nur eine kleine Nadel!« Da er nicht reagierte, nutzte sie die Gelegenheit, ihm die notwendigen Betäubungsspritzen zu setzen.
    Kaum war sie fertig, schlug Haakon die Augen auf. »Was … was war denn?«
    »Nur ein kleiner Aussetzer. Hoch mit dir! Und schau woanders hin, während ich dich versorge.«
    Er rappelte sich hoch und tat, was sie geraten hatte. Starr blickte er auf seine noch nicht vollendete Arbeit, versuchte sich darauf zu konzentrieren, was er noch tun wollte, um das Kunstwerk zu vollenden.
    »Geschafft!«
    Als er seinen Arm betrachtete, prangte da schon ein weißer Verband. Nur das leise Pochen in der Wunde erinnerte ihn an das, was geschehen war. »Danke. Das hast du toll gemacht.«
    »Mein Job.« Andrea suchte in ihrer Tasche nach Tabletten. »Hier, wenn die Schmerzen gleich zurückkommen.«
    »Danke.« Er stand auf und ging hinüber zu einem Regal, auf dem kleine Bronzeplastiken standen. Er nahm einen kleinen Delphin und gab ihn Andrea. »Ein erstes Dankeschön. Schick mir die Rechnung.«
    »Aber … das kann ich nicht annehmen.«
    »Du musst.« Er grinste. »Wenn ein Arzt bei diesem Sauwetter zu mir kommt, ist das unbezahlbar.«
    »Nimm’s ruhig. Und freu dich dran.« Evelyn nahm die Plastik kurz in die Hand. »Haakon Upholm ist ein Künstler, weit über die Grenzen des Landes hinweg bekannt. So günstig kommst du nie wieder an eine seiner Arbeiten.«
    »Aber …«
    »Keine Widerrede. Ich kann dir nicht genug dafür danken, dass du mir geholfen hast. Darauf sollten wir ein Glas trinken.«
    Draußen heulte der Sturm immer noch ums Haus, und so blieben Evelyn und Andrea noch eine Stunde. Andrea bewunderte die sieben hohen Plastiken und Skulpturen, die in einem Nebenraum standen.
    »Vier sind für einen Park in Oslo bestimmt, drei werden nach Deutschland verschickt. Ein Kunstsammler aus Düsseldorf hat sie gekauft«, erzählte Haakon.
    Düsseldorf … für einen Moment kam Heimweh in Andrea hoch. Sie dachte daran, in welch ruhigen Bahnen ihr Leben vor kurzem noch verlaufen war. Sie hatte einen guten Job gehabt, eine schöne Wohnung, nette Kollegen und Freunde. Es war ein geregeltes Leben ohne allzu viele Höhen und Tiefen gewesen. Dann hatte sie Jonas kennengelernt … und sich verliebt. In diesen Mann, in das Land Norwegen, das voller reizvoller Gegensätze war. Für eine Weile war sie glücklich gewesen, erst recht, als ihr mit Magnus die wahre Liebe begegnete. Doch von einem Tag zum anderen schien alles in Chaos zu versinken.

42
    R egen lief aus dem breitrandigen Südwester, den Magnus tief ins Gesicht gezogen hatte. Schon die wenigen Meter vom Taxi zum Doktorhaus waren ein Abenteuer gewesen. Magnus musste sich gegen den heftigen Sturm stemmen, die Wassermassen, die vom Himmel strömten, schienen unerschöpflich zu sein. Er atmete auf, als er unter dem breiten Vordach stand, das die Haustür schützte.
    Er läutete, doch nichts geschah. Noch dreimal versuchte er es, doch im Haus

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