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Modemädchen Bd. 1 - Wie Zuckerwatte mit Silberfäden

Modemädchen Bd. 1 - Wie Zuckerwatte mit Silberfäden

Titel: Modemädchen Bd. 1 - Wie Zuckerwatte mit Silberfäden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophia Bennett
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gar keine Hilfe.«
    Dann geschieht etwas außerordentlich Unerwartetes.
    Ich bin gerade dabei, die Folgen des Klimawandels in der Antarktis aufzuzählen, als ich zu Edie rüberschaue und sehe, dass sie ENTWÜRFE FÜR EIN T-SHIRT ZEICHNET.
    »Bist du ÜBERGESCHNAPPT?«, frage ich.
    Schuldbewusst blickt sie auf.
    »Oh, tut mir leid. Ich war mit meinen Gedanken woanders.«
    »Das ist MEIN Fachgebiet. Was ist das überhaupt?«
    Sie versucht, die Seite zu verdecken, aber ich ziehe ihr das Blatt weg und sehe es mir an. Edie hat in etwa so viel Talent zum Zeichnen wie ich, aber ich kann ungefähr erkennen, was sie vorhat. Die T-Shirts sind rosa, mit einem großen Herzen auf der Brust und einem Spruch darin. Sie probiert verschiedene Sprüche aus.
    Natürlich geht es bei Edie am Ende immer nur um Text, aber es ist zumindest ein Fortschritt.
    Ich schaue sie fragend an. Sie macht eine wegwerfende Geste.
    »Es sind nur so Ideen. Für Backstage-T-Shirts. Falls wir die Modenschau doch noch auf die Beine stellen. Falls Krähe es tut, meine ich natürlich. Ich dachte, wir könnten die Modenschau dazu nutzen, die Kampagne für die unsichtbaren Kinder bekannt zu machen. Mit Mode etwas Sinnvolles bewirken. Das machen Designer heutzutage, verstehst du?«
    Es ist so, als würde ich Edie erklären, dass Shakespeare Theaterstücke geschrieben hat.
    »Ist mir aufgefallen«, sage ich gereizt. »Katherine Hamnett hat es vorgemacht. Vivienne Westwood setzt sich zurzeit für Häftlinge ein. Die Models, die sie auf den Laufsteg schickt, tragen Plakate und Slogans auf den Schlüpfern.«
    »Stella McCartney ist total gegen Leder.«
    »ICH WEISS.«
    Gott, meine Freundin kann einem manchmal ganz schön auf die Nerven gehen.
    »Schon gut. Reg dich nicht auf. Was hältst du davon?«
    Sie zeigt mir die letzte Idee für einen Slogan. In dem Herzen auf dem T-Shirt steht: »Weniger Mode – mehr Menschlichkeit«.
    »Ein bisschen frech«, erkläre ich, »für ein Modenschaupublikum.«
    »Na ja, ich finde, sie müssen mehr tun. Außerdem ist es auch ironisch.«
    Sie probiert noch ein paar andere Sprüche durch, doch wir kommen immer wieder auf den ersten zurück.
    »Vielleicht lasse ich einfach mal ein paar T-Shirts machen und verkaufe sie über die Website«, sagt sie schließlich. Inzwischen haben wir es aufgegeben so zu tun, als würden wir Erdkunde lernen.
    »Du willst Sachen verkaufen?«
    »Nicht direkt. Da gibt es eine Firma, die den Verkauf für dich regelt, und das Geld geht weiter an deine gute Sache.«
    Ich fasse es nicht. EDIE entwickelt sich zu einer Modemogulin, und ich habe mir noch nicht mal einen Teekoch-Job geangelt.
    Der Montag kommt.
    Ich befinde mich in einem Gebäude in der Nähe der Oxford Street. Draußen ist es dunkel, doch die Lichter der Läden und Busse tauchen das ganze Viertel in freundliches oranges Licht. Ich stehe in einem Großraumbüro voller Schreibtische und einsamer Computer. Die meisten Leute sind schon nach Hause gegangen. Die fünf, die noch da sind – ein paar der Organisatoren der London Fashion Week und Amanda –, sitzen lässig auf verschiedenen Stühlen und Tischecken herum und halten Teebecher in der Hand. Sie wirken alle so freundlich und hilfsbereit,wie man sich nur vorstellen kann. Ich hatte noch nie größere Angst in meinem Leben.
    In dem Moment, als ich mich setze, wird mir mein erster Fehler bewusst.
    Ich hatte mich so darauf konzentriert, was ich bei dem Meeting sagen will, dass ich ganz vergessen habe, darüber nachzudenken, was ich anziehen soll. Also habe ich mir einfach die erstbesten Sachen aus meinem Kleiderschrank übergeworfen, die irgendwie sauber aussahen, und jetzt, wo ich mich umsehe, wird mir klar, dass in dieser Saison maskuline Anzüge und Bleistiftröcke angesagt sind. Neonblaue Schottenröcke, karierte Strumpfhosen und himbeerrote arktische Spinnwebwickeljacken weniger.
    Nervös schlage ich die Beine übereinander, dann schlage ich sie andersrum übereinander. Gott sei Dank ist Edie bei mir. Sie trägt natürlich einen ordentlichen gestreiften Rock mit passender Jacke und brauchte nur noch einen Hut, dann wäre sie für jede Society-Hochzeit perfekt gekleidet. Außerdem hält sie die Klappe, was in Anbetracht ihres diplomatischen Geschicks beruhigend ist.
    Ich habe noch nicht entschieden, wann ich die Bombe platzen lasse. Mir scheint, es wäre ein bisschen mit der Tür ins Haus gefallen, wenn ich gleich als Erstes damit herausrücke. Wahrscheinlich ist es am besten, eine

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