Mode ist ein glitzernder Goldfisch

aushalten? Wenn ja, dann zieh die blöden Schuhe aus und nimm sie in die Hand. Ich habe eine Idee.«
    Ich schaue zu Ben, der damit beschäftigt ist, einen Scheinwerfer zu seiner Rechten einzustellen. Und dann schaue ich nach links, wo Yuka Ito auf einem schwarzen Stuhl sitzt und uns so wütend anblitzt wie Annabel, wenn sie Austern isst.
    Â»Okay«, sage ich achselzuckend und ziehe die Schuhe aus. Ich bin so nervös, dass ich meine Füße eh nicht spüre. Außerdem glaube ich nicht, dass es noch schlimmer werden kann. Jetzt kann’s nur noch aufwärtsgehen.
    Anscheinend findet Nick das auch. Wörtlich.
    Â»Also«, meint er grinsend. »Ich halte deine Hand. Und wenn ich spring sage, dann springst du so hoch, wie du kannst. Schau direkt in die Kamera, mach ein neutrales Gesicht und spring. Okay?«
    Ich nicke benommen.
    Â»Entspann dich.«
    Ich nicke.
    Â»Ententanz?«
    Ich nicke und wackle ein bisschen mit den Armen.
    Â»Okay«, flüstert Nick.
    Und ich springe.

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    I ch halte Nicks Hand.
    Ich halte tatsächlich Nicks Hand. Und niemand hat ihn dazu gezwungen. Er hat es von sich aus angeboten.
    Klar, er wird dafür bezahlt. Aber er hätte es nicht vorschlagen müssen.
    Es war seine Idee.
    Das ist nicht das Einzige, was mir während des Shootings durch den Kopf geht. Ich bin Profi. Ich denke an vieles … was mit dem Modeln zu tun hat. Wie Kleider und Make-up und Haare und klebrige Augenbrauen aus Mäusefell.
    Und … und … nein. Mir sind die Ideen ausgegangen.
    Das ist alles, woran ich denke. Die Tatsache, dass Nick meine Hand hält und dass noch nie in meinem ganzen Leben ein Junge meine Hand gehalten hat, außer damals, als ich acht war und gezwungen wurde, beim Schülertheater die Mutter des Märchenprinzen zu spielen, aber das zählt nicht und deswegen zähle ich es auch nicht dazu.
    Und diesmal ist es Löwen-Junge.
    Diesmal ist es Nick.
    Am Ende sind wir ganz schön viel rumgesprungen. Es stellte sich heraus, dass Nick, als er spring sagte, die Idee hatte, dann auch hochzuspringen, und so sind wir beide gleichzeitig so hoch wir konnten in die Luft gesprungen (was in meinem Fall nicht besonders hoch war). Nick hat den kleinen Kater festgehalten, ich habe die roten Schuhe in der Hand gehalten, und wir sind zusammen hochgesprungen.
    Und alle fanden es toll. Ben war begeistert. Wilbur war begeistert. Mein Vater war hin und weg. Die Menschenmenge liebte es. Selbst Yuka drohte nicht länger, alle in einem Umkreis von fünfzehn Kilometern zu feuern.
    Gary war nicht ganz so begeistert, aber man kann es nicht jedem recht machen.
    Nachdem wir oft genug aus dem Stand in die Luft gesprungen sind, sind wir nicht mehr zu halten und laufen von links nach rechts und springen. Und dann laufen wir von rechts nach links und springen. Schließlich bin ich so entspannt und habe so viel Spaß, dass sie mich tatsächlich überreden können, für ein paar Aufnahmen zur Abwechslung mal nicht zu springen. Sie rücken sogar ganz nah an mein Gesicht, und ich weiche nicht zurück und zucke nicht zusammen, denn ich bin zu sehr damit beschäftigt … ähm, an Make-up zu denken. Und Kleider. Und Haare. Und Mäuse. Und so weiter und so fort.
    Und bevor ich es mitkriege, sind wir fertig.
    Ich bin Model.
    Â»Meine kleine Erbsenschote!«, kreischt Wilbur, sobald Ben die Kamera ausschaltet. Nick lässt sofort meine Hand los, und in dem Augenblick, da ich mich umwende, ist er verschwunden. Puff. Weg. Wie der sprichwörtliche Dschinn. »Schau dich an, du hüpfst im Schnee herum wie ein kleines Känguru!«
    Mein Vater schiebt sich an ihm vorbei. »Alles in Ordnung, Kleines?«, fragt er, und sein Lächeln ist so breit, dass es aussieht, als würde sein Gesicht gleich platzen. »Du kommst ganz nach mir, eindeutig. Ich hab Hochsprung bei den unter Sechzehnjährigen gemacht. Hab Pokale gewonnen und alles.«
    Â»Hast du nicht, Dad. Mit dreizehn hast du beim Sportfest eine Bronzemedaille errungen. Sie hängt noch über dem Kamin.«
    Â»Pokal, Medaille, was macht das schon? Egal, ich bin sehr stolz auf dich.« Er nimmt mich in die Arme. »Eine Minute lang dachte ich schon, wir müssten den Rückflug aus eigener Tasche bezahlen. Also, hat jemand was von Gratis-Wodka gesagt?«
    Ich schaue noch einmal auf meine leere Hand. Nicht zu fassen, dass Nick schon fort ist. Ich habe noch nie jemanden erlebt, der