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Modemädchen Bd. 1 - Wie Zuckerwatte mit Silberfäden

Modemädchen Bd. 1 - Wie Zuckerwatte mit Silberfäden

Titel: Modemädchen Bd. 1 - Wie Zuckerwatte mit Silberfäden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophia Bennett
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ist verwundet. Er ist stumm und schreibt in einem Flüchtlingslager nahe der Grenze Gedichte. Er konnte nach Kenia fliehen. Er lebt in New York.
    Über die Website dringen die Informationen an Edie, aber die Experten, mit denen sie spricht, raten ihr, nichts von alldem zu glauben. Gerüchte aus Kriegsgebieten sind eine gefährliche Sache und vollkommen unzuverlässig. Wir müssen sie alle ignorieren. Natürlich sagen wir Krähe nichts davon. Selbst Edie hält dicht.
    Wir sagen auch Jenny nichts, und sie fragt nicht danach, weil sie andere Dinge im Kopf hat, was verständlich ist.
    In der Woche vor Weihnachten treffen wir uns nach ihrem Besuch bei Chanel im V&A. Das Café ist voller Menschen, die einen anstrengenden Weihnachtseinkaufsbummel in Knightsbridge hinter sich haben und ihre Füße ausruhen. Überall stehen Harrods-Tüten und es ist kaum noch ein Platz frei. Wie gewöhnlich bin ich zu früh und Jenny ist zu spät.
    »Wie ist es gelaufen?«, frage ich, sobald ich den Louis-Vuitton-Schal und die Sonnenbrille sehe.
    Sie hält inne, um den japanischen Touristen zuzulächeln, die sie angrinsen und begeistert »Kid Code« flüstern.
    »Ehrlich gesagt, es war ein bisschen deprimierend«, sagt sie leichthin, während sie sich aus dem Schal wickelt. »Ich meine, ich habe ja keine Modelmaße. Also konnte ich nicht direkt frei wählen. Wir haben das hier ausgesucht.«
    Auf dem Handy zeigt sie mir das Foto eines knielangen blassgrauen Chanel-Kleids mit einer Million Plisseefalten und versprengten Federn. »Aber es muss jede Menge geändert werden. Wir haben es gerade so über meinen Busen bekommen. Sie mussten eine Naht auftrennen, damit es über meine Hüften geht. Egal, ich habe eine krasse Diät vor mir. Und ich bekomme ein Paar neue Louboutins. Es wird toll aussehen.«
    Doch sie hat keine Lust, über die CHANEL-KLEIDER zu reden, die sie gerade anprobieren durfte. Sie will über Joe reden und über die Gerüchte um die geheimnisvolle, aufregende Schauspielerkollegin.
    »Siehst du?«, sagt sie.
    Langsam fange ich an es zu glauben. Schließlich war Jenny vor ein paar Monaten in allen Zeitschriften und sah fantastisch aus.
    »Und morgen habe ich Probeaufnahmen«, fährt sie glücklich fort, »für den Film auf Hawaii, von dem ich dir erzählt habe.«
    »Probeaufnahmen? Heißt das, du fliegst nach Kalifornien, heute noch?«
    »Nein. In Soho. Ich muss nur ein paar Sätze vor der Kamera sprechen. Das machen viele. Sie wollen meine Leinwandchemie mit Toby Linehan testen.«
    Toby Linehan hat in Harry Potter einen Hauselfen gespielt. Er ist vielleicht nicht Joe Yule, aber bei Jenny sprudelt die Chemie über und wird auch noch für ihn reichen.
    »Wen sollst du spielen?«
    »Na ja …«, antwortet sie ein bisschen verlegen. »Ein Mädchen, das die Cousine von einem Jungen ist, der altgriechische Botschaften entziffern kann. Sie reisen um die ganze Welt auf der Suche nach so einer verlorenen Stadt.«
    Es klingt, als hätten sie das Drehbuch von Kid Code genommen, am Computer per Befehl das Wort »Ägypten« herausgesucht und durch »Griechenland« ersetzt.
    »Toll!«, lüge ich. »Klingt großartig.«
    Später schicke ich Edie eine SMS, und wir sind uns einig, dass es eine schlechte Idee ist, die Jenny wahrscheinlich später mal bereuen wird.

  
    In den Weihnachtsferien verbringt Krähe viel Zeit in ihrem neuen Atelier, das sich in einer alten Schule in Battersea befindet. Im Grunde sieht es genauso aus wie Pablo Dodos Loft in Hoxton, nur auf der anderen Seite der Stadt. Innen ist alles karg und industriell, aber die Entwürfe an den Wänden sind natürlich viel schöner. Und ich habe darauf bestanden, dass es mindestens einen bequemen Sessel gibt.
    Zwischen all den Entwürfen hat Edie Krähe überredet, einen Blick auf das »Weniger Mode – mehr Menschlichkeit«-Logo zu werfen. Mit ein paar Bleistiftstrichen verändert sie die Form, indem sie das Herz aus lauter winzigen tanzenden Mädchen zusammensetzt, alle schwarz und mit Afro-Frisuren wie sie, und alle quietschvergnügt. Wir stellen uns vor, dass das die unsichtbaren Kinder sein könnten, wenn sie ein Zuhause hätten.
    »Das Logo können wir auch auf das Programm drucken«, sage ich. »Und auf die Geschenktüten.«
    Das muss ich mir aufschreiben. Inzwischen trage ich ständig ein Notizbuch mit mir herum, weil es UNGLAUBLICH ist, wie viel für Krähes sechs Minuten im Rampenlicht organisiert werden muss, und immer wenn einer von uns eine gute Idee hat, muss sie sofort

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