Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mode ist ein glitzernder Goldfisch

Mode ist ein glitzernder Goldfisch

Titel: Mode ist ein glitzernder Goldfisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holly Smale
Vom Netzwerk:
durch die Mitte ein verschneiter Pfad führt. Schließlich hört sogar Wilbur auf zu reden, und das Einzige, was man noch hören kann, ist das Kätzchen, das ab und zu ein leises Quietschen von sich gibt, als würde man eine Tür schließen.
    Â»Da kommt sie«, flüstert jemand, und es klingt panisch.
    Alle Köpfe wenden sich in eine Richtung.
    Denn dort kommt – auf den höchsten schwarzen Absätzen, die ich je gesehen habe – Yuka Ito. Und ihr Blick ist direkt auf mich gerichtet.

40
    A lso, kann ja sein, dass ich mich täusche, aber Yuka Ito scheint dasselbe Outfit zu tragen wie beim letzten Mal, außer dass ihr Lippenstift heute orange ist statt rot.
    Was mich, ehrlich gesagt, ein wenig überrascht. Für jemanden, der in der Modewelt so ein hohes Tier ist, scheint sie noch weniger Klamotten im Kleiderschrank zu haben als ich.
    Yuka bleibt zwei Meter vor uns stehen, wie hypnotisiert und von Schnee bedeckt. Sie wirkt nicht glücklich. Klar, weiß ich natürlich nicht, wie Yuka Ito aussieht, wenn sie glücklich ist. Sagen wir mal so: Der Schnee auf ihren Schultern schmilzt nicht im Geringsten.
    Â»Wilbur«, sagt sie in einem Tonfall, der so passend eisig ist, als käme er direkt vom Himmel. »Ich bin verwirrt. Was glaubst du, was genau deine Aufgabe ist?«
    Â»Abgesehen davon, ganz allgemein fabelhaft zu sein?«
    Â»Strittig«, versetzt Yuka. »Würdest du sagen, deine Aufgabe ist es, meine Models zu der verabredeten Zeit zu mir zu bringen?«
    Wilbur denkt ein paar Sekunden darüber nach. »Ich würde sagen, das steht definitiv auf der Liste, ja.«
    Â»Könntest du mir dann erklären, warum die beiden fünfundvierzig Minuten zu spät kommen?«
    Â»Schatz.« Wilbur verdreht seufzend die Augen. »Wir müssen cool bleiben, oder? Pünktlich irgendwo aufzutauchen, ist schrecklich übereifrig. Ganz und gar nicht cool. Dies ist Mode, weißt du. Außerdem«, er macht eine kleine Handbewegung und senkt die Stimme, als würde er uns ein Geheimnis verraten, »es schneit.«
    Â»Ja, das habe ich schon bemerkt. Und alle anderen waren pünktlich hier, denn in Russland kommt Schnee, sagen wir mal, nicht ganz unerwartet.« Ein paar Sekunden lang kneift sie die Lippen zu einem geraden Strich zusammen, und dann richtet sie den Blick auf mich. »Und könntest du mir auch erklären, warum das weibliche Gesicht meiner neuen Kollektion eine Art Kopfschmuck zur Schau trägt?«
    Kopfschmuck? Was zum Teufel … Oh. Ich werde rot bis unter die Haarwurzeln. Wenn über meinem Kopf ein Scheinwerfer hinge, würde er ungefähr jetzt ausgeschaltet.
    Â»Dazu«, entgegnet Wilbur geduldig, »muss man wohl einwenden, dass auf dem Gebiet ein gewisses Risiko besteht, wenn man einen Teenager castet,Yuka, oder? Sie sind dünn, ja, aber sie sind voller Hormone und Eiter. Das ist einfach so. Das ist, als würde man einen Tiger engagieren und sich dann darüber beschweren, dass er Schnurrhaare hat.«
    Yuka betrachtet mich ungerührt. Ich habe mich definitiv schon hübscher gefühlt.
    Sie schnalzt mit der Zunge. »Schön«, sagt sie schnippisch. »Wir bearbeiten sie sowieso digital bis zur Unkenntlichkeit. Bring sie rüber ins Hotel, damit sie fertig gemacht wird, während wir aufbauen und Nicks Soloaufnahmen machen. Ich geb dir anderthalb Stunden.« Und dann schnippt sie vor einer Handvoll Leuten, die direkt zu ihrer Linken stehen, mit den Fingern. »Da drin ist eine Liste. Halt dich genau dran. Und ich meine genau. Dies ist nicht der richtige Zeitpunkt, um mit Kreativität zu glänzen.« Sie blickt die ganze Meute grollend an. »Also«, fügt sie hinzu, »was steht ihr noch hier rum? Ich bin fertig.«
    Und dann schreitet sie zurück durch das Schwarze Meer, das sich ordentlich hinter ihr schließt.
    Ich sehe Wilbur ein paar Momente verwirrt an.
    Â»Liste?«, sage ich schließlich. »Was für eine Liste?«
    Â»Ah. Ich glaube, Zwergengesicht, es gibt eine Liste, was wir damit machen müssen.« Und dann wedelt er mit der Hand in meine Richtung.
    Verdutztes Schweigen. Mit damit meint er anscheinend mich.
    Â»Aber«, platze ich endlich heraus, »ich dachte, Sie hätten gesagt, ich wäre perfekt so, wie ich bin?«
    An diesem Punkt wirft Wilbur den Kopf in den Nacken und bricht in schallendes Gelächter aus.
    Was offenbar seine einzige Antwort

Weitere Kostenlose Bücher