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Mittwinternacht

Mittwinternacht

Titel: Mittwinternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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Lebens angekommen war? Fiel er überhaupt in ihr Aufgabengebiet?
    Es mussten mehrere Tests durchgeführt werden, bevor man halbwegs akzeptabel begründen konnte, dass jemand von einem teuflischen Dämon besessen war – und dazu gehörte an erster Stelle ein psychiatrisches Gutachten. Aber wie sollte man einen Mann einschätzen können, der in wenigen Stunden sterben würde und schon nicht mehr sprechen konnte? Merrily stand vor einem unlösbaren Problem.
    «Entschuldigen Sie, Schwester», sagte Tessa. «Aber seine Atmung hat sich verändert, und ich dachte, er fängt vielleicht an   … zu sterben.»
    Alle vier beobachteten Denzil durch die offene Tür seines Zimmers.
    «Jetzt isser gestorben, was?», rief ein alter Mann durch den Flur. «Oder was ist da los?»
    «Alles in Ordnung, Francis», zischte Eileen Cullen. «Legen Sie sich bitte wieder hin.»
    Merrily versuchte Denzil Joy, dessen Gesicht im Halbschatten der Lampe lag, genauer zu erkennen. Das schwarze Haar lag über der flachen Stirn, der Mund war eingesunken. Sein Körper wirkte mager und drahtig, die Arme knochig.
«Ein Griff wie ein Schraubstock, meine Liebe.»
    «Sagt er eigentlich nie etwas? Äußert er Bedürfnisse? Redet er mit Ihnen?»
    «Er redet nicht gern mit Frauen», sagte Cullen. «Der kommuniziert lieber auf andere Art mit uns.»
    Sandra rieb sich unwillkürlich das schmerzende Handgelenk. «Ich glaube nicht, dass er selbst das war, der das getan hat. Davon bin ich inzwischen überzeugt.»
    Merrily wandte sich ihr zu. «Sind Sie Christin, Sandra?»
    «Ich besuche den Gottesdienst in St.   Peter’s», erklärte Sandra fromm. «Zwar nicht jede Woche   – Sie können sich ja denken, dass das bei unseren Dienstplänen nicht geht. Aber ungefähr alle drei Wochen – mindestens.»
    «Und Sie sind nicht gläubig, Eileen.»
    «Ich weiß, dass das Böse existiert», gab Eileen scharf zurück. «Das ist ja wohl klar. Allerdings finde ich, dass wir uns zuerst um das irdische Böse kümmern sollten.»
    «Tessa?»
    «Ich fürchte mich bloß.» In ihrem Kittel und ungeschminkt sah Tessa aus, als wäre sie in Janes Alter, obwohl sie sicher ein paar Jahre älter war. Sie hatte eine recht vornehme Aussprache. «Ich dachte, die Cheyne-Stokes-Atmung hätte eingesetzt. Ich wollte nicht mit ihm allein sein, wenn er stirbt.»
    Merrily warf Cullen einen Blick zu, die sie daraufhin mit einer Handbewegung ein paar Schritte von der Tür wegwinkte.
    «Sie meint die Art von unterbrochener Atmung, die darauf hindeutet, dass sie dabei sind, ihre letzte Reise anzutreten.»
    Merrily nickte. Sie kannte dieses Phänomen von anderen Sterbenden.
    «Der Geruch ist weg, Eileen. Wenigstens ist er nicht mehr so stark.»
    «Kann sein. Er scheint imstande zu sein, ihn zu steuern. Das ist es ja gerade, was Protheroe so an die Nieren geht – dass er seinen Geruch bewusst verstärken kann. Besonders, wenn eine Frau in seine Nähe kommt. Dafür gibt es bestimmt eine psychologische Erklärung, wenn Sie mich fragen.»
    «Weil er zum Beispiel durch den Aufbau sexueller Erregung Energie freisetzt?»
    «Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich bei ihm noch irgendeine körperliche Erregung aufbaut, und ich bin auch nichtgeneigt, das zu überprüfen. Was diesen Mann angeht, bin ich bedient.» Cullen wischte sich mit dem Handrücken über die Augenbraue. «Verstehen Sie, vor ein paar Stunden hat Sandra gedroht, die Station zu verlassen. Und danach habe ich Sie angerufen. Sie weiß, dass wir ziemlich schlechte Presse bekommen würden, wenn ich sie wegen so etwas disziplinarisch belange, und das will sie genauso wenig wie wir alle. Also tue ich so, als würde ich etwas unternehmen, und ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie es einfach genauso machen würden.»
    «Vor allem müssen wir uns darüber klarwerden, was für ihn das Beste ist.»
    «Ich halte ihn einfach bloß für ein bösartiges Schwein. Mir wäre es am liebsten, wenn er möglichst schnell stirbt, dann könnten wir ihn verdammt nochmal endlich hier rausbringen.»
    Merrily seufzte. Sie konnte es nicht mehr länger aufschieben. «Ich gehe hinein und spreche ein paar Gebete für ihn.»
    «Das ist alles? Ich dachte, Sie wären so eine Art Exorzistin.»
    «So eine Art», sagte Merrily.
    «Ich wappne mich mit ihrem Namen,
    dem mächtigen Namen der Dreifaltigkeit.
    Indem ich sie anrufe,
    die drei in dem Einen und den Einen in den dreien.»
    Sie war zurück in dem kleinen Desinfektionsraum, allein dieses Mal, und murmelte die Worte von «St.

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