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Mode ist ein glitzernder Goldfisch

Mode ist ein glitzernder Goldfisch

Titel: Mode ist ein glitzernder Goldfisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holly Smale
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Stühle, Gestelle voller Kleider, Grüppchen von Passanten und auf einem Kissen – unerklärlicherweise – ein kleines weißes Kätzchen, das ein Halsband trägt.
    Und es sieht aus, als würden sie alle auf uns warten.

39
    R ichtig, Löwen-Junge hat gelogen.
    Man kann es nicht anders sagen: Er hat gelogen. Das hier ist nicht nur ein Aufstand, sondern ein Riesen-Aufstand, in jedem denkbaren Sinn des Wortes. Sobald wir auf dem Roten Platz – wo wir uns, wie ich längst kapiert habe, befinden – aus dem Taxi steigen, sind wir umzingelt. Wie in einem Zombie-Film, außer dass es statt Zombies, die zerrissene Klamotten tragen und uns fressen wollen, modische Leute sind, die Schwarz und Pelz tragen und alle etwas über unseren Flug wissen wollen.
    Â»Endlich!«, ruft jemand von hinten. »Endlich sind sie hier!«
    Â»Ihr Süßen«, erklärt Wilbur und steigt majestätisch aus dem Auto. Der Schnee fällt nicht mehr ganz so dicht, doch Wilbur öffnet trotzdem einen großen Schirm, damit seine Haare nicht »feucht« werden. »Ich würde ja gern behaupten, es sei der Verkehr gewesen, aber das war es wirklich nicht. Es ist nur viel leichter, einen großen Auftritt zu inszenieren, wenn alle auf einen warten, nicht wahr?«
    Inzwischen starre ich Nick so durchdringend an, dass meine Augenbrauen schon wehtun. »Kein Aufstand?«, zische ich, als man uns aus dem Auto hilft. »Kein Aufstand?«
    Nick grinst und zuckt die Achseln. »Ach, komm schon«, sagt er leise. »Wenn ich dir die Wahrheit gesagt hätte, hättest du doch nur versucht, aus dem Autofenster zu klettern.«
    Er hat recht. Genau das hätte ich versucht.
    Â»Hätte ich nicht«, fahre ich ihn an, denn es ist kein schönes Bild, was er da von mir zeichnet (wie ich aus Fenstern klettere), und dann werfe ich – um ein wenig Würde zurückzugewinnen – den Kopf so zornig wie möglich zurück.
    Was zufällig nicht besonders zornig ist. Es ist ganz schön hart, sauer zu sein, wenn man mit jemandem, der aussieht wie ein Prinz, mitten in einem Märchen vor einem Schloss steht.
    Nicht dass ich Nick so sehe. Wir sind nur Kollegen.
    Ich will bloß sagen: Meine Wut ist nicht ganz so überzeugend, wie sie es unter anderen Umständen womöglich gewesen wäre. Zum Beispiel gegenüber Toby vor dem Supermarkt um die Ecke.
    Mein Vater sonnt sich inzwischen in all der Aufmerksamkeit. »Meine Tochter«, sagt er zu jedem, der es hören will. »Die da. Die Rotblonde. Sehen Sie?« Und dann zeigt er auf seine eigenen Haare. »Die hat sie von mir. Das Gen ist eigentlich rezessiv, sie hatte also großes Glück, denn ihre Mutter war brünett.«
    Â»Dad«, flüstere ich noch einmal, denn schon schießen mir vier weitere Möglichkeiten, ihn umzubringen, durch den Kopf. »Bitte.«
    Â»Aber Harriet, das hier ist alles ganz schön …« Er seufzt glücklich, während er nach dem richtigen Wort sucht, und ich weiß, was er sagt, bevor er zur ersten Silbe ansetzt. Er reaktiviert nämlich gerade sein abgelegtes Vokabular aus den Neunzigern. »… fett«, beendet mein Vater seinen Satz, und ich muss mir die Hand vors Gesicht halten, um meine Verlegenheit zu verbergen.
    Offen gestanden ist das alles ein bisschen überwältigend. Ich bin auf dem Roten Platz. Zu meiner Linken liegt der Kreml mit dem Lenin-Mausoleum und vor mir die Basilius-Kathedrale: eines der fantastischsten und berühmtesten Werke der Architektur auf der ganzen Welt. Dahinten ist das Warenhaus GUM, dort das Staatliche Historische Museum und da drüben die Kasaner Kathedrale. Es gibt sogar eine Bronzestatue von Kusma Minin und Dmitri Poscharski, obwohl sie so dick zugeschneit ist, dass ich nicht erkennen kann, wer wer ist.
    Er ist fantastisch, was mich eigentlich nicht überraschen sollte. Man nennt ihn nicht den Roten Platz, weil er rot ist, sondern weil das russische Wort für Rot – Kрасная – auch »schön« bedeutet. Dies ist der schöne Platz von Moskau.
    Hier sind so viele Menschen, die so viel Krach machen, und so vieles, was mir fremd ist, dass ich ein paar Augenblicke brauche, um zu merken, dass Nick mal wieder verschwunden ist und dass die Menschenmenge sich jetzt in der Mitte teilt – wie das Rote Meer, nur schwarz.
    Die Gespräche verstummen allmählich und die Menge öffnet sich, bis

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