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Mittsommerzauber

Mittsommerzauber

Titel: Mittsommerzauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inga Lindström
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außen war, den er brauchte, um wieder auf die Füße zu kommen, dann hatte sie das Richtige getan, als sie Robert Dahlström hergeholt hatte. Auch wenn Harald das jetzt vielleicht noch nicht einsah, aber sie wollte nicht nur das Beste für die Firma, sondern auch für ihn. Sie versuchte abermals, es ihm begreiflich zu machen.
    »Harald, ich mache mir Sorgen, dass du deine Aufgaben nicht ernst genug nimmst. Und deswegen hoffe ich sehr, dass Robert Dahlström sich dafür entscheidet, mein Angebot anzunehmen.«
    Harald drehte sich von ihr weg und tigerte in die gegenüberliegende Ecke des Zimmers. Silvia holte Luft, sie war diese Unterhaltung restlos leid. »Noch hat er sich nicht entschieden«, sagte sie. »Er will sich vorher noch unseren Waldbesitz ansehen. Du wirst morgen mit ihm zusammen rauf nach Märraberg fahren und ihm alles zeigen.«
    Er blieb stehen, ohne sie anzusehen. »Keine Ahnung, ob ich morgen Zeit habe.«
    Sie wollte Einwände erheben, doch er hatte sich bereits zur Tür gewandt. Ohne ein weiteres Wort verließ er den Raum.
     
    *
     
    Den von der Sonne durchfluteten Birkenwald im Rücken, watete Robert bis zu den Knien ins Wasser und suchte eine Stelle im Geröll, wo seine Füße guten Halt fanden und wo er in der Deckung eines kleinen Felsens bleiben konnte. Sein Schatten war hinter ihm, und auch sonst schienen alle Bedingungen ideal.
    Er hatte ein ganzes Stück laufen müssen, um diesen Platz zu finden. Die Strömung war hier nicht so stark wie weiter flussabwärts, und es war auch in Ufernähe tief genug, um auf etwas Anglerglück zu hoffen.
    Eine Libelle surrte an seiner Nase vorbei, doch er ließ sich nicht beirren, als er mit einem klassischen Rollwurf die Angel auswarf und dabei befriedigt feststellte, dass er nichts verlernt hatte. Er brachte seinen gestreckten Arm in Neun-Uhr-Position, und die Schnur schnitt in einem exakten Bogen durch die Luft, bevor sie beim Auftreffen des
    Köders von der Strömung seitwärts gezogen wurde, bis zu der von Robert vorausberechneten Stelle, wo der Köder anschließend dicht unter der Wasseroberfläche dahintrieb.
    Er hatte kaum fünf Minuten gestanden, als er das leuchtend orangefarbene Kajak in seinem Blickfeld auftauchen sah. Es kam förmlich angeschossen in seiner wilden Fahrt über den Fluss und glitt blitzartig durch die Wasserstrudel zwischen den Basaltbrocken, die hier überall aus dem Wasser ragten.
    Robert verfolgte den Weg des Bootes voller Bewunderung und überlegte sich, dass dies durchaus eine Sportart wäre, die ihn reizen könnte. Doch vermutlich war er dafür längst zu alt. Bis man paddeln konnte wie dieser Profi, brauchte man sicher viele Jahre.
    Das Kajak kam näher, und er konnte erkennen, wer der Sportler mit dem Schutzhelm und der Schwimmweste war. Robert glaubte, seinen Augen nicht zu trauen.
    »Anna!«, schrie er. »Hej, Anna! Hier drüben!« Behindert durch seine bis über die Hüften reichende Anglerhose, watete er auf sie zu, die Angelrute achtlos hinter sich herschleifend.
    Sie hatte ihn bereits gesehen und lenkte das Boot in seine Richtung. Kurz bevor sie ihn erreichte, drehte sie es mit einer geschickten Bewegung des Paddels seitwärts und ließ sich das letzte Stück auf ihn zutreiben. Er hielt das leichte Kunststoffboot einfach fest und zog es zu sich heran.
    »Hej«, sagte er nochmals, völlig außer Atem. Wie gebannt schaute er sie an. Ihr Gesicht unter dem Helm war erhitzt, und auf ihren bloßen Armen perlten die Wassertropfen.
    »Hej«, sagte sie lachend. »Schon was gefangen?«
    Die Art, wie sie ihn ansah, ließ ihn kühner werden. »Vielleicht«, sagte er vielsagend, mit einem Seitenblick auf seine Hand, die das Boot festhielt. Er spürte, wie die Spannung zwischen ihnen stieg. Es war wie gestern Abend an dem kleinen See hinter ihrem Park, nur dass sie diesmal nicht weglaufen konnte. Aber sie schien es auch gar nicht zu wollen.
    »Gefällt Ihnen mein Fluss?«, fragte sie. Ihre Stimme klang ein wenig heiser, und ihr Blick ließ den seinen nicht los.
    »Ausnehmend gut.« Natürlich meinte er nicht den Fluss, und an ihrer Reaktion sah er, dass sie das genau wusste.
    Die Strömung zerrte das Boot hin und her, und er hatte Mühe, es festzuhalten. Als er einen besseren Halt suchte, geriet er aus dem Gleichgewicht und drohte wegzurutschen.
    »Vorsicht«, rief sie.
    Doch er hatte sich bereits wieder gefangen. Er zog das Boot noch näher zu sich heran, bis ihre Augen auf einer Höhe und ihre Gesichter nur noch wenige Zentimeter

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